SN.AT / Leben / Mobilität

Große Skepsis

Autonomes Fahren löst keine Euphorie aus. Rund um das Abgeben der Kontrolle im fließenden Verkehr gibt es viele Bedenken.

Abgedunkeltes Fahren sollte im Test das Vertrauen in die Technik erhöhen.
Abgedunkeltes Fahren sollte im Test das Vertrauen in die Technik erhöhen.

Etwa 45 Prozent aller Autofahrerinnen und Autofahrer sind aktuellen Umfragen zufolge nach wie vor skeptisch gegenüber dem autonomen Fahren. Einerseits weil sie der Technik nicht vertrauen, andererseits weil sie Bedenken beim Datenschutz haben. Trotzdem wird in einer neuen Studie im Auftrag des deutschen Autofahrerclubs ADAC prognostiziert, dass bis zum Jahr 2050 rund vierzig Prozent aller gefahrenen Kilometer auf den Autobahnen automatisiert absolviert werden.

Auch wenn es noch dauern wird, bis privat genutzte fahrerlose Pkw unterwegs sein werden, die Assistenzsysteme eröffnen schon jetzt neue Mobilitätsoptionen. Was beim automatisierten und vernetzten Fahren in Theorie und Praxis schon heute geht und was noch Zukunftsmusik ist, war Thema des zweiten ADAC-Forums "Automatisiertes und vernetztes Fahren" nahe Hannover. Es gab auch ein Auto mit komplett abgeklebten Scheiben, in dem ohne Sicht gesteuert wurde. Den Kontakt zur Umwelt übernahmen die 360-Grad-Kamera und die Assistenzsysteme. Dieses abgedunkelte Fahren sollte das Vertrauen in die Technologie erhöhen. Die Umfragen zeigen nämlich: Wenn der Verkehrsteilnehmer irgendwann einmal die Kontrolle an sein technisch hochgerüstetes Fahrzeug abgeben soll, dann nur zum Ein- und Ausparken oder im Stau - aber so gut wie nie im fließenden Autobahn- oder Stadtverkehr. Rund 45 Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer glauben nicht an die Verlässlichkeit der Technologie oder haben Angst vor Hackern.

Digitale Euphorie sieht somit anders aus. Doch macht dann die Entwicklung autonom fahrender Autos überhaupt noch Sinn? Auf alle Fälle, meinen die ADAC-Fachleute. Denn die Potenziale dieser Technologie seien enorm - für die Gesellschaft, die Sicherheit und für den Wirtschaftsstandort Europa.

Für die Gesellschaft liegt, so der ADAC, die Chance darin, ältere oder leistungseingeschränkte Menschen besser einzubinden. Jeder Einzelne könne seine Zeit produktiv oder zur Erholung nutzen.

Automatisierte Taxis oder Busse fahren vielleicht so günstig, dass sich auch der ländliche Raum besser erschließen lässt. Motoren laufen immer im effektivsten Betriebsmodus, und der Güterverkehr könne rationalisierter und umweltschonender organisiert sein.

Je nach Grad der Automatisierung werden sich, so die Annahme, auch die Unfallzahlen weiter reduzieren, denn für immerhin 90 Prozent aller Crashs ist menschliches Versagen die Ursache.

Allerdings wird dieser Prozess langwierig sein, weil konventionelle und automatisierte Fahrzeuge noch sehr viele Jahre im Mischverkehr fahren werden. Das liegt auch daran, dass Autos durchschnittlich bis zu zwanzig Jahre im Einsatz sind - und sich neue Technologien deshalb nur ganz allmählich im Gesamtbestand bemerkbar machen. Und natürlich können auch die technischen Systeme versagen oder Verkehrssituationen einfach falsch berechnet werden.

KOMMENTARE (0)