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Im Test: Ford Ranger Raptor

Der sanfte Dino: Raue Pick-up-Schale mit weichem Kern. Beim Ford Ranger Raptor verbindet sich der Geschmack von Abenteuer mit dem Duft gehobenen Komforts.

Pick-ups haben bei Ford eine lange Tradition.
Pick-ups haben bei Ford eine lange Tradition.

Achtzylinder? 400 PS? Wendekreis wie ein Ausflugsschiff? All das schwirrt beim Anblick eines Ford Ranger Raptor durch den Kopf und nichts davon kommt der Realität nahe. Ja, das Auto ist ein ziemlich großes Trumm. Aber es ist kein PS-Protz mit bedenklicher Ökobilanz. In diesem Pick-up stecken viele Überraschungen. Dazu gehört auch, wie souverän es mit seinen fast 5,4 Metern Länge enge Kurven meistert.

Nach den Eckdaten haben wir es eindeutig mit einem Nutzfahrzeug zu tun. Die Ladefläche beträgt 1,58 x 1,56 Meter, erlaubt sind 620 kg Zuladung und 2500 kg Anhängelast. Zulässiges Gesamtgewicht: 3130 kg. Wer sich für ein geländegängiges Pick-up entscheidet, denkt auch an Einsätze abseits von Asphalt. Dafür sind beim Ranger Raptor 283 Millimeter Bodenfreiheit, 85 Millimeter Watttiefe sowie ein zuschaltbarer Allradantrieb inklusive Sperrdifferenzial wertvolle Zutaten.

Der Raptor: Wie vom Edeltuner verfeinert

Mit diesen Eigenschaften ist der Raptor vom Pick-up-Grundmodell Ranger nicht allzu weit entfernt und das würde den fast doppelt so hohen Einstiegspreis (62.070 zu 32.850 Euro) nicht rechtfertigen. Aber der Raptor, das ist eine eigene Liga. Er ist wie ein vom Edeltuner verfeinerter Ranger. Es wurde weit mehr als nur an der Optik gearbeitet. Dabei hat schon die Optik mit dem selbstbewusst großen Ford-Schriftzug in der markant zugeschnittenen Front und den mächtigen Offroad-Reifen einiges zu bieten. Anstelle eines großvolumigen Spriträubers nach US-Pick-up-Tradition werkt an Bord ein doppelt aufgeladener Vierzylinder-Turbodiesel mit knapp zwei Litern Hubraum. Der Motor entwickelt einen zum Auftritt passenden sonoren Sound und seine 213 PS reichen für zügiges Vorankommen. Beim Verbrauch zeigt sich, welche Fortschritte die Motorentechnik gemacht hat. Trotz ungünstiger Aerodynamik und der Walzen von Reifen bleibt der Wert im Normalbetrieb bei rund zehn Litern. Mit zugeschalteter Allradpower und bei voller Beladung geht es natürlich in höhere Regionen. Gegenüber dem einfachen Ranger gibt es im Raptor an der Hinterachse Schrauben- statt Blattfedern. Das verringert zwar die Nutzlast und mag die Klettereigenschaften verschlechtern, bringt aber viel für den Komfort auf Landstraßen und Autobahnen.

Viele Möglichkeiten und viele Annehmlichkeiten

Damit sind wir beim Hauptargument für die Anschaffung dieses Autos: Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in Verbindung mit ebenso vielfältigen Annehmlichkeiten. Die Materialien, die Verarbeitung - da erinnert vieles an Premium-Limousinen. Die Sitze sind von Ford mit dem Wörtchen Sport versehen, aber Luxus würde genauso gut passen. So ein Kompromiss zwischen Haltgeben und Entspannungbieten gelingt selten. Das massive, mit weichem Leder überzogene Lenkrad passt wunderbar dazu. Die übrigen Bedienungselemente wirken aber zu klein geraten. Die Elektronikausstattung übertrifft den in Automobilen gewohnten Standard. Mit dem Ford Pass Connect Modem lassen sich etwa via WLAN bis zu zehn Geräte verbinden. Der Raptor als Hotspot für die Versorgung einer Almhütte.



Ford Ranger Raptor

Pick-up-Doppelkabine, Vierzylinder-Bi-Turbodiesel, 1996 ccm Hubraum, 156 kW/213 PS, 10-Gang-Automatik, Heckantrieb, Allrad zuschaltbar, Verbrauch (WLTP) 8,9 l Diesel, CO2 233 g/km, Preis ab 62.070 Euro.

Was gefällt:
Der gebotene Komfort in einem Auto, das als Nutzfahrzeug konzipiert ist.

Was weniger gefällt:
Tasten, Regler und das Display könnten eine Nummer größer ausgeführt sein.

Was überrascht:
Dass in einem Riesen auf vier Rädern die Vierzylindermaschine nicht schwachbrüstig wirkt.

Perfekt für:
Offroad-Freaks, die über Stock und Stein das Flair eines Wohnzimmers schätzen.