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Die vielen Baustellen des neuen Fiat-Chrysler-Lenkers

Mike Manleys Siegeszug als Jeep-Chef wurde 2017 gestoppt. Jetzt kommen auch noch die wirklichen Sorgenkinder auf den Erben Sergio Marchionnes zu.

Mike Manley, damals noch Jeep- und Ram-Chef, auf dem Pariser Salon 2016.
Mike Manley, damals noch Jeep- und Ram-Chef, auf dem Pariser Salon 2016.
FCA-Boss Sergio Marchionne verstarb in einem Zürcher Spital nach längerer schwerer Krankheit.
FCA-Boss Sergio Marchionne verstarb in einem Zürcher Spital nach längerer schwerer Krankheit.
Mit dem Briten Mike Manley übernimmt der Chef der erfolgreichsten Marke nun die Konzernführung von Fiat-Chrysler.
Mit dem Briten Mike Manley übernimmt der Chef der erfolgreichsten Marke nun die Konzernführung von Fiat-Chrysler.

Der neue Nachfolger von Sergio Marchionne

Im 119. Jahr des Bestehens von Fiat wird ein Brite, der seit Jahren in den USA lebt, neuer Konzernchef: Mike Manley. Che desastro! Wirklich?

Die rechte Hand des in dieser Woche 66-jährig verstorbenen genialen Lenkers Sergio Marchionne, der Süditaliener Alfredo Altavilla (Chef der Region Europa/Mittelost/Afrika), wurde vom Aufsichtsrat trotz Favoritenrolle übergangen und verlässt per Ende August den siebtgrößten Autobauer der Welt. Er hätte in der italienischen Hälfte vermutlich den größeren Rückhalt gehabt - wohl auch bei den Gewerkschaften. Das wird für Manley ungleich schwieriger, der wieder die amerikanische Hälfte bestens kennt.

Manleys Erfolgsgeschichte

Manleys Bilanz, seit er 2009 Chef von Jeep wurde, ist indes beeindruckend: Von 320.000 verkauften Autos in sieben Jahren auf über 1,4 Millionen - mit 230 Prozent Zuwachs (im Schnitt 38,5 Prozent pro Jahr) wurde Jeep in dieser Zeit zur stärkstwachsenden Automarke der Welt.
Doch 2017 musste der erfolgsverwöhnte Manley, auch Markenchef des amerikanischen Selbstläufers Ram, den ersten Rückschlag hinnehmen: Nach Reduzierung unrentabler Flottengeschäfte in den USA ging der Jeep-Absatz im Kernmarkt um 100.000 Stück zurück. Global verkaufte Jeep 2017 1.406.000 Einheiten. Doch Analysten erwarten für heuer - nach Abschluss der Einführung des neuen Compass, mit einem neuen Cherokee und einem neuen großen SUV in China - einen Rekordabsatz von 1,8 Mill. Stück.
Doch mit den anderen Marken des seit 2014 endgültig fusionierten Konzerns wird der von Kollegen als "Arbeitstier" bezeichnete Manley gewaltige Herausforderungen meistern müssen.

Ist Manley den neuen Herausforderungen gewachsen?

Fiat? Die Marke existiert nur noch im Klein- und Kompaktsegment (Panda, 500, Punto, Qubo, Dobló, Tipo) und besetzt mit dem Pick-up Fullback (Kooperation mit Mitsubishi) und dem 124er-Spider zwei Nischen. Seit Jahren gibt es keine echten Neuheiten, nur "Sondermodelle" - meist in der 500-Familie. Das anstehende Muss zur Elektrifizierung wird gerade bei Kleinwagen schwierig, weil sie damit teurer und weitaus schwieriger verkaufbar werden.
Alfa? Mit Giulia und Stelvio auf einem guten Weg in Richtung Premiummarke, doch noch lange kein Massenprodukt oder gar eine Geldmaschine.
Lancia? Gestorben, mit Überresten in Italien - den Rückzug aus der Oberklasse soll Alfa irgendwie auffangen.
Chrysler/Dodge? In Europa nicht mehr existent, Stärke im heimischen US-Markt wird nicht reichen. Viel hängt vom Erfolg in China ab.
Maserati, Ferrari? Während Ferrari ein Selbstläufer auf seiner eigenen Ebene ist, ist Maseratis Wiederbelebung mit phasenweise zweistelligen Zuwachsraten ins Stocken geraten.

Go anywhere, do anything

Mike Manley sagte 2016 in einem SN-Interview auf dem Pariser Salon zur Zukunft von Jeep: "Bis 2019 wollen wir die Zweimillionenmarke knacken." - Könnte sich ausgehen. "Die Elektrifizierung ist unvermeidbar. Wir denken am ehesten an Plug-in-Hybride." - Wird wirklich kommen müssen. Doch bisher fährt lediglich der Van Chrysler Pacifica in den USA auch als Hybride vor.

Aber vielleicht ist der 54-jährige Manley wirklich der Wunderwuzzi, den FCA brauchen wird.
Wenn er das Jeep-Motto beibehält: "Go anywhere, do anything!"