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Berlin Calling: Tesla Model Y Performance

Das erste Tesla-Modell aus der neuen Gigafabrik in Berlin-Brandenburg im Test. Mit der Performance-Version des Model Y hält Tesla die Konkurrenz auf Distanz.

Ganz in Schwarz: die Performance-Variante des Tesla Model Y.
Ganz in Schwarz: die Performance-Variante des Tesla Model Y.

Kritiker der Elektromobilität verweisen zu Recht immer wieder auf den ökologischen Rucksack moderner E-Modelle. Dieser entsteht bereits während der Produktion der Autos. Vor allem der ressourcenintensive Akku sorgt dafür, dass ein schwerer und leistungsstarker Oberklassestromer je nach Fahrstil und Kilometerleistung ein bis drei Jahre bewegt werden muss, bis sich die CO2-intensive Herstellung amortisiert hat.

Im Fall von Tesla entfiel ein kleiner, aber dennoch relevanter Anteil dieser Vorabemissionen bisher stets auf den Transport der Neuwagen per Schiff von den Fabriken in den USA oder China nach Europa. Zumindest damit ist ab sofort Schluss, denn ab sofort baut der US-Elektropionier sein Mittelklasse-SUV auch in der kürzlich eröffneten Fabrik in der Nähe von Berlin. Direkt von dort schickte man eine nagelneue Performance-Version des Model Y in die eben erst bezogene Tesla-Residenz in Salzburg-Aigen, wo uns das 562 PS starke Zwei-Tonnen-Bröckerl übergeben wurde.

Die Erwartungshaltung gegenüber dem ersten Berliner Tesla war groß

Nicht umsonst steht das Label "Made in Germany" weltweit für die buchstäbliche deutsche Gründlichkeit. Zweifelsfrei hat man bei dem Hersteller aus Kalifornien in den letzten Jahren massiv dazugelernt. Grobe Verarbeitungsmängel, wie sie noch in der ersten Generation des Model S die Regel waren, findet man in den heutigen Fahrzeugen keine mehr. Zwar wird aus einem Tesla über Nacht kein zweiter Mercedes oder Porsche - vor allem an banalen Teilen wie der völlig impraktikablen Kofferraumabdeckung merkt man, dass man im Dunstkreis von CEO Elon Musk mehr über Software nachdenkt als über kleine Details des Alltags. Aber wer es mit dem Millimeterzählen bei den Spaltmaßen nicht zu genau nimmt, kann mit dem Model Y durchaus langfristig glücklich werden.

Dazu kommt, dass die bevorzugte Zielgruppe ohnehin auf ganz andere Dinge achtet. Typische Tesla-Tugenden wie etwa das schnörkellose Design, der superaufgeräumte Innenraum oder die sagenhafte Gummiband-Beschleunigung, die den Y in nur 3,7 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt, lassen den ein oder anderen Verarbeitungsfauxpas schnell vergessen. Wenngleich ein Porsche Taycan Turbo S sogar noch eine Sekunde schneller ist, bleibt das Gefühl der völlig geräuschlosen Beschleunigung in einem Tesla etwas ganz Besonderes.

Ein weiterer Erfolgsbaustein ist mit Sicherheit auch die bis nahe an die Perfektion heran programmierte Bedienungsergonomie des zentralen 15-Zoll-Bildschirms. Wirkte es vor einigen Jahren noch befremdlich, einen Großteil der Funktionen mittels mittigen Touch-Displays zu bedienen, so zeigen die mehr oder weniger gelungenen Kopien anderer Hersteller, wie weit man bei Tesla der Konkurrenz diesbezüglich enteilt ist. Anders formuliert: Wem das Kunststück gelingt, das Verstellen der Außenspiegel in einem Software-Untermenü als halbwegs praxisnah zu verkaufen, dem darf man auch zutrauen, in absehbarer Zeit selbstfahrende Autos zu bauen.

Auto entsperren mit Smartphone-App

Beispielhaft für die Herangehensweise von Tesla ist das Prozedere, das Auto zu entsperren. Bevorzugtes Mittel der Wahl ist die dazugehörige Smartphone-App. Die richtigen Hakerl in den Handy-Einstellungen und die aktive App vorausgesetzt, erkennt das Auto den Fahrer selbstständig und öffnet bzw. startet in magischer Sesam-öffne-dich-Manier. Umso patscherter schaut es mit leerem Handy-Akku aus: Dann muss man halt die Chipkarte an die B-Säule halten.

In Sachen Fahrgefühl steht die Performance-Version des Model Y der europäischen Nobelkonkurrenz in nichts nach. Die Kombination aus 21-Zoll-Felgen mit Niederquerschnitt-Bereifung, strafferem Fahrwerk und Carbon-Heckspoiler macht nicht nur optisch einiges her, es verwandelt das nicht gerade leichte SUV in einen ernst zu nehmenden Kurvenräuber. Oder wahlweise auch in einen vernünftigen Alleskönner, der im Gegensatz zum Model 3 einen wirklich familientauglichen Kofferraum hat. Vorausgesetzt, man lässt die Kofferraumabdeckung zu Hause.

IM TEST



Tesla Model Y Performance


Fünftüriges Elektro-SUV, Dual-Motor, je ein E-Motor an Vorder- und Hinterachse, max. 413 kW/562 PS, 660 Nm Drehmoment, Allrad. Reichweite/Verbrauch: 514 km/17,1 kWh (lt. WLTP), im Test: 19,2 kWh., max. Ladeleistung : 11 kW (DC), 250 kW (AC). Preis Testfahrzeug: 67.070 Euro.

Was gefällt:
Die enorme Bandbreite aus Effizienz und Power, aus smarter Software und solider Hardware.

Was weniger gefällt:
Das Wissen, dass die internen Kameras ständig alles mitfilmen. Hat was von George Orwell.

Was überrascht:
Der recht moderate Verbrauch von rund 19 kWh für zwei Tonnen und 562 PS.

Perfekt für:
Alle, die ihr bisheriges Repertoire von schwarzen Audis/BMWs/Porsches erweitern wollen.