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Seat MÓ: Auf zwei Rädern in die Zukunft

Mit der neuen Submarke MÓ bietet Seat smarte Verkehrslösungen für staugeplagte Großstädter. Der neue eScooter 125 offenbart im Praxistest viele Stärken - und nur ganz wenige Schwächen.

Der neue Elektroscooter für die 125er-Klasse (r.) ergänzt seit diesem Frühjahr auch in Österreich die Produktpalette der Marke MÓ. Der E-Kickscooter bleibt natürlich im Programm.
Der neue Elektroscooter für die 125er-Klasse (r.) ergänzt seit diesem Frühjahr auch in Österreich die Produktpalette der Marke MÓ. Der E-Kickscooter bleibt natürlich im Programm.

Ob er die Frage so tatsächlich schon einmal gestellt bekommen hat, darf bezweifelt werden. Dennoch stellte Lucas Casasnovas gleich zu Beginn des Pressegesprächs zum offiziellen Marktstart des Seat MÓ eScooters klar: "Nein, wir bei Seat sind nicht verrückt geworden."

Alternativen für Europas staugeplagte Metropolen

Tatsächlich hätte die Entscheidung eines Autobauers, neben renditestarken SUVs auch elektrisch angetriebene Scooter und Roller anzubieten, noch vor wenigen Jahren für Kopfschütteln gesorgt. Nicht so bei Seat: Bereits vor drei Jahren begann man unter dem heutigen Renault-CEO Luca di Meo mit dem Start einer breit angelegten Mikromobilitätsoffensive, die vom handlichen E-Kickscooter bis zum Elektro-Kleinstauto Alternativen für Europas staugeplagte Metropolen bieten soll. Ein Blick auf die Fakten untermauert die mutige Entscheidung: Zum einen nimmt die Anzahl der Führerscheinbesitzer unter 35 in der EU stetig ab. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 betrug das Minus stattliche 50 Prozent. Gleichzeitig stieg das Durchschnittsalter für den ersten Autokauf von 30 auf 38. Dazu kommt, dass Seat mit Abstand das jüngste Klientel aller europäischen Marken aufweist. Nimmt man dann noch die wachsende Anzahl an Fahrverboten und Restriktionen für Verbrennungsmotoren in den großen Städten mit ins Kalkül, so könnte die Rechnung von Seats MÓ-Direktor Lucas Casasnovas tatsächlich aufgehen.

Erfolgsgeschichte Abo-Modell in Barcelona

In Seats Österreich-Chef Wolfgang Wurm finden die Spanier zudem einen mutigen Vordenker, der zuletzt auch den Elektro-Kleinwagen Mii im Paket mit einer ÖBB-Jahreskarte anbot. So wundert es kaum, dass der neue eScooter 125 schon jetzt in Österreich zum Verkauf steht - nur am spanischen Heimatmarkt war man noch schneller. Während der Einstiegspreis für den 7 kW starken Elektroroller dank staatlicher Förderungen bei 5999 Euro beginnt, konzentriert man sich in Barcelona auf ein Abo-Modell. Mehr als 600 Leihroller sind dort seit vergangenem August tagtäglich im Einsatz. Eine echte Erfolgsgeschichte, wie Lucas Casasnovas betont: "Bei einer durchschnittlichen Fahrdauer von zehn bis 15 Minuten und Kosten von 26 Cent pro Minute ist der eScooter deutlich billiger als jede Taxifahrt."

Überlegungen für Sharing-Modell in Wien

In Österreich würde sich Wien für ein voll digitalisiertes Sharing-Modell anbieten, wobei Wolfgang Wurm hierbei noch bremst: Zu viele Versuche seien hierzulande bereits schiefgegangen. Man denke allerdings ernsthaft über ein Abo-Angebot nach, das auch die Nutzung eines vollwertigen Pkw inkludiert. Neben dem jüngst präsentierten Cupra Born käme dafür auch der ultrakompakte Seat MÓ Minimo infrage, über dessen Serienstart man in Martorell aktuell noch grübelt.

Echte Alternative zum Auto

Im Praxistest entpuppte sich der eScooter 125 als echte Alternative zum Auto. Die maximal 95 km/h reichen vollkommen aus, um in und um die Stadt mit dem Verkehr mitzuschwimmen. Mehr noch: Die Beschleunigung von 0 auf 50 in gerade einmal 3,9 Sekunden macht den 155 Kilogramm schweren Roller zum Blickfang an jeder roten Ampel. Wer die drei Fahrmodi Eco, City und Sport clever einsetzt und beim Bremsen brav rekuperiert, kommt nahe an die vom Werk angegebene Reichweite von 137 Kilometern heran. Die gut funktionierende Smartphone-Anbindung mit eigener App erlaubt es, den Roller per Handy für andere Nutzer freizuschalten - ganz ohne Zündschlüssel. Neben relevanten Infos wie beispielsweise der Restreichweite bekommt man auf Wunsch auch eine Meldung aufs Handy, sollte der Roller unerlaubt bewegt werden. Neben ausreichend Stauraum für zwei Helme im Fach unter dem Sitz glänzt der Seat-Roller vor allem mit dem herausnehmbaren 5,6-kWh-Akku. Mit Handgriff und auf Rädern lässt sich der 41 Kilogramm schwere Energiespeicher bequem im Wohnzimmer oder im Büro aufladen. Verbesserungsbedarf herrscht im Detail: Der nur ungenau dosierbare Gasgriff und das lästige Quietschen der vorderen Aufhängung nerven.