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Netzkosten für Wallboxen in Salzburg am teuersten

Eine Wallbox in die Garage zu bekommen kann in Salzburg schwierig werden. Die technische Machbarkeit vorausgesetzt, kostet der Anschluss deutlich mehr als in anderen Bundesländern.

Die Installation einer Wallbox ist in Salzburg im Österreich-Vergleich am teuersten.
Die Installation einer Wallbox ist in Salzburg im Österreich-Vergleich am teuersten.

Tanken Sie noch, oder laden Sie schon? Diese Frage stellte sich auch Peter M. aus Salzburg-Nonntal. Im vergangenen Herbst kaufte er sich ein neues Hybridfahrzeug. Um dieses auch in der eigenen Garage aufladen zu können, ließ er sich vom Elektriker seines Vertrauens eine Wallbox installieren, die er zuvor zu einem guten Preis im Fachhandel gekauft hatte.

Der von Peter M. mit der Installation beauftragte Elektriker, Wolfgang Reiter vom gleichnamigen Elektrotechnik-Fachbetrieb in Salzburg, suchte beim Netzbetreiber auch um die Genehmigung der Wallbox an. Als diese einige Zeit auf sich warten ließ, griff Peter M. selbst zum Telefonhörer und rief bei der Salzburg Netz GmbH an, um in der Sache zu urgieren. Der zuständige Sachbearbeiter bestätigte dann die Genehmigung mit dem Hinweis, Herr M. habe Glück, da gerade in der Stadt Salzburg ein Großteil der Ansuchen privater Wallboxen abgelehnt werden müsse.

Stromnetz nicht fit für zunehmende E-Mobilität

Auf SN-Nachfrage bei Elektriker Wolfgang Reiter, seines Zeichens auch Innungsausschuss-Mitglied bei den Elektroinstallateuren in der Wirtschaftskammer Salzburg, bestätigte dieser, dass das Genehmigungsverfahren privater Wallboxen vor allem in der Landeshauptstadt häufig abgelehnt wird. "Der Grund dafür ist, dass das Stromleitungsnetz in manchen Stadtteilen nicht auf dem aktuellen Stand ist und die für die Elektromobilität notwendige Energie den privaten Wallboxen zur Verfügung gestellt werden kann", so Reiter. "Kommt es zu vermehrten Anfragen aus ein und derselben Siedlung mit eher schlechterer Anbindung, kann der sogenannte Installationscheck auch vermehrt negativ ausfallen, schlussfolgert Wolfgang Reiter.

Beim Netzbetreiber Salzburg Netz GmbH ist man sich der Herausforderung, welche die stark wachsende Anzahl privater Ladepunkte mit sich bringt, vollauf bewusst. Mit dem konkreten Problem in der Stadt konfrontiert, stellt Geschäftsführer Herwig Struber allerdings klar, dass man als Netzbetreiber rechtlich gar nicht in der Lage sei, einen Antrag abzulehnen. "Vielmehr ist es unsere Pflicht zu informieren, was technisch an der jeweiligen Adresse machbar ist. "Wir sind da bereits mit der Innung in Kontakt, um ein besseres Wording den Kunden gegenüber zu entwickeln. Schließlich haben wir absolut kein Interesse daran, die E-Mobilität zu behindern", stellt Struber fest.

Während die zusätzliche Leistung für das Aufladen eines Hybridautos in aller Regel technisch gut machbar sei, stellen die vielen Genehmigungsansuchen für 11- oder gar 22-kWh-Ladepunkte das Netz tatsächlich vor große Probleme. Gruber: "Da geht es schnell um eine Vervielfachung der Anschlussleistung eines normales Haushaltes. Im Schnitt bei zwei von zehn Anfragen in dieser Kategorie kommt es vor, dass wir den Kunden sagen müssen: Sorry, das ist an diesem Standort aktuell technisch noch nicht machbar." Komme es in gewissen Straßen oder Siedlungen zu einer Häufung der Anfragen, werde das in die Planung aufgenommen. "Unsere primäre Zielsetzung lautet: Eine Ladeleistung von 3,7 kW muss jedem Kunden angeboten werden können - und das schaffen wir auch schon jetzt in den allermeisten Fällen."

