SN.AT / Leben / Mobilität

Mein Name ist Wrangler, Jeep Wrangler

Die Neuauflage der Gelände-Legende. Die SN testet den neuen Jeep Wrangler.

Optisch erinnert der Jeep Wrangler an einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten.
Optisch erinnert der Jeep Wrangler an einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten.

Autos vom Schlage eines Wrangler gibt es nicht mehr viele auf unseren Straßen. Optisch wäre da vielleicht die G-Klasse von Mercedes, wobei die mit ihren fast übertrieben starken Motorisierungen und all dem Klimbim innen und außen nur noch wenig mit dem alten Puch G gemein hat. Und ansonsten wäre da vielleicht noch der Suzuki Jimny, der dem Jeep zumindest in Sachen Mut zum Weglassen ebenbürtig ist.

Vorweg muss man natürlich feststellen, dass auch die vierte Generation des Jeep Wrangler ein echter automobiler Dinosaurier ist. Während überall sonst über alternative Antriebe, Dekarbonisierung und Digitalisierung geredet wird, wirkt der starrachsige, diesel-knurrige Wrangler so modern wie ein Nokia-Knochen aus den späten Neunzigern in einem Apple Shop. Und offen gesagt: Es ist auch gut so. Sobald man in einem Jeep Platz nimmt, fängt man sofort an, darüber nachzudenken, wozu dieses Auto imstande ist. Und wozu man als Lenker dieses Autos befähigt wird. Eines ist klar: Wenn in nicht allzu ferner Zukunft die meisten Autos flüsterleise von Strom angetrieben werden und intelligente Verkehrsleitsysteme Staus den Kampf ansagen, ist dieses Fahrzeug wunderbar dazu geeignet, gegen den Storm zu schwimmen. Einfach einmal im rechten Winkel von der Straße abzubiegen, ohne wirkliches Ziel. Einfach deshalb, weil man Lust darauf hat, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Allerdings: zu viel tagträumen sollte man im Wrangler nicht. Beschleunigt man auf nassem Asphalt allzu sorglos aus der Kurve, holt einen das ausbrechende Heck augenblicklich ins Hier und Jetzt zurück. Schon klar: Ein kurzer Griff zum herrlich analogen Wahlhebel für den zuschaltbaren Allradantrieb, und die eben noch schwänzelnde Hinterachse läuft wieder brav hinterher. Allein der manuelle Wechsel zwischen Zwei- und Vierradantrieb ist heutzutage schon fast in Vergessenheit geraten. Das gilt auch für die außen liegenden Scharniere, mit denen man auf Wunsch die Frontscheibe(!) des Wrangler umklappen kann. Natürlich erst, wenn man zunächst die herausnehmbaren Dachelemente mit einem Inbus fachkundig entfernt hat. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt entfällt dieser Praxistest aus nachvollziehbaren Gründen. Auch wenn der Wrangler auf den ersten Blick so gut wie unverändert auf die 2020er-Jahre zusteuert, kommt er in Sachen Modernisierung nicht ganz ungeschoren davon. Mit rund 2,1 Tonnen ist er knapp 100 Kilogramm leichter als sein Vorgänger, und auch die 8-Gang-Automatik ist voll auf Höhe der Zeit. Umso ungewohnter wirken dabei Features wie Touchscreen, Rückfahrkamera und Smartphone-Anbindung. Doch Vorsicht: Sagen Sie niemals SUV zu ihm!

Im Test: Jeep Wrangler Unlimited Sahara 2.2

Test Jeep Wrangler Unlimited Sahara 2.2
Antrieb Vierzylinder-Turbodiesel, 2143 ccm, 147 kW/200 PS, 450 Nm bei 2000 U/min., Acht-Gang-Automatik, Allradantrieb (variabel).
Maße/Gewichte L/B/H 4882/1894/1838 mm, Radstand 3008 mm, 2119 kg, zulässig 2585 kg, zul. Anhängelast, gebremst 2495 kg, Bodenfreiheit 242 mm, Watttiefe 760 mm, Tank 81 l.
Fahrleistung Spitze 177 km/h, 0-100 km/h 9,6 Sek., Verbrauch 9,1/6,5/7,1 l/100 km (198 g CO2), im Test: 10,3 l.
Preis Wrangler Sport: ab 59.090 Euro. Testfahrzeug inklusive Serienausstattung: 72.390 Euro, Sonderausstattung (Metallic-Lackierung, Overland-Paket, Frontsitze beheizbar) zusätzlich 5325 Euro.

KOMMENTARE (0)