SN.AT / Leben / Mobilität

Autoshow: Shanghai calling

Die Shanghai-Autoshow gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Autobranche. Eine regelrechte Armada von Elektromarken drängt mit aller Kraft nach Europa.

Nur eines von unzähligen neuen Elektroautos aus China. Marken wie Geely und Xpeng, aber auch Huawei und Xiaomi drängen auf den Weltmarkt.
Nur eines von unzähligen neuen Elektroautos aus China. Marken wie Geely und Xpeng, aber auch Huawei und Xiaomi drängen auf den Weltmarkt.

Die Chinesen kommen. Was sich im ersten Eindruck übertrieben oder vielleicht sogar leicht protektionistisch anhört, ist nichts anderes als eine nüchterne Bestandsaufnahme, die praktisch alle namhaften Automobilexperten teilen. Denn während man im europäischen Auto-Kernland Deutschland aktuell verzweifelt um die Durchführung der für September in München geplanten IAA kämpft, ist Corona in China mittlerweile kein großes Thema mehr. Zumindest, wenn es um die Durchführung der 19. Auto Shanghai geht. Die erstmals 1985 durchgeführte Messe, die abwechselnd mit der Peking Auto Show abgehalten wird, gilt mittlerweile als Leitmesse für den gesamten asiatischen Raum und ist laut Angaben der Veranstalter bereits die drittgrößte Branchenschau der Welt. Nicht nur mangels aktueller Alternativen sind europäische Premium-Marken wie Mercedes, BMW oder Audi bei der diesjährigen Messe präsenter denn je - und nutzen die Aufmerksamkeit des potenziellen Milliardenmarkts für die ein- oder andere durchaus wesentliche Weltpremiere.

Autobranche: Nichts geht ohne China

Tatsächlich läuft in der Automobilbranche längst nichts mehr ohne China. Einerseits stammt der Löwenanteil der in den neuen Elektroautos verbauten Batteriezellen aus chinesischer Produktion. Zwar arbeitet man in Europa fieberhaft und mit Milliardenaufwand am Aufbau einer eigenen Batteriezellen-Produktion. Doch bis die großen Player wie Volkswagen, Daimler oder BMW ihre ehrgeizigen Ziele umgesetzt haben werden, steht und fällt die Elektrifizierung der Flotten mit den Akkulieferungen aus Fernost. Mit verheerenden ökologischen und ökonomischen Folgen. Andererseits lassen immer mehr europäische Autobauer ihre E-Autos in China produzieren. So entstehen die Stromer für die EU wahlweise in Auftragsarbeit in rein chinesischen Werken oder im Rahmen ausgeklügelter Joint Ventures, welche die Europäer in Hinblick auf den milliardenschweren Marktzugang nach China mit den regionalen Autoproduzenten eingehen. Dadurch geht nicht nur Wertschöpfung für die europäische Wirtschaft verloren, sondern potenziell auch wertvolles Know-how. Und tatsächlich sind die Zeiten, in denen hiesige Automanager Autos aus chinesischer Produktion nur milde belächelten, wohl endgültig vorbei. Große chinesische Player wie SAIC (mittlerweile auf Platz 11 im globalen Ranking), Geely, Dongfeng, Great Wall oder BYD Auto arbeiten fieberhaft daran, ihre neuen Modelle nach Europa und Amerika zu bringen. Und angesichts der enormen wirtschaftlichen Power und der politischen Protektion wird dieses Unterfangen zweifellos auch gelingen. Zu den traditionellen Autofabrikanten kommt eine ganze Reihe an dynamischen Start-ups, die sich vollständig auf Elektroautos spezialisiert haben. Und last, but not least, machen global erfolgreiche Elektronikriesen wie Huawei und Xiaomi mittlerweile auch in Autos - mit enormen Potenzial im Bereich der digitalen Vernetzung.