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Hilfe für E-Auto-Käufer

Trotz steigender Strompreise steigt das Interesse an Elektroautos. Zwei Salzburger Unternehmen helfen zukünftigen E-Mobilisten bei der Kaufentscheidung.

Roland Bamberger aus Obertrum will mit seinem Onlineportal die praktischen Erfahrungen mit Elektromodellen publik machen.
Roland Bamberger aus Obertrum will mit seinem Onlineportal die praktischen Erfahrungen mit Elektromodellen publik machen.

In Sachen Elektromobilität ist David Gruber ein echter Pionier. Seit über zehn Jahren ist der Unternehmer aus Bad Dürrnberg privat ausschließlich elektrisch unterwegs. Auch beruflich ist die Mobilitätswende für ihn seit vielen Jahren Thema Nummer eins: Gemeinsam mit seinem Bruder Christian hat sich Gruber auf den Import und den Verkauf von Elektroautos spezialisiert. Die dazugehörige Webseite elektroauto.at ist längst nicht mehr nur eingefleischten Hardcore-Elektromobilisten ein Begriff. Der Grund dafür ist simpel: Während man anderswo mit vielen Monaten Lieferzeit für neue Elektromodelle rechnen muss, schaffen es die findigen Elektrobrüder vom Dürrnberg immer wieder, die heiß begehrten Stromer schneller und nicht selten auch spürbar günstiger an ihre Klienten zu bringen.

"Als wir im Jahr 2015 damit begonnen haben, E-Autos im großen Stil nach Österreich zu importieren, war das relativ einfach. Zu einem Zeitpunkt, als diese Modelle noch keiner haben wollte, waren auch die betreffenden Händler froh, die damaligen Ladenhüter loszuwerden", erinnert sich David Gruber, dessen beruflicher Schwerpunkt mittlerweile die Entwicklung und Vermarktung eines batterieelektrischen Zwölf-Meter-Stadtbusses ist. Dass David seinen Bruder Christian dennoch immer wieder beim Handel mit E-Autos unterstützt, liegt schlicht und einfach daran, dass die Nachfrage in den letzten Monaten durch die Decke ging.

Haltbarkeit der Akkus in der Praxis besser

"Wenn wir heute ein Kontingent von 200 Teslas haben, dann sind diese Autos binnen weniger Stunden verkauft", schildert Gruber, der den Grund für den heutigen Erfolg klar benennen kann. "Wir profitieren heute eindeutig von dem internationalen Netzwerk, das wir uns in der Anfangszeit der E-Mobilität in ganz Europa aufgebaut haben." Damals nahm man den Händlern die ungeliebten Quotenfahrzeuge mit E-Antrieb ab, heute profitieren die findigen Unternehmer vor allem von den Unterschieden in den verschiedenen Märkten in Europa. "Wir kennen die Strukturen der Autohändler und die dazugehörigen Importeursverträge in den verschiedenen Ländern sehr genau. Und natürlich auch die jeweilige Förderpolitik", erklärt Gruber. "Wenn wir dann von größeren Kontingenten erfahren, schließen wir vorzeitig Verträge mit unseren Partnerhändlern ab - vorausgesetzt, der Preis ist attraktiv genug." Aus heutiger Sicht ist Deutschland für elektroauto.at das lohnendste Umfeld: "Dort gibt es bis auf Weiteres relativ hohe staatliche Förderungen und die gesetzliche Behaltedauer für geförderte Modelle ist mit sechs Monaten relativ kurz."

Während gebrauchte Elektromodelle zu Beginn ihrer Selbstständigkeit den mit Abstand größten Anteil ausmachten, dreht sich das Geschäft heute fast ausschließlich um Vorführmodelle und Fahrzeuge mit Tageszulassungen. Der Grund dafür ist simpel: In Österreich werden diese Autos, die teilweise mit null Kilometern am Tacho ausgeliefert werden, gesetzlich wie Neufahrzeuge behandelt und somit förderfähig.

