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Im Test: MG EHS PHEV - MG ohne Nostalgie

Traditionell ist nur der Name. Über China in Europa zurück, knüpft MG mit viel Platz und einer Steckdose nicht an alte Zeiten an.

Alt trifft Neu: Mit dem Namensvetter hat der neue MG gar nichts zu tun.
Alt trifft Neu: Mit dem Namensvetter hat der neue MG gar nichts zu tun.

Zwei harte Sitze nah am Asphalt und rohe Kräfte am Lenkrad - so liebten und lieben die Leute ihre englischen Sportwagen. Ein Fixstern: die Marke MG, im Jahr 1923 als Morris Garages gegründet mit einer Hochblüte zwischen 1950 und 1980. Dann ging es bergab bis zur Einstellung der Produktion. Im Jahr 2005 wanderten die Markenrechte nach China. Heute gibt es wieder Fahrzeuge mit dem MG-Emblem, aber mit erhöhter Sitzposition und jeder Menge elektronischer Helfer.

MG EHS PHEV: Vorn ein bisschen Mazda und hinten ein bisschen Mercedes

Mit MG an alte Zeiten anknüpfen, das ist nicht die Absicht der SAIC Motor Corporation Limited, der größten chinesischen Gruppe in den Geschäftsfeldern Auto, Motorrad und Teile. Die Magie der beiden Buchstaben soll auf familientaugliche Fahrzeuge übergehen, und ohne Elektromotor an Bord geht nichts. Dem SUV-Stromer MG ZS EV folgte der getestete MG EHS, ein Plug-in-Hybrid mit gleicher Karosserie. Vergleiche wie vorn ein bisschen Mazda und hinten ein bisschen Mercedes sind nicht aus der Luft gegriffen. Das macht hierzulande auch den Zugang zu einem Auto leichter, das auf dem Papier ein typischer Exote wäre. Eigenständig, gemütlich und hochwertig verarbeitet präsentiert sich das Innere. Leder dominiert. Eine Klasse für sich sind die wohlgeformten Sitze - auch in Reihe zwei.

Ein MG mit Benzin- und Elektromotor

Die erste Ausfahrt verlief im Gegensatz zum ersten Eindruck ernüchternd. Die Lenkung fühlte sich indirekt an und auch die Fahrwerksabstimmung hielt nicht das, was nach diversen Testberichten zu erwarten war. Nach einem Halt rührte sich gar nichts mehr. "Schlüssel nicht erkannt", war auf dem Display zu lesen. Pannendienst. Der Spezialist setzt das Auto wieder in Betrieb. Mit der Empfehlung, in die Werkstatt zu fahren. Dank Partner Denzel ist das Netz dicht im Land. In der Halle Software-Update. Losfahren kein Problem. Lenkung exakt. Federung knackig abgestimmt. Der MG wirkt wie frisch ausgeschlafen.

So ändern sich die Zeiten. Beim legendären Roadster MG B hätte für die Pannenbehebung ein Schraubenschlüssel gereicht. Im E-Modus gibt es nach WLTP-Norm eine Reichweite von 52 Kilometern, es werden beim ersten Mal passable 45 Kilometer im Stadtverkehr. Damit wird der MG EHS dem Anspruch gerecht, zwei Autos in einem zu sein. Der 122 PS starke E-Motor kommt mit der Aufgabe, das 1775 Kilogramm schwere Auto auch allein flott voranzubringen, bestens zurecht. Im Nahverkehr haben wir es mit einem vollwertigen Elektroauto zu tun. Und wenn die derzeitigen Versprechungen umgesetzt werden, sprießen in naher Zukunft die Ladestationen wie Schwammerl im warmen Regen aus dem Boden. Mit zugeschaltetem Vierzylinder steht eine Systemleistung von 258 PS zur Verfügung. Der Hybridbetrieb bleibt nur aufrecht, solange die Batterie über ausreichend Ladung verfügt. Eine technisch mögliche unbegrenzte Vollhybridfunktion ist nicht an Bord. Damit hängt der durchschnittliche Benzinverbrauch stark von den Gegebenheiten ab und schwankt zwischen rund vier und rund sieben Litern. Spannend: Durch eine ausgeklügelte Zehngang-Automatik läuft auch bei reinem Benzinbetrieb die Kraftübertragung so harmonisch, dass sich E-Auto-Feeling einstellt. Angeboten wird der erste Plug-in-Hybrid von MG derzeit als Aktion ab 32.240 Euro.

IM TEST

MG EHS PHEV

SUV, Plug-in-Hybrid, 1,5-Liter-Turbobenziner 119 kW/162 PS, 250 Nm, E-Motor: 122 PS (90 kW), 230 Nm, Systemleistung 258 PS (190 kW), Akku 16,6 kWh, Ladezeit 4:30 Stunden, Zehngang-Automatik, Vorderradantrieb, Reichweite E-Modus (WLTP) 52 km, Verbrauch (WLTP) 1,8 l (CO2 43 g/km), im Test 4 bis 7 l je nach Akkustand. Preis: ab 32.240 Euro.

Was gefällt:
Dass der Exote auf dem Papier in keiner Phase an einen Exoten erinnert.

Was weniger gefällt:
Inmitten von modernen Assistenzsystemen wurde auf das klassische Instrument Drehzahlmesser für den Benzinmotor verzichtet.

Was überrascht:
Materialauswahl und Anmutung im Inneren. Beides wäre auch einer höheren Preiskategorie würdig.

Perfekt für:
Zeitgenossen, die auf Parkplätzen gern Fragen zum Auto beantworten.