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Alpine A110 GT im SN-Test

Ausfahrt mit der letzten Alpine mit Verbrennungsmotor. Der exotische Zweisitzer aus Frankreich fährt am Schnittpunkt zweier Auto-Epochen.

Von der Seite kommt die einzigartige Formgebung der Alpine am besten zur Geltung.
Von der Seite kommt die einzigartige Formgebung der Alpine am besten zur Geltung.

Zugegeben, aus der Perspektive der aktuellen Lage - Stichwort Energiekrise - kann eine Testfahrt mit einem kleinen, sportlichen Zweisitzer heutzutage etwas deplatziert wirken. Noch dazu, wenn dieser Exot auf einem geradezu legendären Sportwagen basiert, dessen Wurzeln bis in die 1970er-Jahre zurückreichen.

Politisch korrekter Anachronismus: Alpine A110 GT verblüffend vernünftig

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Alpine, wie das aktuell einzige Modell A110 stellvertretend für die gesamte Marke meistens gerufen wird, jedoch als verblüffend vernünftig. Gemeint ist damit natürlich nicht der vergleichsweise winzige Kofferraum, dessen homöopathische 196 Liter auf das Fach hinter dem Mittelmotor und den "Frunk" über der Vorderachse verteilt sind. Vielmehr geht es darum, dass dieses kleine Schmuckkästchen von einem Auto geradezu wie ein Gegenentwurf zu den oft übermäßig großen und ressourcenintensiven Elektromodellen dient.

Mit knapp 1,2 Tonnen Leergewicht und einer Fahrzeughöhe von 1,25 Metern ist die Alpine nicht erst seit dem modernen SUV-Gigantismus ein sehr, sehr kleines Auto. Winkelt man sich zum ersten Mal in das enge, lederbezogene Cockpit, werden unwillkürlich Assoziationen mit einem engen Laufschuh wach. Hat man sich erst einmal in dem schmalen Sportsitz fixiert und die Oberschenkel links und rechts des niedlichen Lenkrads eingefädelt, wirkt die Sitzposition überraschend komfortabel. Unterstrichen wird dieser Eindruck vom vergleichsweise komfortablen Fahrwerk der GT-Variante. Diese kombiniert die höhere Leistung der Sportversion S mit dem langstreckentauglichen Set-up der Basisversion.

Aber zurück zur Vernunft: Mit seinen 300 PS, Heckantrieb und dem Vierzylinder-Benziner vor der Hinterachse ist und bleibt die Alpine selbstverständlich der Prototyp eines zweisitzigen Sportwagens. Setzt man die Fahrleistungen allerdings in Relation mit den etwas über sieben Litern, die die Alpine im Test verbrauchte, so kann sich das durchaus sehen lassen. Vor allem weil in Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck beim Bau eines so kleinen, leichten Autos natürlich viel weniger Ressourcen notwendig sind.

Spannenderweise bringt das Mittelmotor-Konzept der Alpine einige Vorteile mit sich, die auch moderne E-Autos auszeichnen - allem voran die ausgeglichene Gewichtsverteilung zwischen den Achsen. Umso interessanter wird es zu beobachten, ob die Nachfolgerin der aktuellen Benziner-Alpine die Kernwerte des Modells in die Elektro-Ära wird übernehmen können. Glaubt man den Franzosen, so soll die E-ternité nur 258 Kilogramm schwerer werden als die aktuelle A110.

Bis dahin kann man sich an den Eigenheiten der Alpine erfreuen: Die Fensterheber in der Mittelkonsole, die Lautstärkenregelung fürs Radio am Lenkradstock und das Handschuhfach an der Cockpit-Rückwand zwischen den Sitzen - daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

IM TEST



Alpine A110 GT
Zweisitziger Mittelmotor-Sportwagen, Vierzylinder-Benziner, 221 kW/300 PS, Heckantrieb,
7-Gang-DKG, Verbrauch lt. Werk 6,8 l/100 km, 153 g CO2/km, im Test 7,1 l. Preis 77.654 Euro.

Was gefällt:
Die gelungene Retro-Optik macht die Alpine zu einem der schönsten Autos aktuell.

Was weniger gefällt:
Die Renault-typische Plastikkarte als Schlüssel wirkt bei der Alpine noch deplatzierter.

Was überrascht:
Dass die Alpine neben Mini und Fiat 500 das einzige erfolgreiche Retro-Konzept ist.

Perfekt für:
Singles und Puristen, die am liebsten ohne Gepäck und Freunde verreisen.