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E-Autos immer teurer

Die Preise von Elektroautos steigen stärker als jene von Verbrennern. Teure Rohstoffe werden die Neuwagenpreise auf Jahre hinaus beeinflussen.

Teurer Spaß: Elektrisch angetriebene Neuwagen sind im vergangenen Jahr überdurchschnittlich teurer geworden.
Teurer Spaß: Elektrisch angetriebene Neuwagen sind im vergangenen Jahr überdurchschnittlich teurer geworden.

Der August 2022 ist aus Sicht der Elektromobilität in Österreich ein historischer Monat: Erstmals waren hierzulande mehr als 100.000 Pkw angemeldet, die ausschließlich mit Strom angetrieben werden. Aufbauend auf den Befunden zahlreicher Studien, die modernen E-Autos einen im Schnitt deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck attestieren als ihren Pendants mit Verbrennungsmotor, kann man daraus also durchaus positive Nachrichten ableiten. Interessanterweise dürfte diese Schwelle auch eine psychologische Grenze markieren. Wohin man auch blickt und mit je mehr Menschen man spricht, immer öfter trifft man auf ehemals vehemente Elektrogegner, die mittlerweile einen Wechsel von Benzin auf Strom in Betracht ziehen oder diesen sogar schon vollzogen haben.

Ein Blick auf die Statistik untermauert diesen Eindruck: Wenngleich die Pkw-Zulassungszahlen in Österreich seit vielen Monaten stark zurückgehen - im Juli 2022 wurde knapp ein Fünftel weniger Neufahrzeuge verkauft als im selben Zeitraum des Vorjahrs -, so steigt der Anteil der Fahrzeuge mit alternativem Antrieb im selben Ausmaß stark an. Annähernd jedes sechste seit Jahresbeginn neu zugelassene Auto fährt mittlerweile mit Strom, sogar knapp jedes fünfte besitzt einen Benzinhybridantrieb.

Preisanstieg: Boom bei E-Autos könnte ins Stocken geraten

Nichtsdestotrotz spricht einiges dafür, dass der Elektroboom in absehbarer Zeit ins Stocken geraten könnte. Zum einen beschränkt sich die Elektrifizierung der Pkw in Österreich bis dato im Wesentlichen auf Firmenfahrzeuge: Satte 78 Prozent der Neuanmeldungen entfallen auf juristische Personen, Firmen oder Gebietskörperschaften, lediglich 22 Prozent sind privaten Autokäufern zurechenbar.

Dazu kommt, dass die Preise für verfügbare E-Modelle teils in jüngster Vergangenheit geradezu durch die Decke gingen. So kostete beispielsweise das Basismodell des Ford Mach-e Anfang des Jahres in Österreich noch 48.900 Euro. Seit Anfang April liegt der Einstiegspreis bei 58.500 Euro, also satte 9600 Euro oder fast 20 Prozent mehr als zuvor. Auch bei einem der meistverkauften Elektromodelle Europas, dem Model 3 von Tesla, kam es zuletzt zu spürbaren Preisanhebungen: So wurde der Preis seit Anfang des Jahres um 17 Prozent auf nun 54.190 Euro angehoben.

Sprunghafte Preisanstiege wie diese stellen allerdings die Ausnahme dar. Weitaus häufiger werden Preisanpassungen im Zuge routinemäßiger Modellpflegen oder Ausstattungsanpassungen vorgenommen, um die schmerzhafte Teuerung nicht allzu offensichtlich werden zu lassen.

Nach einer aktuellen Studie des Center of Automotive Research (CAR), die kürzlich im "Handelsblatt" veröffentlicht wurde, zahlen Kunden für die 15 beliebtesten Elektroautos heute 14,5 Prozent oder 5385 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Damit steigen die Preise für Elektrofahrzeuge stärker als jene für Benzin- oder Dieselmodelle, die binnen zwölf Monaten im Schnitt um 12,5 Prozent oder 3531 Euro teurer wurden.

Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als neue Stromer in den vergangenen Jahren stets günstiger wurden. Neben zahlreichen neuen BEV, die in der jüngsten Vergangenheit auf den Markt gebracht wurden und die damit den Wettbewerb verstärken, ließen günstigere Produktionsweisen sowie der rasante Fortschritt bei der Konstruktion der Akkuzellen und deren Chemie die Preise pro Kilowattstunde stetig sinken. Doch dieser Trend ist vorerst gestoppt, im Gegenteil: Ein Ende des Preisanstiegs ist vorerst nicht in Sicht. Laut dem Branchendienst E-Source sorgt vor allem die wachsende Nachfrage nach nicht kritischen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Nickel für massive Teuerungen. So könnte der Preis pro Kilowattstunde ab 2023 weiter steigen - in den nächsten drei Jahren um bis zu ein Viertel auf dann 138 Dollar pro Kilowattstunde. Ein Elektroauto könnte dann umgerechnet zwischen 1500 und 3000 Euro teurer sein als heute.

Auch im Fahrzeughandel sorgen die Preissteigerungen seit einiger Zeit für Sorgenfalten

"Das Phänomen, dass elektrifizierte Modelle teils deutlich teurer werden als konventionelle Fahrzeuge, hat die Händler längst erreicht und stellt diese vor große Herausforderungen", berichtet der Obmann des Salzburger Landesgremiums Fahrzeughandel, Josef Nußbaumer. "Die Kunden sind über die sprunghaften Preissprünge oft erstaunt, weshalb für die Händler erhöhter Erklärungsbedarf entsteht." Abgemildert wird der Effekt dadurch, dass ein Großteil der E-Autos im Firmenbereich gekauft und damit meist finanziert wird. "In den Finanzierungsraten werden die teureren Neuwagenpreise zumindest auf den ersten Blick nicht so dramatisch spürbar."

Bild: SN/wks/riebler
Ohne Förderungen würde kurzfristig auch die Nachfrage nach E-Autos sinken.
Josef Nußbaumer, Sprecher Fahrzeughandel in Salzburg

Eine Entspannung der Preissituation ist laut Josef Nußbaumer erst dann zu erwarten, wenn die globalen Probleme mit den Lieferketten, die Rohstoffknappheit sowie die damit verzögerte Produktion der Neufahrzeuge gelöst sind. "Sobald sich die Umstände wieder entspannen, wird auch bei den Preisen eine Normalisierung einsetzen - wobei die Frage bleibt, was man als ,normal' empfindet." Fest steht für den Experten allerdings, dass sich diese für den Einstieg in die E-Mobilität auf längere Sicht auf hohem Niveau einpendeln werden. Nußbaumer: "Nicht zuletzt hängen die Neuwagenpreise für E-Autos maßgeblich von der Steuer- und Förderpolitik ab. Sollten die Förderungen gekürzt oder ganz abgeschafft werden, rechne ich zumindest kurzfristig mit einem spürbaren Knick bei den Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen."