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Ist Wasserstoff die Zukunft?

Der Kampf der kohlenstofffreien Technologien ist eröffnet. Unter Umständen könnte die Brennstoffzelle bis 2025 die günstigste Antriebsform werden.

Der neue Toyota Mirai.
Der neue Toyota Mirai.

Wenn am 24. Juli in Tokio die Olympischen Sommerspiele eröffnet werden, könnte dies womöglich auch der medienwirksame Startschuss für die Ära des Wasserstoffs sein. Nicht weniger als 6000 Brennstoffzellen-Autos und eine Flotte von 100 mit Wasserstoff betriebenen Bussen wird Toyota im Rahmen der Sportgroßveranstaltung zur Verfügung stellen. Sogar im olympischen Dorf soll der notwendige Strom für Licht und Warmwasser mittels stationärer Brennstoffzellen erzeugt werden. Bereits Ende 2019 stellte Toyota die zweite Generation seines Wasserstofffahrzeugs Mirai vor. Das Vorgängermodell war mit rund 10.000 verkaufen Modellen wirtschaftlich ein Flop. Doch für die Neuauflage haben die Japaner große Pläne. "Mirai" heißt auf Japanisch Zukunft. Doch ist die Brennstoffzelle tatsächlich die Zukunft der Elektromobilität?

Wasserstoff zum wichtisten Element des 21. Jahrhunderts

Geht es nach einer Studie, die kürzlich vom internationalen Hydrogen Council vorgestellt wurde, könnte Wasserstoff tatsächlich zum wichtigsten Element des 21. Jahrhunderts werden. Hinter dem Council mit Sitz in Brüssel stehen 60 der führenden Energie-, Transport- und Industrieunternehmen aus aller Welt, darunter auch Audi, Daimler, BMW, Airbus, Shell und Total, aber auch Branchen-Spezialisten wie Linde, Ballard Power oder Air Liquide. Die Kernaussage der Studie: Für eine Vielzahl der Anwendungen könnten die Kosten bis zum Jahr 2030 um bis zu 50 Prozent sinken - und Wasserstoff damit nicht nur gegenüber der direkten Speicherung von Energie in Akkus, sondern vor allem auch im Vergleich zu konventionellen Optionen konkurrenzfähig werden. Die gemeinsam mit der Unternehmensberatung McKinsey erarbeitete Studie analysiert 35 verschiedene Anwendungsfälle im Transport, aber auch in der Industrie und der Gebäudewirtschaft. In nicht weniger als 22 Fällen sieht die Studie gute Chancen für den Siegeszug des Elements mit der Ordnungszahl1.

Grüne Wasserstoffanalyse

Die Gründe für diesen Optimismus sehen die Experten in den zu erwartenden Kostenreduktionen bei der sogenannten grünen Wasserstoffproduktion: Die Elektrolyse mithilfe von Wasser-, Wind- und Sonnenkraft soll in den nächsten zehn Jahren um rund 60 Prozent günstiger werden. Als Resultat davon würde der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff von aktuell 5,4 Euro auf durchschnittlich 2,3 Euro fallen. Setzte man in sonnenreichen Gebieten Europas konsequent auf Sonnenkraft, würde sogar ein Preis von 1,10 Euro als realistisch eingestuft. Wird dann zeitgleich in die Entwicklung von Wasserstofftanks und der Brennstoffzelle investiert, könnten die Kosten für ein Kilowatt Antriebsleistung auf 120 Euro fallen - das wären um 45 Prozent weniger, verglichen mit dem heutigen Wert. Auf längeren Strecken - ab rund 600 Kilometern - und mit steigendem Fahrzeuggewicht könnte die Brennstoffzelle ab dem Jahr 2025 Kostenparität mit den heutigen Batterie-Elektroautos erreichen. Vor allem deshalb, weil sich die anfänglich höheren Investitionskosten in die Wasserstoff-Infrastruktur binnen weniger Jahre gegenüber den teuren Ladestationen rechnen könnten. Diese Prognose basiert freilich auf der aktuell verfügbaren Akku-Technologie, deren Entwicklung ebenfalls rasant voranschreitet. Bleibt abzuwarten, auf welches technologische Pferd die Industrie setzen wird.

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