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Der VW Caddy punktet nun auch mit Komfort

VW verpasst seinem (Fast-)Alleskönner eine Extraportion Golf-Feeling und gibt dem Diesel noch eine Chance.

Als fesches Familienraumschiff gibt es den Caddy auf Wunsch auch als Siebensitzer.
Als fesches Familienraumschiff gibt es den Caddy auf Wunsch auch als Siebensitzer.

Das Image von blechern und rumpelig wirkend begleitet den Caddy seit seinem Start gegen Ende der Siebzigerjahre. Mehr Nutzfahrzeug als Limousine eben. Zwar gewöhnten die Volkswagen-Entwickler dem Auto das Ruppige im Laufe der Jahre mehr und mehr ab, aber Vorurteile halten sich hartnäckig. Jetzt verpuffen die letzten Reste dieser Einschätzung. Wer mit dem Caddy in fünfter Generation losfährt, spürt sofort: So viel Nähe zum Stammvater Golf hatte der kompakte Lademeister noch nie. Bei Zuordnungen wird der Caddy meist Hochdach-Kombi genannt. Aber wer Van (steht für variabel, geräumig) sagt, liegt auch nicht falsch und sogar das SUV schimmert durch, zumal es auch die neue Auflage bald wieder mit Allradantrieb geben wird. Es lässt sich also viel anstellen mit einem Caddy - und das schon in der getesteten 4500 Millimeter langen Normalversion. Der verlängerte Maxi bringt es sogar auf 4853 Millimeter.

Zwei Fahrzeuge in einem

Fahrzeuge mit hohem Nutzwert in eine ansprechende Form zu bringen ist eine hohe Kunst. Meist hört die Fantasie ab dem Mittelteil auf. Nicht so beim Caddy, dessen Front die Nähe zum Golf VIII unterstreicht und der dank geschickter Rundungen und Kanten an den Flanken sowie im Heck durchgehend frisch erscheint. Die praktischen Schiebetüren fügen sich harmonisch ein. Genau betrachtet haben wir es mit zwei Fahrzeugen in einem zu tun. Am Steuer erinnern nicht nur die hervorragenden Sitze an einen komfortablen Reisewagen. Auch bei der Geräuschdämmung und bei der Fahrwerksabstimmung hat sich viel getan. Der Caddy verfügt zwar immer noch über eine Starrachse hinten, was dem Grundkonzept "robuster Transporter" geschuldet ist, aber die antiquierten Blattfedern wurden durch Spiralfedern ersetzt. Da rumpelt nun wirklich nichts mehr. Ab der Rückenlehne geht es um die Nutzung des Platzes. Die drei (nicht mehr ganz so bequemen) Sitze lassen sich im Verhältnis 2:1 klappen und ausbauen. Die komplette Entfernung ergibt ein stattliches Laderaumvolumen von 3030 Litern bei 1,2 Metern Höhe. Das lässt erahnen, warum die Ausführung des Caddy als Kastenwagen bei Gewerbetreibenden so beliebt ist. Da der klassische Van immer seltener gebaut und ein Raumwunder namens SUV nicht von jedermann und jederfrau geliebt wird, bietet sich der verfeinerte Caddy als Wunschauto für Familien geradezu an. Selbst eine Hundebox nimmt nicht zu viel Platz weg. Bei der Ausstattung mit Assistenzsystemen liegt der Caddy bis hin zum Front-Assist (Gefahren erkennen und im Fall des Falles Notbremsung einleiten) auf der Höhe der Zeit. Der kernige 122 PS starke Turbodiesel in Verbindung mit dem DG7-Automatikgetriebe glänzt zweifellos als Sahnestück in der angebotenen Antriebspalette. Ein Auskommen mit sechs Litern im Schnitt ist möglich und bei der Abgasentgiftung lässt der in die Schlagzeilen geratene VW-Konzern nun besondere Sorgfalt walten. Zur Reduktion von Stickoxidemissionen sind zwei SCR-Katalysatoren mit doppelter Harnstoffeinspritzung an Bord. Entgegen dem allgemeinen Trend ist der TDI-Motor als Vier- und nicht als Dreizylinder konstruiert, was Technikfreaks ein weiteres Kaufargument beschert. Wahrscheinlich handelt es sich um ein letztes Aufbäumen der Verbrennertechnologie vor der angestrebten Wachablöse in Richtung E-Mobilität. Ein Hybrid ist bereits angekündigt.

Im Test: VW Caddy TDI

Hochdach-Kombi, Vierzylinder-Turbodiesel, 1968 ccm Hubraum, 90 kW/122 PS, DG7-Automatik, Verbrauch (WLTP) 5,1 l (im Test rund 6 l), CO2 134 g/km, Preis (Line Move mit Extras) 44.923 Euro, Basis-Caddy ab 23.333 Euro.

Was gefällt:
Überzeugt als strapazfähiger Transporter wie auch auch gediegenes Reisemobil.

Was weniger gefällt:
Die Menüführung im digitalen Cockpit.

Was überrascht:
Der hohe Komfort der Vordersitze.

Perfekt für:
Alle, die es schätzen, nicht überlegen zu müssen, wer/was zu Hause bleiben muss.