SN.AT / Leben / Mobilität

Erdgasautos - Die vergessene Alternative

Erdgasautos sind umweltfreundlich und kostengünstig. Warum kauft dennoch kaum jemand Fahrzeuge mit CNG-Antrieb?

Seltener Anblick: Ein Erdgasfahrzeug beim Nachtanken. Seltener Anblick: Ein Erdgasfahrzeug beim Nachtanken.
Seltener Anblick: Ein Erdgasfahrzeug beim Nachtanken. Seltener Anblick: Ein Erdgasfahrzeug beim Nachtanken.

Elektroautos bestimmen derzeit die Schlagzeilen. Schenkt man einschlägigen Studien Glauben, so ist die überlegene Energie- und Ökobilanz batterieelektrischer Autos gegenüber den möglichen Alternativen mittlerweile so gut wie bewiesen. Bis die Auswahl der leistbaren Stromermodelle zufriedenstellend und auch das Problem der lückenhaften Lade-Infrastruktur gelöst ist, bleibt allerdings für viele Interessenten die Frage nach geeigneten, umweltschonenden Brückentechnologien offen. Während die Ökobilanz des Hybridantriebs großteils vom Nutzerprofil des jeweiligen Fahrers abhängt, gibt es eine günstige, ausgereifte und dennoch umweltschonende Alternative: Erdgas.

Das für handelsübliche Erdgasautos verwendete, komprimierte Erdgas ("Compressed Natural Gas", kurz: CNG) besteht vorwiegend aus gasförmigem Methan. CNG ist dabei nicht zu verwechseln mit LPG ("Liquefied Petroleum Gas"), das als Nebenprodukt der Verarbeitung von Erdöl zu Benzin entsteht und eine geringere Energiedichte besitzt. Als Kraftstoff verursacht Erdgas im Vergleich zu Benzin rund ein Viertel weniger CO2. Ein weiterer Pluspunkt von Erdgas ist der geringere Stickoxidausstoß, der um 95 Prozent niedriger ist als bei Dieselfahrzeugen. Feinstaub emittieren CNG-Autos so gut wie gar nicht. Mit 130 Oktan weist CNG eine extrem günstige Verbrennung auf, wodurch die Verbrennung nicht nur äußerst motorenschonend, sondern vor allem auch flüsterleise abläuft. Wird zudem noch Biogas hinzugefügt, das beispielsweise aus Klärschlamm, Pflanzenresten oder gar Hühnermist gewonnen wird, lässt sich der Kohlendioxidausstoß eines Erdgasautos nochmals spürbar senken.

Gleich doppelt sinnvoll ist die sogenannte "Power-to-Gas-Methode", bei der mittels überschüssigen Ökostroms aus Wind-, Solar- oder Wasserenergie per Elektrolyse Wasserstoff und in einem weiteren Schritt Methan hergestellt wird: Ökostrom wird dabei in industriellem Maßstab ohne teure Akku-Farmen speicherbar und auch annähernd klimaneutrales Fahren ist so möglich - schließlich fahren Erdgasautos mit einem konventionellen Otto-Motor, dessen Technik ausgereift und verhältnismäßig günstig ist. Das Thema des CO2-Rucksacks, der bei der Produktion und dem Recycling von Elektroauto-Akkus entsteht, entfällt auch hier. Last, but not least bieten unzählige Energieversorger Förderungen an. So umfasst beispielsweise die ErdgasDrive-Förderung der Salzburg AG Tankgutscheine für bis zu 500 Kilogramm Erdgas. Bei einem Durchschnittsverbrauch von fünf Kilogramm auf 100 Kilometern entspricht das 10.000 geschenkten Kilometern.

Bleibt die Frage: Warum hat sich Erdgas bis dato noch nicht durchgesetzt? Von Jänner bis November wurden in Österreich nur 384 Erdgasfahrzeuge neu zugelassen - das sind 0,1 Prozent der Neuzulassungen. Die Auswahl der verfügbaren Erdgasmodelle ist mittlerweile kein Gegenargument mehr. Neben Fiat mit dem Panda TwinAir Natural Power bietet vor allem der Volkswagen-Konzern mit insgesamt 14 Modellen von VW, Audi, Škoda und Seat eine breite Auswahl. Problematischer wird die Sache schon beim Tanken: In der Theorie klingt die Summe von 156 öffentlichen Tankstellen mit CNG-Zapfsäulen in ganz Österreich noch ordentlich. In der Praxis gestaltet sich die spontane Suche nach der nächsten Erdgastankstelle schon schwieriger. So wird man in der Stadt Salzburg beispielsweise nur ganze zwei Mal fündig.

KOMMENTARE (0)