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Ferdinand Porsche - Auf den Spuren einer Legende

Ferdinand Porsche war einer der wichtigsten Entwickler des Automobils. Enkel Ernst Piëch hat ihm in Mattsee ein Denkmal gesetzt.

fahr(T)raum in Mattsee: Initiator Ernst Piëch (l.) mit Geschäftsführer Jakob Iglhauser im „Lohner-Porsche Mixte“ von 1901.
fahr(T)raum in Mattsee: Initiator Ernst Piëch (l.) mit Geschäftsführer Jakob Iglhauser im „Lohner-Porsche Mixte“ von 1901.
Austro Daimler ADMR 1929 „Stuck-Wagen“.
Austro Daimler ADMR 1929 „Stuck-Wagen“.
Ernst Piëchs Lieblingswagen: Austro Daimler „Phaeton“ von 1929.
Ernst Piëchs Lieblingswagen: Austro Daimler „Phaeton“ von 1929.
Marketingleiterin Juliane Sampl und Geschäftsführer Jakob Iglhauser im „Kaiserwagen“ von 1911 mit Elektroantrieb.
Marketingleiterin Juliane Sampl und Geschäftsführer Jakob Iglhauser im „Kaiserwagen“ von 1911 mit Elektroantrieb.

Die Entwicklung des Autos hat das 20. Jahrhundert geprägt, einer der Pioniere war Ferdinand Porsche", sagt Jakob Iglhauser. Seine berufliche Welt dreht sich ganz um die Person des legendären Ingenieurs. Von der Kutsche bis zum Käfer, das ist der inhaltliche Bogen des "fahr(t)raum. Die Ferdinand Porsche Erlebniswelten" in Mattsee in Salzburg, deren Geschäftsführer Iglhauser ist. "Es gibt in Gmünd ein privates Porsche-Museum, das auch den Rennsport beinhaltet, und natürlich das offizielle Porsche-Werkmuseum in Stuttgart", sagt Iglhauser. "Aber keines beschäftigt sich intensiv mit dem Leben und Werk von Ferdinand Porsche." Porsche-Enkel Ernst Piëch und seine Familie wollten dem Ingenieur 2013 deshalb mit dem fahr(T)raum ein Denkmal setzen, das sich seither zu einem Publikumsmagneten im Flachgau entwickelt hat. Ziel sei es nicht gewesen, Werbung für Autos eines bestimmten Autokonzerns zu machen, sondern über das Leben von Ferdinand Porsche zu berichten, sagt Iglhauser. "Im fahr(T)raum werden deshalb Automobile präsentiert, die Ferdinand Porsche zuerst mit Lohner und später für Austro Daimler in Wiener Neustadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte."

Die Automobilgeschichte von Porsche

Den Anfang machte der sogenannte Lohner-Porsche, der 1899 als erstes Elektroauto produziert wurde. Im fahr(T)raum ist ein "Mixte" von 1901 zu sehen. Iglhauser: "Das Problem war damals schon dasselbe wie heute: die Reichweite. Deshalb hat Porsche bei Daimler Deutschland einen Motor gekauft, der mit 1200 Touren einen Stromgenerator betrieb." So konnte dieses Hybridauto - wie man heute sagen würde - eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometern erreichen. Nach Lohner wechselte Porsche zu Daimler in Wiener Neustadt, wo er den ersten Vierzylinder aus zwei Zweizylindermotoren baute. Autobegeistert, wie Porsche war, nahm er auch an ersten Rallyes teil, lag aber deutlich hinten. Folge: Porsche baute mit dem "Prinz-Heinrich-Wagen" das erste "richtige" Sportauto der Welt, mit dem er prompt die 1944 Kilometer lange Fahrt gewann. Ein Exemplar dieses Wagens von 1910 findet sich ebenfalls in Mattsee.
Auch in seiner Zeit für Austro Daimler führte Porsche die Zusammenarbeit mit Karosseriebauer Ludwig Lohner fort. Das führte zum "Kaiserwagen", einem Austro Daimler von 1911, der Kaiser Franz Josef zum Geschenk gemacht wurde. Auch dieses Fahrzeug wurde nach einem Umbau elektrisch betrieben. Die weiteren Stationen von Porsche, etwa mit dem "Sascha-Wagen", der Zusammenarbeit mit Steyr und sogar Alfa Romeo, sind weitere Meilensteine, die im fahr(T)raum nachzuerleben sind.

"Deshalb war es Ernst Piëch wichtig, die Geschichte seines Großvaters zu erzählen, und zwar auf eine zeitgemäße Art", sagt Iglhauser. Die Technik sollte zugänglich sein, weshalb die Exponate auch nicht abgesperrt sind, zudem sind alle Fahrzeuge fahrbereit. "Es ist eine lebendige Ausstellung, die durch zahlreiche Veranstaltungen ergänzt wird", erklärt der Geschäftsführer. Die Fahrtraum GmbH kümmert sich um Betrieb und Organisation, die Exponate gehören der Familie Piëch. "Es gibt viele Sammlungen, die aber oft nicht zugänglich sind", betont Iglhauser. "Die österreichische Automobilgeschichte wird dabei gern totgeschwiegen." 30 Eigenveranstaltungen finden im Haus statt, dazu noch viele Firmenveranstaltungen, die die Räumlichkeiten für eigene Events und Präsentationen nutzen.

