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Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität

Smatrics betreibt ein Netz von 450 Ladepunkten in ganz Österreich. CEO Michael-Viktor Fischer über Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität.

Michael-Viktor Fischer, CEO von Smatrics, ist überzeugt davon, dass sich die Praxistauglichkeit von Elektroautos massiv verbessern wird.
Michael-Viktor Fischer, CEO von Smatrics, ist überzeugt davon, dass sich die Praxistauglichkeit von Elektroautos massiv verbessern wird.

Smatrics ist Lösungsanbieter für die Infrastruktur rund um das Elektroauto und ein Joint Venture von OMV, Verbund und Siemens.

Herr Fischer, wie erklären Sie einem Skeptiker die Vorteile der Elektromobilität? Michael-Viktor Fischer: Kaum jemand hat zu Hause eine Tankstelle. Aber mit einem E-Auto ist es möglich, 70 oder 80 Prozent der Ladevorgänge entweder zu Hause oder am Arbeitsplatz durchzuführen. Denn dort steht ein Auto ohnehin im Durchschnitt 23 Stunden am Tag. Wenn man es so betrachtet, ist ein Elektroauto viel bequemer als ein konventionell betriebenes Fahrzeug. Dazu kommt, dass die laufenden Kosten bei einem Elektroauto schon jetzt geringer sind. An der Haushaltssteckdose aufgeladen, kosten 100 Kilometer derzeit rund 2,5 Euro - das entspricht einem Viertel bis zu einem Drittel von Benzin.

Warum ist die Skepsis gegenüber Elektroautos Ihrer Meinung dennoch noch so groß? Die Akkus der Elektroautos der ersten Generation hatten nur eine Kapazität von rund 20 kWh - da war es verständlich, dass man wie manisch nach einer Steckdose gesucht hat. Doch heute sehen wir die eindeutige Tendenz, dass die Fahrzeugakkus immer größer und gleichzeitig günstiger werden. Schon in wenigen Jahren werden Kleinwagen 100 kWh, die größeren etwa Modelle sogar 150 kWh leisten - oder noch mehr.

Wann rechnen Sie mit dem endgültigen Durchbruch der Elektroautos? Sobald diese Diesel und Benzin ebenbürtig oder sogar überlegen sind. In überschaubarer Zeit werden wir dieselben Reichweiten und Ladegeschwindigkeiten haben wie bei den heutigen Autos mit Verbrennungsmotor. Auch die Anschaffungspreise werden sich angleichen. Dazu kommt, dass das Laden in Zukunft viel komfortabler als das heutige Tanken sein wird. Das Aufladen per Ladekabel ist vergleichbar mit der Festnetztelefonie. Spätestens in fünf Jahren wird induktives, kabelloses Laden der Standard sein. Als Fahrer nimmt man dann nicht mehr wahr, wann das Auto aufgeladen wird.

Welche Lösung sehen Sie für die klassischen "Laternenparker" ohne eigenen Garagenplatz und Solaranlage auf dem Dach? Auch hier hilft uns die massive Weiterentwicklung bei den Batterien. Dank der steigenden Reichweiten muss man in Zukunft viel seltener laden als heute - und nur dann, wenn es gerade passt. Es wird sicher noch schnellere Ladepunkte geben als heute. Aber die Masse der Ladungen findet viel langsamer statt. Der durchschnittliche Österreicher fährt am Tag
34 Kilometer. Das entspricht fünf bis sieben Kilowattstunden. Selbst bei der langsamsten Ladestation bedeutet das eine Standzeit von maximal zwei Stunden für die täglich benötigte Reichweite.

Stichwort Strom: Reicht unsere Energie für deutlich mehr Elektroautos? Wenn über Nacht alle 4,9 Millionen Pkw in Österreich elektrisch fahren würden, dann bräuchten wir rund 13 Prozent mehr Strom. Aber selbst wenn ab morgen jedes neu zugelassene Auto elektrisch fahren würde und die Zulassungen konstant bleiben, dauert der Austausch der Flotte immer noch mindestens 15 Jahre. Der Stromverbrauch ist dabei die kleinste Herausforderung. Die 0,3 Prozent Mehrverbrauch pro Jahr lassen sich durch intelligente Stromspeicher einsparen.