Mangelnde Kostenwahrheit

Dass der Netzbetreiber noch eine Menge Aufklärungsarbeit vor sich hat, liegt auch am sogenannten "Netzbereitstellungsentgelt". Dieses wird fällig, wenn die Leistung eines Netzanschlusses seitens des Netzbetreibers erhöht werden muss - beispielsweise auch, um ein Elektroauto zu laden. Im Fall von Peter M. kam so ein Betrag von 1050 Euro zustande, der sofort in Rechnung gestellt wurde. Von diesen unerwarteten Zusatzausgaben überrascht, fragte dieser beim Netzbetreiber in Oberösterreich nach, wo er einen Nebenwohnsitz hat - und tatsächlich: In Oberösterreich werden derartige Strombezugsrechte nicht in Rechnung gestellt. Stattdessen erfolgt die Abrechnung des Mehrverbrauchs indirekt über eine Vorzählersicherung direkt im Trafokasten.

Eine Anfrage bei der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control ergab, dass der Nachkauf von Strombezugsrechten nicht nur in den Bundesländern unterschiedlich geregelt ist, sondern überdies auch noch massive Preisunterschiede bestehen. Während die Kosten pro Kilowatt in Vorarlberg maximal 208 Euro betragen, werden in Salzburg satte 293,63 Euro fällig. "Diese Unterschiede ergeben sich aus den unterschiedlich hohen Kosten der Netzbetreiber aufgrund topografischer Unterschiede", klärt E-Control-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Urbantschitsch auf.

Bild: SN/e-control
„Regionale Unterschiede sind nicht mehr zeitgemäß.“
W. Urbantschitsch, E-Control

Diese Netzanschlussthemen werden in den Bundesländern, und dort auch von den lokalen Netzbetreibern, unterschiedlich behandelt, dazu kommen teilweise auch noch technische Unterschiede. "Aus Sicht der Konsumenten sind diese Unterschieden natürlich schwer verständlich und nicht mehr zeitgemäß", gibt Wolfgang Urbantschitsch zu. "Die E-Control hat in der Vergangenheit bereits mehrmals Vorschläge für eine Gesetzesänderung unterbreitet, um diese sprunghaften Leistungsentgelte abzuschaffen und stattdessen den tatsächlichen Leistungsbezug pro Monat als Basis für die verursachungsgerechte Abrechnung zu verwenden. Fakt ist: Einen österreichweit einheitlichen Netztarif wird es aus politischen Gründen nicht geben."

Smart Meter als Hoffnung

Als eine Art Hoffnungsschimmer bezeichnet Wolfgang Urbantschitsch die laufende österreichweite Einführung des intelligenten Stromzählers Smart Meter: Diese ermöglichen eine weitaus genauere Abrechnung, wie sie gerade für den Betrieb von privaten Ladestationen sinnvoll wäre. Das Problem daran: Beim Ausbau der Smart Meter liegt Salzburg im Bundesländervergleich mit großem Abstand an letzter Stelle. Während die Digitalisierung der Stromzähler in Oberösterreich praktisch komplett sei, war in Salzburg bis Ende des Vorjahres gerade einmal ein Ausrollgrad von zwei Prozent geplant gewesen.

Bei Problemen verweist Wolfgang Urbantschitsch gern an die kostenlose Schlichtungsstelle der E-Control, wo man sehr gute Erfahrungen mit den verschiedenen Netzbetreibern gemacht habe. "Da können wir sehr niederschwellig Lösungen anbieten, und 90 Prozent der Fälle gehen einvernehmlich aus." Unter Umständen kann laut Urbantschitsch auch ein sogenannter unterbrechbarer Anschluss eine Lösung für E-Auto-Betreiber sein: In diesem Fall könnte für einen gewissen Zeitraum mehr Leistung bezogen werden - dafür wird die Stromlieferung für gewisse Zeiten unterbrochen.