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"Man spürt schon eine Aufbruchsstimmung"

Nach dem Katastrophenjahr 2020 hofft man im Autohandel auf bessere Zeiten. Die Branchenvertreter sehen schon jetzt Grund für Optimismus.

Der Fahrzeughandel blickt mit viel Optimismus auf das Autojahr 2021. Im Vorjahr waren die Pkw-Zulassungen in Salzburg um 28,4 Prozent zurückgegangen.
Der Fahrzeughandel blickt mit viel Optimismus auf das Autojahr 2021. Im Vorjahr waren die Pkw-Zulassungen in Salzburg um 28,4 Prozent zurückgegangen.

Mehrere Lockdowns haben den Fahrzeughandel als einen starken Wirtschaftsmotor im Bundesland Salzburg hart getroffen. Die Kunden reagieren vorsichtig und verhalten, dazu kommen einige Steuererhöhungen, die vor allem den Fahrzeugsektor massiv betreffen. Im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" sprechen Josef Nußbaumer, Obmann des Salzburger Landesgremiums Fahrzeughandel, und der Obmann-Stellvertreter Josef Roider über die Aussichten für das Autojahr 2021.

Das vergangene Jahr brachte in Salzburg einen Rückgang der Pkw-Neuzulassungen um 28,4 Prozent. Welche Erwartungen haben Sie für 2021? Josef Nußbaumer: Ich gehe aus heutiger Sicht davon aus, dass 2021 wesentlich besser laufen wird. Schließlich haben wir das ganze Thema mittlerweile viel besser im Griff und können den Kunden ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Man spürt schon jetzt eine gewisse Aufbruchsstimmung. Das Thema Auto hat wieder einen größeren Stellenwert. Im Jänner waren die Schauräume großteils ja noch geschlossen, doch die Kunden denken sehr wohl schon übers Kaufen nach.

Josef Roider: Mir ist aufgefallen, dass wir im bisherigen Jahr sogar um mehr als 50 Fahrzeuge mehr verkaufen konnten als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs - und damals hatten wir noch keine Pandemie. Auch ich bin guter Dinge, dass wir positiv resümieren können. Man muss auch dazusagen, dass wir bei der Frey-Gruppe mit einem Minus von insgesamt acht Prozent weniger stark von den Rückgängen im letzten Jahr betroffen waren - da hätten wir Schlimmeres erwartet.

Spüren Sie bereits Vorziehkäufe durch die anstehende NoVA-Ausweitung zur Jahresmitte? Josef Nußbaumer: Im Pkw-Bereich ist das NoVA-Thema nicht so dominant. Bei den leichten Nutzfahrzeugen war dieser Effekt aber bis Ende Februar absolut spürbar - verstärkt auch durch die Investitionsunterstützung für die Unternehmen.

Wie ist Ihre Position zur Neueinführung der NoVA für leichte Nutzfahrzeuge ab dem 1. Juni 2021 ganz allgemein? Josef Nußbaumer: Ganz ehrlich: Ich sehe es als Frechheit an, den Unternehmen diese beträchtlichen zusätzlichen Kosten aufzubürden. Ganz besonders in der aktuellen Situation, wo man aus bekannten Gründen ohnehin bereits mit großen Herausforderungen konfrontiert ist. Diese Maßnahme richtet sich gegen die Firmen, die Nutzfahrzeuge als Werkzeuge brauchen. Diese wichtigen Betriebsmittel so hoch zu besteuern halte ich für absolut nicht angebracht und schon gar nicht weitsichtig. Für mich absolut der falsche Weg.

In den vergangenen Monaten tendieren immer mehr Hersteller in Richtung eines Direktvertriebmodells bzw. planen bereits konkret, dieses einzuführen. Was kann das für den stationären Autohandel bedeuten? Josef Roider: Der Direktvertrieb ist an sich ja nicht neu, es hat immer schon solche Modelle gegeben, wo allerdings der Handel stets als Vermittler zwischen Importeuren und Kunden eingebunden war. Dieser Zugang bringt für den Handel Vor- und Nachteile gleichermaßen. So reduzieren sich beispielsweise dadurch die Kosten für die Neuwagenlager-Finanzierung. Die Details muss man mit dem jeweiligen Importeur optimieren. Ich bin aber überzeugt davon, dass der Fachhandel in jedem Fall als erster Ansprechpartner für den Autokauf erhalten bleiben wird.

