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Personal Training im Wohnmobil

Camping-Urlaub boomt. Umso wichtiger ist es, mit dem Wohnmobil sicher unterwegs zu sein. Die SN testen im ÖAMTC-Fahrsicherheitszentrum Saalfelden ein Coaching für Wohnmobilfahrer.

Margit und Klaus Pötzelsberger aus der Stadt Salzburg stellten ihr knapp sieben Meter langes Wohnmobil für das Coaching mit ÖAMTC-Instruktor Werner Hubinka (r.) zur Verfügung.
Margit und Klaus Pötzelsberger aus der Stadt Salzburg stellten ihr knapp sieben Meter langes Wohnmobil für das Coaching mit ÖAMTC-Instruktor Werner Hubinka (r.) zur Verfügung.

Das Training mit dem eigenen Gewicht erhält beim Wohnmobil-Coaching des ÖAMTC eine völlig neue Bedeutung. Schließlich wiegt der Hymer B674 von Margit und Klaus Pötzelsberger unbeladen schlappe 3,1 Tonnen. Zwölf Jahre und rund 70.000 Kilometer hat das exakt 6,99 Meter lange Wohnmobil des Salzburger Ehepaars auf dem Buckel - und liegt damit ziemlich genau im Durchschnitt jener Fahrzeuge, die beim Reisemobil-Coaching des ÖAMTC zum Einsatz kommen. "Das Angebot richtet sich primär an Fahrzeugbesitzer, die das eigene Wohnmobil besser beherrschen wollen, aber ebenso an Einsteiger, die sich ein Fahrzeug ausleihen und dieses vor Urlaubsantritt optimal kennenlernen möchten", erklärt der leitende Instruktor am ÖAMTC-Standort Saalfelden, Matthäus Radner. Anders als bei konventionellen Fahrsicherheitstrainings im Pkw, sind bei den Wohnmobilen und -anhängern Einzeltrainings oder Gruppeneinheiten mit maximal drei Fahrzeugen die Regel. "Zwei bis drei Einheiten zu je 50 Minuten haben sich als optimale Länge herauskristallisiert. Und zum Fahren kommt man in dieser Zeit fast ebenso viel wie bei einem ganztägigen Event", beruhigt Radner. Positiv: Selbst Kurzentschlossene kommen so gut wie immer auf ihre Rechnung, in der Regel können Coachings sogar wenige Tage vor Urlaubsbeginn noch telefonisch vereinbart werden.

Bei der Ankunft im verregneten Saalfelden ist das Ehepaar Pötzelsberger bereits in ein intensives Fachgespräch mit Instruktor Werner Hubinka verstrickt. Dieser ist seit 13 Jahren freiberuflicher Instruktor und beim ÖAMTC hauptsächlich für Lkw zuständig, kennt sich also dementsprechend gut aus mit den schweren Brummern. "Der erste Schritt des Trainings besteht darin, ein Gefühl für das Gewicht und die Abmessungen des Fahrzeugs zu bekommen", so Hubinka, der das Coaching mit einer Mischung aus flapsigem Skilehrerschmäh und professionellem Fachwissen zu einer kurzweiligen Angelegenheit macht. Mit den Besitzern des Wohnmobils, die ihr Drei-Tonnen-Gefährt den SN für das Coaching freundlicherweise zur Verfügung stellen, hat der Experte bereits das Thema Ladungssicherung thematisiert. Denn anders als beim normalen Pkw kann die Beladung beim Wohnmobil das Fahrverhalten entscheidend verändern. So können 50 Kilogramm, an der falschen Stelle verstaut, darüber entscheiden, ob sich das Fahrzeug bei einem schnellen Ausweichmanöver gefährlich aufschaukelt.

Den Start des eigentlichen Fahrtrainings bildet ein simpler Slalomkurs, der bei steigendem Tempo aber bereits zunehmend zur Herausforderung wird. Neben der Tatsache, dass ein Drei-Tonnen-Ungetüm nicht so flink auf die Lenkbewegungen reagiert wie der eigene Pkw, ist es vor allem die schiere Länge von knapp sieben Metern, welche die rot-weißen Hütchen munter fliegen lässt. Erste Erkenntnis daraus: Ist die Vorderachse am Hindernis vorbei, kommt die Hinterachse erst noch. So richtig demütig wird man dann bei der Ausweichübung: Wenn sie sehenden Auges zum wiederholten Male durch die Wand aus Wasserfontänen fahren, obwohl sie bereits eine gefühlte Ewigkeit auf dem Bremspedal stehen, grübeln selbst ausgemachte Optimisten über den empfohlenen Mindestabstand auf der Autobahn. Vor allem, wenn knapp zehn km/h mehr an Tempo den Bremsweg bei rutschiger Fahrbahn verdoppeln. Ebenso nimmt man positive Erkenntnisse mit. Etwa, dass moderne Wohnmobile in Extremsituationen wie auf der Kreisbahn oder bei Bergabfahrten so gut wie immer gutmütig untersteuernd reagieren, ein beherzter Sprung aufs Bremspedal deshalb so gut wie immer die richtige Reaktion darstellt. Oder dass man speziell bei Leihfahrzeugen nicht davor zurückschrecken sollte, alte oder abgefahrene Reifen zu beanstanden. Denn gute Reifen sind im Fall des Falles eine Lebensversicherung.

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