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Fahrgemeinschaften bieten enormes Potenzial

Im Schnitt sind zwei Drittel aller Pkw in Österreich nur mit dem Fahrer besetzt. Der ÖAMTC fordert mehr Anreize und verbesserte Infrastruktur für Fahrgemeinschaften.

Die Studenten Vanessa Fuchs, Johannes Kriechbaum und Christina Miesbauer (v. l.) kommen via Mitfahr-App an die Johannes Kepler Universität in Linz.
Die Studenten Vanessa Fuchs, Johannes Kriechbaum und Christina Miesbauer (v. l.) kommen via Mitfahr-App an die Johannes Kepler Universität in Linz.

Was kann man als Einzelperson schon gegen den drohenden Klimakollaps tun? Auf diese aktuell oft gestellte Frage gibt es viele Antworten - und eine davon scheint allzu offensichtlich: Fahrgemeinschaften bilden! Laut Informationen des ÖAMTC liegt der durchschnittliche Pkw-Besetzungsgrad in Österreich bei rund 1,3 Personen. Anders formuliert: Bei jeder dritten Autofahrt hierzulande ist der Fahrer allein unterwegs. "Wenn ein Auto von drei anstatt nur einer Person genutzt wird, bringt das eine sofortige CO2-Reduktion auf ein Drittel", erklärt Verena Pronebner, Mobilitätsjuristin beim ÖAMTC. "Um das Bilden von Fahrgemeinschaften über den Bekanntenkreis hinaus attraktiver zu machen, müsste man gewerbliche und steuerliche Rahmenbedingungen ändern."
Aktuell erlaubt der Gesetzgeber Pkw-Lenkern, die eine Fahrgemeinschaft bilden und somit aus juristischer Sicht eine Mobilitätsleistung erbringen, als Abgeltung lediglich fünf Cent pro Kilometer von jedem Mitfahrer zu verlangen. Das entspricht exakt dem amtlichen Kilometergeldsatz für Mitfahrer. "Beträge darüber hinaus sind schwierig, da der Vorwurf einer Erwerbsabsicht gemacht werden kann und man sich unter Umständen im Bereich eines konzessionspflichtigen Gewerbes befinden", so ÖAMTC-Juristin Pronebner. Abgesehen davon müsse man prüfen, ob nicht nach dem Steuerrecht eine Pflicht zur Erklärung steuerpflichtiger Zusatzeinkommen bestehe. Der Mobilitätsclub schlägt deswegen vor, die Grenze von aktuell fünf Cent - unter klarer legistischer Definition von Berufs-Pendel-Verkehr - auf mindestens 25 Cent pro Kilometer zu erhöhen.

Park and Drive und Steuererleichterungen

Darüber hinaus fordert der ÖAMTC den forcierten Bau von "Park & Drive"-Plätzen. "Damit Menschen in ländlichen Gebieten Fahrgemeinschaften bilden können, müssen an einem Treffpunkt die nicht für die Weiterfahrt genutzten Fahrzeuge abgestellt werden können", so Pronebner. Gleichzeitig brauche man aber auch Aussteige- und Sammelplätze in den Ballungsräumen, um dort auf den öffentlichen Verkehr umsteigen zu können. Ein weiterer Vorschlag seitens des ÖAMTC: Unternehmen, die Mitfahrgemeinschaften von Arbeitnehmern fördern und damit zu einer Einsparung von CO2 beitragen, sollten dafür auch mit Steuererleichterungen unterstützt werden.

Haftungsausschlusserkärung

Stichwort Erleichterungen: Als Mitfahrer ist man für eigene Schäden im Falle eines Unfalls automatisch über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeughalters versichert. Sollte die maximale Summe von derzeit rund 6,3 Millionen Euro überschritten werden, haftet der schuldtragende Lenker bei Schadensersatzansprüchen mit seinem eigenen Vermögen. Um sich vor diesem Risiko zu schützen, bietet der ÖAMTC auf der Website eine Haftungsausschlusserkärung zum Download an. Diese kann gegebenenfalls vor Fahrtantritt von den Beteiligten unterschrieben werden.

Mitfahr-Apps

Neben privaten Initiativen bieten auch sogenannte Mitfahr-Apps eine gute Möglichkeit, effektiv CO2-Emissionen zu vermeiden. Die nach eigenen Angaben führende Mitfahr-App für Pendler in Österreich ist "Carployee". Hinter der App steht das gleichnamige Linzer Mobility-Start-up, das im September als eines von drei Projekten mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet wurde. Grundsätzlich als Mitfahr-App für Unternehmen und Businessparks konzipiert, kooperiert Carployee seit Kurzem auch mit der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU). "Wir wissen, dass viele Studenten und Mitarbeiter mehrmals wöchentlich von weit her anreisen. Mit Carpolyee haben wir eine einfache und praktische Antwort gefunden", so Alexander Freischlager von der JKU. "Die App bietet nicht nur die nötige Flexibilität, sondern mit einem speziellen Bonusprogramm auch noch zusätzliche Anreize, die Umwelt und Nutzern zugutekommt." Hat man 400 "Blätter" genannte Fahrerpunkte gesammelt, können diese in Fünf-Euro-Gutscheine für den ÖH Store bzw. das Unirestaurant umgewandelt werden. Seit dem Start Mitte Oktober wurde die App bereits von 350 Nutzern heruntergeladen.

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