Bild: SN/gruber
„Wir wissen, dass die Akkus in der Praxis viel länger halten, als die Hersteller dachten.“ David Gruber, Co-Gründer elektroauto.at

Abgesehen von den staatlichen Förderungen ist David Gruber ein überzeugter Fürsprecher, was den Kauf von gebrauchten E-Autos betrifft. "Das wichtigste Argument ist, dass die gefahrenen Kilometer im Gegensatz zu klassischen Verbrennern praktisch keine Rolle spielen. Wir wissen mittlerweile, dass die Akkus in der Praxis viel länger halten, als es die Hersteller selbst prognostiziert haben." Erfahrungsgemäß würden die Akkus am Beginn verhältnismäßig schnell an Kapazität verlieren, sich dann aber bei etwa 90 Prozent einpendeln und diesen Status über viele Jahre überraschend konstant halten, so der Experte. "Natürlich überprüfen wir bei jedem Fahrzeug, das bei uns verkauft wird, ob der Akku in Ordnung ist", stellt Gruber klar. Doch selbst wenn die Restkapazität in seltenen Fällen weniger als die 80 Prozent beträgt, die bei den Herstellern den Garantiefall auslöst, könne er das betreffende Fahrzeug den meisten Anwendern bedenkenlos empfehlen. "Im Durchschnitt fährt man in Österreich knapp 30 Kilometer am Tag oder 12.000 Kilometer im Jahr. Für solche Fahrleistungen würden sogar viel kleinere Akkus reichen."

Auch bei Roland Bamberger aus Obertrum dominiert das Thema E-Mobilität den Alltag. Als Spezialist für Online-Vergleichsplattformen hat sich der 36-Jährige vor wenigen Jahren selbstständig gemacht, sein jüngstes Projekt ist das Portal e-autovergleich.com - laut eigenen Angaben Österreichs erste Vergleichsplattform für E-Mobilität. "Das Angebot an unterschiedlichsten Fahrzeugen, Ausstattungen und Lademöglichkeiten steigt ständig und viele Interessierte fühlen sich dadurch überfordert." Genau hier will das neue Vergleichsportal ansetzen. "Wir möchten Klarheit in die Branche bringen und wenden uns mit dem Angebot an Menschen, die sich zum ersten Mal mit der Elektromobilität beschäftigen."

Mitmachportal soll animieren

Als Alleinstellungsmerkmal seines Portals sieht Roland Bamberger nicht nur die Tatsache, dass zum Start bereits alle in Österreich erhältlichen Elektrofahrzeuge samt den wichtigsten Daten und Fakten angeklickt werden können. "Wir verstehen uns vielmehr als eine Art Mitmachportal. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass unsere User ihre Meinungen und Erfahrungen zu den jeweiligen Modellen posten." Die Vielzahl dieser niederschwelligen Informationen soll es einfacher machen, sich ein persönliches Bild zu machen. Neben den schriftlichen Kommentaren gibt es aber auch ein spezielles Bewertungstool, das es in weiterer Folge möglich macht, Fahrzeuge nach den wichtigsten Kriterien wie Reichweite, Sitzplätze oder Anhängerlast zu filtern. "Die Besucher der Seite erhalten dadurch sehr schnell eine Auswahl an Fahrzeugen, die für sie relevant sind", so Bamberger. Als nächsten Schritt planen der Unternehmer und sein fünfköpfiges Entwicklerteam, das Portal um weitere Inhalte zu erweitern. "Wir werden den Fokus auf die Ladeinfrastruktur, die Karten, Tarife und Wallbox-Systeme legen. Aber auch Händler, die sich besonders auf E-Autos spezialisieren, sind für uns ein Thema."

David Gruber ist einer der Gesprächspartner bei den Podiumsgesprächen im Rahmen der Fachmesse IMFS, die am 14. Oktober am Salzburgring stattfindet. Mehr Infos unter www.imfs.at