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Im Verzicht liegt die Kraft des ARI 901

Der Nischenhersteller ARI steigt mit dem Elektrotransporter 901 in die Klasse bis 3,5 Tonnen ein. Die Prinzipien bleiben: Nur das Nötigste soll an Bord sein.

Auf das Wesentlichste reduziert: der ARI 901. Ari heißt übrigens auf Japanisch Ameise.
Auf das Wesentlichste reduziert: der ARI 901. Ari heißt übrigens auf Japanisch Ameise.

Schon die ersten Meter mit dem ARI 901 zeigen: Hier vermischen sich auf spannende Art Epochen der Automobilgeschichte. An die Fünfzigerjahre erinnern die Enge in der Kabine und die Federung, die auf Unebenheiten beleidigt reagiert. Damals qualmten die Autos. Heute surrt hier ein kerniger Elektromotor und die Reichweite überschreitet die Marke von 200 Kilometern deutlich. Zumindest im Sommer. Das genügt für die Zielgruppe - Gewerbetreibende aller Art im urbanen Raum.

ARI Motors ist in der Nähe von Leipzig beheimatet und machte sich in den vergangenen Jahren mit elektrischen Klein- und Kleinstfahrzeugen sowie mit Arbeitsgeräten für den Bauhof einen Namen. "Wir verkaufen Werkzeuge, auch wenn es sich um Automobile handelt", schildert Thomas Kuwatsch, ein Mitbegründer des Unternehmens, "wir haben sehr pragmatische Kunden. Sie brauchen keine Sprachbedienung und keine belüfteten Sitze. Vielleicht fahren sie privat ein SUV, aber für ihren beruflichen Alltag schätzen sie die Einfachheit unserer Produkte."

Aufsehen erregte ARI erstmals im Jahr 2019 mit dem Typ 458, "Deutschlands kleinstem Lkw" im Playmobil-Look mit 3,15 Metern Länge und 530 kg Nutzlast. Schon dieser Winzling glänzte mit variablen Aufbauten.

Alles soll möglichst einfach sein bei ARI

Mit dem 901 geht es nun erstmals in die österreichische Nutzfahrzeugklasse N1 (bis 3,5 t Gesamtgewicht). Im Design weniger markant, dafür mit 885 Kilogramm möglicher Zuladung und rund viereinhalb Metern Länge. Die ARI-Philosophie setzt trotz größerer Fahrzeuge weiterhin auf Verzicht. Alles soll möglichst einfach sein. Sogar Zurrösen für den Laderaum sollen nur bestellt werden, wenn man sie wirklich braucht. Orderbarer Luxus beschränkt sich auf Rückfahrkamera, Klimaanlage und Freisprecheinrichtung, jeweils in einfacher Qualität. Tönt etwa Adele aus den Lautsprechern der DAB+-Empfangsanlage, erscheint ihr Bild im kleinen Display. Das wirkt schon verschwenderisch.

Wir fuhren den Kastenwagen mit zwei Plätzen vorn, zwei Schiebetüren zum Beladen und einer großen Heckklappe ohne Fenster. Ein Innenrückspiegel fehlt somit. Das braucht Gewöhnung. Ebenso wie der Umstand, dass beim Drücken des Pedals die Beschleunigung erst nach kurzer Verzögerung einsetzt. Laut Thomas Kuwatsch ist dies Absicht. "Die meisten Elektroautos schießen los. Da kann schnell ein Poller oder Ähnliches im Weg stehen. Die gewollte Verzögerung erhöht die Aufmerksamkeit."

Einsatzmöglichkeiten des 901 sind vielfältig

Die in China entwickelte Grundkonstruktion bewährt sich seit vielen Jahren im asiatischen Raum - mit Verbrennern und Frontantrieb. In Europa wird das Auto in vielen Punkten überarbeitet und der Elektromotor mit 60 kW/82 PS treibt die Hinterachse an. An der Spurführung ist nichts auszusetzen, offen bleibt die Frage, wie der 901er auf winterliche Verhältnisse reagiert. ARI bietet Solarmodule für das Dach an. Eine Verlängerung der Reichweite von bis zu 30 Kilometern geht sich damit aus. Aber die Sonnenenergie könnte auch die Anlage für einen Kühlwagenaufbau speisen. Die Möglichkeiten für den Einsatz des 901 sind vielfältig. Sogar eine Kipperversion wird angeboten. Zu erwerben sind die Fahrzeuge im Direktvertrieb.

Alles Wissenswerte über Kauf, Förderungen und Service ist unter www.ari-motors.com zu finden. ARI leitet sich übrigens vom japanischen Wort für Ameise ab.

IM TEST




ARI 901
Kastenwagen, Elektromotor, 60 kW/82 PS, Hinterradantrieb mit Einganggetriebe, L/B/H 4430/1630/1940 mm, Laderaum L/B/H 2300/1440/1300 mm, Bodenfreiheit 23 mm, Zuladung 885 kg, Batteriekapazität 40 kW/h, Ladedauer 2,3 kWh max. 8 Stunden, Reichweite (WLTP) 240 km, Preis ab 35.995 Euro zzgl. MwSt., abzgl. Förderungen.

Was gefällt:
Die Reduktion auf das Wesentliche zeigt, welcher Ballast anderswo mitgeführt wird.

Was weniger gefällt:
Die in den Fußraum ragenden Radkästen engen den Platz für die Beine stark ein.

Was überrascht:
Wie mühelos dieses bescheiden motorisierte Fahrzeug im Verkehr mitschwimmt.

Perfekt für:
Kostenbewusste Gewerbetreibende, die den Streckenplan ihrer Fahrzeuge genau kennen und häufig Einsätze in verkehrsberuhigten Zonen haben.