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Noch Freude am Fahren?

Studie: Stress durch Stau hat noch keine abschreckende Wirkung. Akzeptanz von Assistenzsystemen ist in Asien hoch, im Westen gering.

Wie schätzen Autofahrer ihre eigenen Fähigkeiten ein?
Wie schätzen Autofahrer ihre eigenen Fähigkeiten ein?

Weltweit fühlen sich Autofahrer durch verstopfte Straßen und Staus gestresst. Dennoch hat eine deutliche Mehrheit von ihnen nach wie vor Spaß am Steuer. Nur den Japanern scheint die Freude am Autofahren zu vergehen. Das geht aus der aktuellen Mobilitätsstudie des Autozulieferers Continental hervor. Deutlich unterschiedlich ist demnach die Einstellung der Autofahrer gegenüber Fahrassistenten und automatisierten Fahrsystemen: In Japan und insbesondere in China sieht eine klare Mehrheit darin einen sinnvollen Fortschritt, während in den USA und Deutschland nur etwa die Hälfte der Befragten dieser Meinung ist.

Von den Umfrageteilnehmern gaben in Deutschland 67 Prozent an, dass ihnen überfüllte Verkehrswege Stress bereiten. Das waren ebenso viele wie fünf Jahre zuvor. Bei den US-Amerikanern nahm der Anteil der gestressten Autofahrer im selben Zeitraum leicht von 49 auf 53 Prozent zu. Dagegen klagen in Japan inzwischen 64 Prozent über Stress am Steuer, 14 Prozent mehr als 2013. Nur bei den Chinesen stellte das Markt- und Sozialforschungsinstitut Infas, das repräsentativ Autofahrer in Deutschland, den USA, Japan und China für die Studie befragte, unverändert größere Gelassenheit fest: Dort empfinden nach wie vor nur 40 Prozent der befragten Verkehrsteilnehmer Stress wegen Stau. Die meisten gestressten Autofahrer finden sich in allen Ländern in Großstädten.

Die chinesischen Autolenker haben laut dieser Befragung auch zunehmend Spaß am Autofahren: Der Prozentsatz derjenigen, die diese Frage bejahten, erhöhte sich dort im Vergleichszeitraum von 48 auf 69 Prozent. Bei den Japanern hingegen nahm der Anteil der freudigen Fahrer in den vergangenen fünf Jahren von 57 auf 43 Prozent merklich ab. In Deutschland verloren derweil deutlich weniger Menschen das Vergnügen am Autofahren - hier ging der Prozentsatz derjenigen, die gern am Steuer sitzen, nur von 67 auf 64 Prozent zurück. In den USA fiel der Rückgang von 63 auf 62 Prozent noch geringer aus.

Für gute Autofahrer hält sich dieser Erhebung zufolge die Mehrheit der US-Amerikaner: 83 Prozent. Eine positive Einschätzung von sich haben auch 69 Prozent der Chinesen und 66 Prozent der Deutschen. Auffällig, dass sich nur 25 Prozent der Japaner selbst ein gutes Zeugnis ausstellen.

In der Untersuchung fragten die Marktforscher auch nach der Einstellung der Autofahrer zu Assistenzsystemen und automatisiertem Fahren. Denn intelligente Mobilitätslösungen und automatisierte Fahrfunktionen könnten den Stressfaktor am Steuer abbauen, meint auch Continental-Vorstandsmitglied Helmut Matschi. Ganzheitlich vernetzt seien Autofahrer entspannter unterwegs, es bleibe wieder mehr Spaß beim Fahren, erklärt Matschi.

Doch in dieser Hinsicht folgt ihm erst eine klare Mehrheit der Autofahrer in China und Japan. Dort bewerten 89 bzw. 68 Prozent diese modernen Technologien positiv. In Deutschland und den USA hingegen sehen lediglich 53 bzw. 50 Prozent der Befragten im autonomen Fahren eine sinnvolle Entwicklung. Stattdessen ängstigt automatisiertes Fahren 62 Prozent der Befragten in Deutschland, 77 Prozent der US-Bürger und über die Hälfte der Japaner.