Die Schaffensperiode von Ferdinand Porsche

Das inhaltliche Konzept umfasst "alles, was mit der Schaffensperiode von Ferdinand Porsche zu tun hat". Dazu gehört auch ein Packard, den Porsche in seiner Zeit in den USA gekauft und danach mitgenommen hat. Heute verfügt der fahr(T)raum über die größte Austro-Daimler-Sammlung der Welt. "Von 110 verbliebenen Fahrzeugen weltweit stehen 23 hier", sagt Iglhauser stolz. Insgesamt wurden rund 15.000 Austro Daimler produziert.
Aber wieso ist diese Sammlung ausgerechnet in Mattsee situiert? "Ernst Piëch ist seit 1968 sehr Mattsee-affin", erzählt Iglhauser. Die ehemalige Elisabeth-Schuhfabrik im Zentrum war lang leer gestanden und hat sich als Museumsstandort angeboten. Der Start 2013 erfolgt mit 13 Autos, heute sind es 39. Dazu kommen zwei Flugzeuge und 22 Traktoren, denn auch beim Porsche-Dieseltraktor hat Ferdinand Porsche seine Spuren hinterlassen. "In den ersten Jahren war es schwierig", erzählt der Geschäftsführer, "da kamen 4000 bis 6000 Besucher im Jahr." Mit dem Ausbau und einem stringenten Konzept hat sich die Zahl auf 60.000 Gäste erhöht, Tendenz weiter stark steigend.
Iglhauser ist seit 2015 an Bord, gemeinsam mit einem jungen Team, das durchwegs nicht aus der Autobranche kam. "Dadurch konnten wir mehr querdenken und eine abwechslungsreiche Ausstellung mit vielen Veranstaltungen machen." Erste Anbauten sind ebenfalls schon geplant. Schon seit 2018 sind im Nachbargebäude die Ausfahrtsautos, die man übrigens mieten kann, untergebracht. Jetzt soll ein Anbau für die Flugzeuge folgen, denn auch mit diesem Metier hat sich Porsche beschäftigt. Eine Veranstaltungshalle soll die Platznot bei bis zu 250 Gästen lindern, für die derzeit noch ein Teil der Ausstellung ausgeräumt werden muss.

"Unser Ziel ist, eine Geschichte zu erzählen", sagt der zum Austro-Daimler-Experten avancierte Iglhauser. Denn jedes Fahrzeug habe eine. Den Audio-Guide gibt es inzwischen in neun verschiedenen Sprachen, teils spricht Ernst Piëch persönlich die Texte.
Natürlich soll der fahr(T)raum für Autos begeistern, deshalb sind auch die Kindergeburtstagsfeste so beliebt. Eine riesige Carrera-Rennbahn sorgt für spannende Momente und auf dem Porsche-Dieseltraktor-Simulator können Kinder ein bisschen Bauer spielen.

Bleibt noch die Frage, wie denn die Fahrzeuge fahrbereit gemacht bzw. gehalten werden können, denn eine eigene Werkstatt hat der fahr(T)raum nicht. Dies erfolge in Zusammenarbeit mit örtlichen Autowerkstätten, sagt Iglhauser. Ersatzteile werden teils selbst hergestellt, denn die sind für Vorkriegsmodelle kaum mehr erhältlich. Die Teile werden auch an andere Sammler verkauft. Eine besondere Herausforderung ist der Kühlerbau, besonders was die Waben oder die Durchflussmenge betrifft. Derzeit beschäftigen sich Spezialisten, die durchwegs schon lang in Pension sind, mit dem Thema. Die Wartezeiten sind sehr lang, weshalb Iglhauser mit jungen Leuten selbst Wissen dazu aufbauen will. Das alles kostet natürlich viel Geld. "Wir bekommen die Autos zur Verfügung gestellt und organisieren den Museumsbetrieb. Seit 2017 sind wir auch aus der Liebhaberei draußen", sagt Iglhauser. Inzwischen sei man in der Oldtimerwelt bekannt. "Wir bekommen interessante Modelle direkt angeboten." Zusätzlichen Umsatz bringen etwa die Modelle, die selbst gebaut und via Internet weltweit verkauft werden. Neben dem Initiator Ernst Piëch ist inzwischen Florian Piëch als Gesellschafter tätig.

Und wie schaut der Besuchermix aus? "Wir sind inzwischen extrem wichtig für die Region, haben auch am Flughafen einen Schauraum und Dependancen am Großglockner, in Wiener Neustadt und in der Mönchsberggarage." Das Publikum sei zur Hälfte männlich und weiblich, immer mehr Frauen fühlen sich durch die Aufbereitung des Themas angesprochen.

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