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Toyota bleibt mit dem neuen Mirai dem Wasserstoff treu

Die neue Wasserstoff-Limousine bietet eine Reichweite von bis zu 650 Kilometern, aber leider kaum Praxisnutzen.

Der Mirai: tolles Auto, leider fehlt die Infrastruktur.
Der Mirai: tolles Auto, leider fehlt die Infrastruktur.

Anfang 2021 darf man sich als Autotester eigentlich nicht mehr erwarten, dass sich die anderen Verkehrsteilnehmer nach einem neuen E-Auto umdrehen. Anders verhält es sich offensichtlich, wenn es ums Thema Wasserstoff geht. Die insgesamt sechs Exemplare des neuen Mirai, die Toyota zum Sammeln allererster Fahreindrücke nach Österreich brachte, sorgten in und um Wien für gehöriges Aufsehen. Und das lag nicht nur an der blitzblauen Lackierung der sportlich-geduckten Limousine oder den belgischen Kennzeichen, sondern vielmehr an der großen Aufschrift "Fuel Cell" am Heck des Fünfmeterschiffs.

Seit 2014 der erste Toyota Mirai vorgestellt wurde, hat sich beim Thema Wasserstoff wenig verändert. In der Theorie bietet sich das häufigste Element im Universum ja als naheliegende Alternative zur batterieelektrischen Mobilität an. In der Praxis sorgt das fehlende Commitment von Politik und Industrie nicht nur für einen eklatanten Mangel an grünem Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt wird. Auch die ernüchternde Zahl von gerade einmal fünf (!) Wasserstofftankstellen in ganz Österreich erstickt jede Diskussion über die Alltagstauglichkeit von Wasserstofffahrzeugen im Keim. So verwundert es auch nicht, dass laut Zulassungsstatistik gerade einmal eine Handvoll Modelle mit Brennstoffzellenantrieb über die heimischen Straßen stromern. Das ist umso trauriger, als der neue Mirai im Test als grundsolides und technisch faszinierendes Auto überzeugt hat. Im Gegensatz zum viersitzigen Vorgänger handelt es sich beim neuen Mirai um einen Hecktriebler mit fünf Sitzplätzen, der optisch auch in Europa funktionieren könnte. Drei statt zwei Wasserstofftanks ermöglichen eine Reichweite von maximal 650 Kilometern und lassen dennoch genug Platz im Innenraum. Die nominellen 182 PS schieben ordentlich an, begleitet von einem futuristisch anmutenden Antriebsgeräusch, das allerdings auf der Langstrecke nicht stört. Ein echter Hingucker ist der digitale Rückspiegel, dessen Bildschirm sich allerdings mittels Handgriff schnell deaktivieren lässt.

Im Test: Toyota Mirai

Brennstoffzellenlimousine, fünf Sitze, Brennstoffzellenstapel vorn mit 330 Zellen, Leistung 130 kW/174 PS, E-Motor mit 134 kW/182 PS Leistung, 300 Nm Drehmoment, 1-Gang-Getriebe, Heckantrieb, Lithium-Ionen-Batterie mit 1,24 kWh, Verbrauch: 0,89-0,79 kg Wasserstoff/100 km, im Test: 1,53 kg, Reichweite: ca. 650 km (lt. WLTP), 0-100 km/h: 9,2 s., Vmax: 175 km/h, Kofferraum: 273 Liter, Preis: ab 59.900 Euro, Testwagen: 74.900 Euro.

Was gefällt:
Der "H2O"-Knopf am Armaturenbrett, mit dem man den
Mirai zum spontanen "Wasserlassen" animieren kann.

Was weniger gefällt:
Dass auch der neue Mirai mangels Wasserstoff-Infrastruktur schon jetzt zum Scheitern verurteilt ist.

Was überrascht:
Die Konsequenz bei Toyota, trotz aussichtsloser Marktchancen am Thema Brennstoffzelle festzuhalten.

Perfekt für:
Zukunftsgläubige, technologieverliebte Berufsoptimisten.

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