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Jaguar Land Rover stemmt sich erfolgreich gegen den negativen Markttrend

Österreich-Chef Felix J. Wannemacher spricht über das Erfolgsrezept von Defender, i-Pace & Co.

Jaguar-Land-Rover-Chef Felix J. Wannemacher ist seit 1. April 2020 im Amt.
Jaguar-Land-Rover-Chef Felix J. Wannemacher ist seit 1. April 2020 im Amt.

Seit dem letzten Frühjahr ist Felix J. Wannemacher Managing Director von Jaguar Land Rover in Österreich. Der 41-jährige Münchner führt das Unternehmen bis dato erfolgreich durch die Krise des Automarkts.

Herr Wannemacher, der Verkaufsrückgang Ihres Unternehmens fällt mit minus elf Prozent im Vergleich zum Gesamtmarkt eher gering aus, die Marke Land Rover verzeichnete im Vorjahr sogar ein Plus von einem Prozent. Was haben Sie richtig gemacht? Felix J. Wannemacher: Das muss man von zwei Seiten betrachten. Einerseits haben wir zu Beginn der Coronakrise recht schnell reagiert und unsere Händler massiv beim Abverkauf der großen Lagerbestände unterstützt und beispielsweise Kosten, die im Handel für die IT-Systeme anfallen, auf null gestellt. Damit haben wir signalisiert, dass wir die Sache gemeinsam mit dem Handel durchstehen wollen. Andererseits haben wir unser komplettes Verkaufsprogramm verändert, Finanzierungsmodelle und Mobilitätskonzepte attraktiver gemacht. Die Frage lautet: Welche Produkte müssen wir den Kunden anbieten, damit sie langfristig bei uns bleiben? Wir haben auch den Fokus auf neue Kundengruppen gelegt. Während wir in der Vergangenheit versucht haben, bei den großen Firmen zu punkten, legen wir mittlerweile unseren Schwerpunkt auf die sogenannten Affinity Groups, beispielsweise Ärzte, Notare oder Anwälte. Das sind die Klientelen, die sehr gut zu uns passen, und wir verlieren relativ wenig durch die Streuung von Werbemitteln. Am Ende des Tages liegt das Erfolgsrezept aber vor allem darin, die richtigen Produkte zum richtigen Zeitpunkt anbieten zu können.

In den vergangenen Wochen wurde bekannt, dass einige Hersteller zu wenige Computerchips geliefert bekommen, was zu Lieferverzögerungen führt. Gibt es dieses Problem auch bei Jaguar Land Rover? Die aktuelle Situation stellt nicht nur uns, sondern auch unsere Zulieferer vor große Herausforderungen. Wir sind mit langfristigen Verträgen aber sehr gut aufgestellt. Bis dato hatten wir auch Glück, dass keiner unserer Zulieferer von solchen Problemen betroffen war. Dazu kommt, dass wir als kleiner Premiumhersteller mit geringeren Stückzahlen solche Engpässe viel leichter schließen können als große Massenhersteller.

Der Brexit ist mittlerweile vollzogen, welche Auswirkungen spüren Sie als britischer Autohersteller? Mit dem jetzt gültigen Deal können wir gut leben. Natürlich haben wir uns aber im Vorfeld auf das Schlimmste vorbereitet, etwa unsere Teileversorgung gesichert. Klar, in den ersten beiden Jännerwochen konnten relativ wenige Fahrzeuge von England nach Deutschland gebracht werden, aber damit hatten wir gerechnet und zuvor schon relativ viel vorgezogen. Unsere Kunden haben davon so gut wie nichts gemerkt. Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass der Brexit unserem Geschäft nicht schaden wird. Wir planen deswegen auch keine Preiserhöhungen.

Was sind aus Ihrer Sicht die Eigenheiten des österreichischen Markts? Österreich unterscheidet sich schon von der Geografie von anderen Märkten. Das bringt mit sich, dass auch die Menschen in den Bundesländern unterschiedlich sind. Grundsätzlich sind unsere Käufer hier etwas konservativer - oder besser gesagt - traditioneller als anderswo. So sind beispielsweise die Leasingraten in Österreich geringer als in anderen Märkten. Auch die Loyalität zu einer Marke ist hier wesentlich stärker ausgeprägt. Das passt gut zu uns, schließlich sind unsere Marken ebenfalls eher traditionell positioniert.

Wie passt dieser Traditionalismus zu den vielen technischen Innovationen, Stichwort Elektro und Hybrid? Unsere beiden Marken haben sehr früh mit der Elektrifizierung begonnen, bei Jaguar waren wir mit dem i-Pace sogar der erste Premiumhersteller. Den Range Rover Sport als Plug-in-Hybrid haben wir schon 2017 vorgestellt. Letzterer hat mittlerweile einen Anteil von 40 Prozent. Gleiches erwarten wir mittelfristig auch bei den kleineren Modellen. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir mittlerweile jede Baureihe elektrifiziert. Der Erfolg dieser Strategie ist natürlich extrem abhängig von der Förderpolitik. In Norwegen verkaufen wir aktuell ausschließlich den i-Pace, in Holland macht dieses Modell 80 Prozent unserer Verkäufe aus. In Tschechien gibt es gar keine Subventionen, dort verkaufen wir im Jahr nur eine Handvoll BEVs. In Österreich kommt uns die Anhebung der NoVA entgegen, weil dadurch der Markt für Elektroautos attraktiver wird. Ob diese Situation für uns als Hersteller und für unsere Kunden langfristig gut ist, und ob es ökologisch überhaupt Sinn hat, kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. Ich glaube aber, dass es als Hersteller wichtig ist, derzeit diese Produkte anzubieten, weil der Markt massiv danach verlangt. Davon abgesehen geht es auch um das Image der Marken als Technologieführer.

Wird es auch in Zukunft noch Fahrzeuge mit Verbrenner geben? Traditionsbewusste Fahrer sind unsere wichtigste Käuferschicht. Wir werden uns bei der Antriebstechnologie auf Sicht weiterhin zweigleisig aufstellen, stets mit dem Blick auf Effizienz und Nachhaltigkeit.