Geht es nach den Herstellern, sollen Autos in naher Zukunft auch viel mehr online verkauft werden. Josef Nußbaumer: Auch hier wird man sich ansehen müssen, wie sich das Thema in den nächsten Jahren entwickelt. Die Kunden profitieren auf jeden Fall davon, dass die Vergleichbarkeit im Internet wesentlich einfacher ist. Es wird auf jeden Fall noch mehr auf jeden einzelnen Handelsbetrieb ankommen, wie man mit dieser Herausforderung umgeht. Es geht darum, diese neue Situation bestmöglich zu bewerkstelligen und die Basis für eine bestmögliche Beziehung zu den Kunden zu legen. Die Challenge liegt aus meiner Sicht aber auch aufseiten der Importeure, einen Weg zu finden, die Händler optimal einzubinden. Eine allzu große Bedrohung für den Handel sehe ich dadurch aber nicht. Im Gegenteil: Es gibt konkrete Beispiele für Hersteller, die anfänglich versucht haben, ganz ohne den Handel auszukommen, und mittlerweile eine Kurskorrektur durchführen.

Ein Blick auf die Zulassungszahlen zeigt massive Zuwächse bei den Elektro- und Hybridmodellen. Wie reagiert man im Handel darauf? Josef Roider: Natürlich merken wir diesen Wandel im Alltagsgeschäft. Der Hauptgrund dafür liegt vor allem in den starken finanziellen Anreizen durch die aktuellen staatlichen Fördermodelle. Für uns bringen diese enormen Anreize aber nicht nur Vorteile. Nachteilig wirken beispielsweise die Preiskorrekturen nach unten bei gebrauchten Elektrofahrzeugen. Für hochpreisige Nischenanbieter wie Jaguar oder Volvo ist es vergleichsweise einfach, einen vollständigen Wechsel auf die E-Mobilität in Aussicht zu stellen. Die großen Volumenshersteller werden dafür länger benötigen.

Josef Nußbaumer: Bei aller Euphorie bei diesem Thema darf man nicht vergessen, dass der aktuelle Boom hauptsächlich von den Fördermaßnahmen getrieben ist - und der Staat dabei nicht nur massiv investiert, sondern ihm zeitgleich dadurch auch massiv Einnahmen verloren gehen. Ich befürchte, dass man das an anderer Stelle sehr schnell bemerken wird. Das wird nicht ewig so weitergehen können, und dann wird sich das Pendel vermutlich wieder in eine andere Richtung bewegen. Die E-Mobilität als solche ist aber gekommen, um zu bleiben. Der Bereich wird immer interessanter, je größer die Reichweiten, je besser die Ladeinfrastruktur und je niedriger die Preise werden. Die totale Rückkehr zum Verbrenner, wie wir ihn früher gekannt haben, wird so definitiv nicht mehr stattfinden.

Inwiefern wirkt sich der Elektroboom bereits auf den Servicebereich aus? Josef Roider: Wir blicken mit großem Interesse nach Norwegen, wo man schon mehr Erfahrungen gesammelt hat. Die Intervalle verlängern sich - allerdings wird es auch in Zukunft Reifenwechsel und andere Reparaturen geben.

Ist es vorstellbar, dass Autohändler in größerem Ausmaß Lademöglichkeiten für E-Autos anbieten? Josef Nußbaumer: Absolut, wir beschäftigen uns bereits jetzt ganz konkret mit diesem Thema. Wir werden uns überlegen, wie wir den Kunden die bestmögliche Dienstleistung zur Verfügung stellen. Allerdings ist es nicht nur eine Frage des Wollens, sondern des Könnens: Bis dato ist es technisch sehr schwierig, die notwendigen Strommengen an den Standort zu bekommen.

Josef Nußbaumer
ist Obmann des Salzburger
Landesgremiums Fahrzeughandel und Geschäftsführer von Schmidt Automobile.

Josef Roider
ist stellvertretender Obmann des Salzburger Landesgremiums
Fahrzeughandel und Geschäftsführer von AutoFrey.