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Fahrradkuriere in Salzburg - Auslieferungen auf zwei Rädern

Zwei Unternehmer machen Fahrradkuriere in Salzburg salonfähig. Während DieBoten.at klassische Transporte anbieten, liefern die Foodninjas Essen frei Haus.

Michael Damisch (l.) und Felix Winter, die Gründer von Foodninjas.
Michael Damisch (l.) und Felix Winter, die Gründer von Foodninjas.

Dass Salzburg geradezu optimale Bedingungen für Radfahrer bietet, ist bekannt. Umso erstaunter reagierte Jungunternehmer Michael Damisch vor einigen Jahren, als er vom Ende der damals in Salzburg tätigen Fahrradboten von Velofax erfuhr. Neugierig geworden, recherchierte der heute 40-Jährige nach. "Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ein Fahrradbotendienst in Salzburg nicht funktionieren soll." Gesagt, getan: Kaum ein halbes Jahr später machte sich der gebürtige Stadt-Salzburger als Fahrradbote selbstständig. "Ich habe mir die Szene in Österreich und auch international genau angesehen und gemerkt, dass sich hier extrem viel weiterentwickelt hat. Allen voran sind mittlerweile Elektro-Lastenräder verfügbar, die viel höhere Nutzlasten ermöglichen, als man sie früher als Fahrradkurier anbieten konnte."

Der Erfolg gibt Michael Damisch recht: Nur wenige Monate nach der Gründung hatten DieBoten.at bereits drei fixe Angestellte, heute radeln je nach Saison zwischen 20 und 25 Mitarbeiter durch die Stadt Salzburg, darunter auch einige Frauen. Wurden Fahrradkuriere in früheren Zeiten oftmals als nerdige Weltverbesserer belächelt, brachte die zunehmende Digitalisierung einen massiven Professionalisierungsschub, wie auch Michael Damisch bestätigt: "Wer unseren Service erst einmal ausprobiert, merkt sofort, wo die Benefits liegen. Angefangen bei der Onlineplattform über das digitale Bestellsystem inklusive bargeldlosem Bezahlen bis hin zu Kontrollmechanismen wie Zeitstempel und Unterschriften haben wir den gesamten Prozess sauber aufgezogen. Unsere Kunden können auf Wunsch monatlich abrechnen und unser Bestellsystem für einen effizienteren Ablauf sogar in die eigene EDV integrieren." Die mittlerweile unabdingbare Software, speziell für die Anforderungen von Fahrradkurieren entwickelt, stammt übrigens aus Österreich. Neben der elektronischen Abwicklung treten auch die Fahrer selbst volldigitalisiert auf: Die Routenführung erfolgt mithilfe von Google Maps, wenngleich erfahrene Fahrer das satellitengesteuerte Navi in Sachen kalkulierter Ankunftszeiten meist hinter sich lassen.

Zwar ist der Zeitvorsprung gegenüber dem motorisierten Verkehr im städtischen Bereich nach wie vor eines der wichtigsten Argumente für professionelle Fahrradkuriere, dennoch schätzten die Auftraggeber von DieBoten.at - darunter große Unternehmen wie Red Bull, Stiegl, DB Schenker und Bipa, aber auch der Magistrat Salzburg - vor allem andere Vorzüge. Damisch: "Natürlich legen immer mehr Unternehmen Wert auf das Thema Umweltschutz. Nicht ohne Grund weisen wir beispielsweise auf unseren Rechnungen ganz genau aus, wie viel CO2 mit der jeweiligen Botenfahrt per Fahrrad im Vergleich zu einem motorisierten Fahrzeug eingespart wurde. Doch darüber hinaus bieten wir ganz einfach eine ganz andere Kundenerfahrung an, die unsere Auftraggeber sehr zu schätzen wissen. Wir arbeiten mit jungen, smarten Leuten, bei denen man sofort merkt, dass sie mit Hausverstand an die Dinge herangehen und das, was sie machen, auch gern tun. Unsere Mitarbeiter sind für uns das wichtigste Glied in der Kette, weil sie tagtäglich Kundenkontakt haben." Ob Laborproben für Privatkliniken, Blumensträuße für Blumenhändler, gereinigte Wäsche für eine Drogeriemarktkette oder auch Plakate für die Stadt Salzburg, die dann in einem Arbeitsschritt gleich auch aufgehängt bzw. ausgetauscht werden: Die Bandbreite der Aufträge ist erstaunlich. Vor allem im Bereich der Innenstadt - Stichwort Poller - wissen immer mehr die flinke und umweltfreundliche Alternative zu schätzen. Aber auch im Grenzbereich der Stadt Salzburg - etwa bei Fahrten nach Freilassing - sind die Biker von DieBoten.at meist konkurrenzlos schnell. "Unsere Kunden wissen mittlerweile, dass es sinnvoller ist, einen Profi zu schicken anstelle eines eigenen Mitarbeiters, der in der Folge an seinem angestammten Arbeitsplatz fehlt. Für schwerere Lasten bis zu 250 Kilogramm kommen spezielle E-Lastenräder zum Einsatz, die an strategisch günstigen Positionen in der Innenstadt stationiert sind. An der bevorstehenden Einführung des weltweit ersten Kollektivvertrags für Fahrradkuriere war Michael Damisch übrigens mitbeteiligt. "Auch wenn es für Unternehmer eine Herausforderung darstellt, begrüßen wir das absolut", lässt er keine Zweifel aufkommen. Parallel zum Salzburger Unternehmen betreibt der 40-Jährige auch in Graz einen Fahrradkurierdienst mit 25 fix angestellten Fahrern.

Das zweite Salzburger Start-up mit Fahrradbezug hört auf den Namen Foodninjas. Dabei handelt es sich um einen Essenslieferanten, bei dem ausschließlich Fahrräder zum Einsatz kommen. Gegründet wurden die Foodninjas Anfang 2018 von Michael Damisch und Felix Winter. Letzterer betreibt in Salzburg eine Werbeagentur - und hat sich jahrelang über den schlechten Service der hiesigen Essenslieferanten geärgert. Bei einem Event kam er schließlich mit Michael Damisch ins Gespräch. Ein halbes Jahr später startete das gemeinsame Food-Delivery-Business. "Auch hier heißt die Devise Qualität statt Quantität", berichtet Felix Winter, dessen Gastro-Fachwissen perfekt mit dem Logistik-Know-how seines Geschäftspartners harmoniert. "Wir haben uns die Abläufe der Restaurants ganz genau angesehen. Schließlich wollen wir ihnen einen Mehrwert bieten und nicht das Hauptgeschäft blockieren."

Heute können sich die Foodninjas ihre Partner aussuchen, aktuell sind es zirka 30. Geliefert wird im Umkreis von maximal zwei Kilometern vom Restaurant. Schließlich soll das Essen ja schnell und warm beim Kunden ankommen.

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