SN.AT / Leben / Mobilität

Opel: "Wir werden auch in 50 Jahren noch Autos sehen"

Opel will dem neuen Eigentümer PSA nicht nur relativ rasch Gewinne abliefern, sondern weiterhin möglichst eigenständige Autos bauen: "Auch in 20 oder 50 Jahren werden Sie noch faszinierende neue Autos mit dem Opel-Blitz auf den Straßen sehen", hieß es beim TechDay am 11. Juni in Rüsselsheim.

Opel setzt künftig auf Modularbauweise.
Opel setzt künftig auf Modularbauweise.
Opel CEO Michael Lohscheller bei der Tech-Day-Konferenz in Rüsselsheim.
Opel CEO Michael Lohscheller bei der Tech-Day-Konferenz in Rüsselsheim.

Nein, Michael Lohscheller legt nicht so charismatische Auftritte hin wie sein Vorgänger Karl-Thomas Neumann. Wäre auch nicht wirklich angebracht in Zeiten wie diesen, wo Opel unter dem neuen Dach von PSA hart um eine erfolgreiche Zukunft ringt. Eine Zukunft, die endlich Gewinne bringen soll: Zwei Prozent vom operativen Cashflow bis 2020, sechs Prozent ab 2026, so das ehrgeizige Ziel.

Wie sieht die Zukunft von Opel aus?

Doch für eine Zeit, in der es auch um Einsparungen geht, ist ein rationeller Denker wie Lohscheller wahrscheinlich ohnedies der bessere Mann an der Opel-Spitze als der Visionär Neumann. Klar ist: Die Zukunft der deutschen Werke ist ohne betriebsbedingte Kündigungen bis 2023 abgesichert, jene des Motoren- und Getriebewerks in Wien-Aspern ebenfalls - auch wenn Entwicklungs-Vorstand Christian Müller vorerst nur die Fertigung des neuen 6-Gang-Getriebes (aber nicht den Fortbestand des Motorenbaus) bestätigen will "Über alles Weitere reden wir zu einem späteren Zeitpunkt", sagt er im kurzen Interview mit den SN.
Was ist also bei Opel geplant? Nun, vor allem die Reduktion der Vielfalt an Plattformen, Motoren und Getrieben. Statt neun Plattformen wie zu Zeiten von General Motors (für 13 Modelle, wohlgemerkt), wird auf zwei reduziert. Eine für Modelle im A- und B-Segment, also beispielsweise für den neuen Corsa (er kommt als erste Neuentwicklung 2019). Und eine weitere Plattform für sämtliche Autos vom C-Segment (also vom Astra) aufwärts.
Das spart je nach Modell nicht nur zwischen 20 und 50 Prozent der Entwicklungskosten, sondern erhöht auch die Möglichkeiten in der Fertigung (große Flexibilität innerhalb der Werke) und im Design: So können auf der größeren Plattform 4 Spurbreiten, 5 Radstände und 6 Karosserieformen verwirklicht werden.
Und wenn man bedenkt, dass eine Plattform (zu der auch Motor, Getriebe, Achsen etc. gehören) für rund 60 Prozent der Materialkosten eines Autos verantwortlich ist, versteht man die Wichtigkeit einer Vereinheitlichung für Opel, Vauxhall, Peugeot, Citroën und DS. Allein: In Rüsselsheim verspricht man, dass Opel keinesfalls eine weitere "französische" Marke, sondern "immer als Opel erkennbar" sein werde - in der Technik und im Design. Nachsatz: "So nehmen wir uns auch nicht gegenseitig innerhalb des Konzerns die Kunden weg."

Erster vollelektrischer Opel kommt 2020 auf den Markt

Fix ist auch, dass Opel "elektrisch" wird: Die große Chance, mit dem Ampera-e in Europa zu reüssieren, wurde ja durch den Eigentümerwechsel ziemlich vergeigt. Erster vollelektrischer Opel wird ab 2020 der Corsa sein, als Hybrid-Premiere wird schon in rund einem Jahr der Grandland X erwartet. Ab 2025, so der Plan, soll es dann von jedem einzelnen Opel eine elektrifizierte Version geben. Wobei nur A- und B-Segment vollektrisch anrollen werden, die größeren hingegen als Hybrid.
Gesichert, so wurde in Rüsselsheim betont, sei auch die Zukunft des Technik-Zentrums: Nicht nur die Entwicklung der neuen 4-Zylinder-Benziner wurde an die Deutschen vergeben, sondern auch jene sämtlicher Sitze des PSA-Konzerns und von rund einem Dutzend anderer wichtiger Projekte. Wenig verwunderlich: Auch die "Amerikanisierung" der Modelle gehört dazu - haben die Opelaner damit doch jahrzehntelange Erfahrung...




KOMMENTARE (0)