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Im Test: VW Golf VIII - Leicht getrübte Freude über ein Wiedersehen

Auch im Golf VIII ist der GTI ein Highlight mit Tradition und viel Technik. Fehlerfrei ist er aber nicht immer.

Viel Licht, aber auch Schatten: der neue Golf GTI im Test. gk
Viel Licht, aber auch Schatten: der neue Golf GTI im Test. gk

Wiedersehen macht Freu(n)de. Ein GTI im Test. 36 Jahre nachdem ich meinen ersten und einzigen GTI privat gekauft hatte (Golf II). Damals 1,8 Liter, 112 PS. Heute mehr als doppelt so viel Leistung (245 PS). Und der Preis ... Fragen Sie lieber nicht. Auch ein Dauerbrenner wie der Golf wird über die Jahre nicht billiger.

Was bietet der aktuelle GTI?

Fahrerlebnis im Sinn der besten Tradition. Handling, Traktion, Kurvenverhalten, Bremsen, alles so, wie man es von einem sportlichen Kompakten erwartet. Die Überraschung: der Verbrauch. Bei längeren Überlandfahrten, Autobahn mit Tempomat und Eco-Modus, deutlich unter sieben Liter. Ein Megastau auf der A1 war lehrreich: Motor abstellen war wegen der Hitze und damit Verzicht auf die Klimaanlage nicht sinnvoll. Und beim Stauen konnte man beobachten, wie schnell der Verbrauch in die Höhe schnellt. Von 7,5 bis 9,2 Liter … Aber dennoch: Der erzielte Testschnitt von 6,9 Litern liegt unter der Werkangabe für den Mix.

Der Golf GTI hat natürlich alle möglichen elektronischen Helferlein an Bord. Was der Sicherheit dient (dienen soll), überrascht auch manchmal: Der vorausschauende Tempomat (dann kommt z. B. in den Armaturen die Anzeige "80 erkannt") bremst gefühlt einen halben Kilometer vor einer Beschränkung ein. Wer dann links aus dem Fenster blickt, erlebt Menschen, deren Blicke (oder Handzeichen an der Stirn) alles sagen. Da wird Sicherheit zur Bevormundung. Bequem ist, dass der intelligente Tempomat bei Ende des Limits wieder auf die ursprüngliche Geschwindigkeit beschleunigt. Aber nur bis maximal 130 km/h. Auch wenn vorher mehr eingestellt war (bei den Nachbarn, eh klar).

Kein Nachteil ohne Vorteil: In eine Radarfalle tappt man mit diesem System nicht. Leider erkennt es auch hin und wieder ein Limit, das es so gar nicht gibt: Einen 110er auf der Autobahn bei freier Fahrt, oder gar einen 10er im Stadtverkehr, wo 50 gilt … Da schwindet das Vertrauen.

Funktion gerade nicht verfügbar - Bitte warten!

Schwächen zeigt leider auch das Infotainment noch 21 Monate nach der Markteinführung des Achter-Golfs. Beispiele aus zwei Testwochen: "Radio/Medien: Leider ist die Funktion gerade nicht verfügbar. Bitte warten …" scheint da im Display auf. Oder es gab über eine halbstündige Fahrt keinen Radioempfang. Nach längerer Pause war beim Neustart alles wieder da. Auch der einmalige Ausfall der Rückfahrkamera verwunderte. Der 54.000 Euro teure Testwagen kommt zwar mit Extras wie Pano-Glasschiebedach, adaptiver Fahrwerksregelung, 19-Zöllern, Harman-Kardon-Sound und eben vielen Assistenzsystemen, doch muss man die Sitze (Stoff im traditionellen GTI-Karo) händisch verstellen und die Heckklappe manuell öffnen.

VW Golf GTI

Vierzylinder-Turbobenziner mit Direkteinspritzung, 1984 ccm, 180 kW/245 PS, 370 Nm, Siebengang-DSG, Frontantrieb, 1463 kg, zulässig 1950. Spitze 250 km/h, Verbrauch 7,3- 8,4 l/100 km (167-191 g CO2/km), im Test: 6,9 l. Preis 43.973 Euro, Testwagen 54.750.

Was gefällt:
Das Fahrerlebnis. Ein GTI ist halt (noch immer) ein GTI.

Was weniger gefällt:
Was bei 54.000 Euro Neupreis alles NICHT enthalten ist.

Was überrascht:
Dass das Infotainment manchmal unzuverlässig ist.

Perfekt für:
Ausflüge zu zweit über selektive Bergstraßen. Für den Wochenendeinkauf zu schade.