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Seat plant elektrischen Kleinwagen

Das Werk in Martorell soll eine zentrale Rolle im VW-Konzern spielen - mit 500.000 Autos jährlich. Ein Dreipunkteplan soll Spanien mithilfe der Politik zum Elektro-Hub in Südeuropa machen.

Eine Jahrespressekonferenz im Zeichen der Pandemie: Viel Platz zwischen den Hauptpersonen, aber auch viel Platz für engagierte Zukunftspläne bei Seat.
Eine Jahrespressekonferenz im Zeichen der Pandemie: Viel Platz zwischen den Hauptpersonen, aber auch viel Platz für engagierte Zukunftspläne bei Seat.

Nach der Konzernverwandtschaft aus Wolfsburg nutzte diese Woche auch die VW-Tochtermarke Seat die Bühne der diesjährigen Jahres-Pressekonferenz zur Vorstellung einer engagierten Elektro-Zukunftsstrategie. Flankiert von ihren Vorstandskollegen präsentierten Seat-CEO Wayne Griffiths und der für Finanzen und IT zuständige Carsten Isensee die sogenannte "Future Fast Forward"-Strategie. Diese sieht für die kommenden Jahre die Herstellung eines Ökosystems für Elektrofahrzeuge, die Steigerung der Nachfrage und den flächendeckenden Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur in Spanien vor. In einem nächsten Schritt soll die Wertschöpfungskette für Elektroautos im zweitgrößten Fahrzeugmarkt der EU möglichst lokal gestaltet werden. Anders formuliert: Bei Seat steht die Ansiedelung einer der sechs geplanten Gigafactories zur Batteriezellenherstellung des Volkswagen-Konzerns auf der iberischen Halbinsel ganz oben auf der Prioritätenliste (hier gehts dazu auch zum ausführlichen Interview mit Carsten Isensee).

Ziel für 2021: Rückkehr zur Profitabilität

Bis es so weit ist, steht für 2021 naturgemäß die Rückkehr zur Profitabilität des von der Covid-19-Pandemie getroffenen Traditionsherstellers an. Wobei Finanzvorstand Carsten Isensee das operative Ergebnis von minus 418 Millionen Euro sowie die 194 Millionen Euro Verlust nach Steuern aus dem Vorjahr als vorübergehende Delle in der Bilanz des ansonsten konstant nach oben strebenden, höchst profitabel operierenden Herstellers darstellte. Mit 427.000 verkauften Fahrzeugen lag man schlussendlich 25,6 Prozent hinter dem Vorjahresrekord, woran vor allem die von der Pandemie besonders hart getroffenen Märkte Spanien, Großbritannien und Italien schuld waren. Trotz der komplexen Lage konnte die Marke im Vorjahr den Marktanteil in ganz Europa aber erfolgreich verteidigen und in einzelnen Märkten sogar erhöhen, darunter auch in Österreich. Vor allem die Cupra-Modelle legten gegenüber dem Jahr 2019 sogar ein zweistelliges Plus von elf Prozent hin. "Um 2021 wieder profitabel zu sein, erhöhen wir den Anteil unserer umweltschonenden PHEV-Modelle. Zum anderen soll die Einführung des rein elektrischen Cupra Born dabei helfen, unsere Emissionsziele für das Jahr 2021 zu erreichen. Darüber hinaus werden wir unser Augenmerk auf die Reduzierung der Gemeinkosten und das Umsatzmanagement legen", so Wayne Griffiths.

Cupra soll Seat überflügeln

Geht es nach dem Cupra-Boss, der das Amt des obersten Seat-Chefs erst im Oktober von Carsten Isensee übernommen hat, so soll die besonders sportlich und jugendlich positionierte Zweitmarke der Spanier in den kommenden Jahren weiter wachsen - und die Marke Seat mit ihrer 70-jährigen Tradition irgendwann vielleicht sogar überflügeln. Der erste Schritt dazu erfolgt bereits 2022, indem Cupra nach Australien expandiert. "Australien ist ein junger Markt, zu dem eine junge Marke wie Cupra hervorragend passt. Wir sind überzeugt, dass Cupra hier erfolgreich sein kann", so Griffith, der Down Under vor allem als strategisch wichtigen Eintrittsmarkt für eine weitere Expansion im asiatisch-pazifischen Raum betrachtet.

Martorell: ab 2025 500.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr

Die Wachstumsziele der Spanier basieren auf einer ambitionierten Elektrifizierungsstrategie, an deren Anfang noch in diesem Jahr der elektrische Cupra Born steht - sozusagen die spanische Variante des VW ID.3. Mittelfristig will man in Martorell allerdings aus dem Schatten des Volkswagen-Mutterkonzerns treten. "Wir wollen ab 2025 Elektrofahrzeuge in Spanien herstellen", konkretisiert Wayne Griffiths. "Unser Ziel ist es, in Martorell mehr als 500.000 urbane Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren - auch für den Volkswagen-Konzern." Seat will dabei nicht nur Elektrofahrzeuge herstellen, sondern auch deren Entwicklung für Volkswagen leiten. "Wir planen hierfür die Umgestaltung unseres technischen Zentrums, das in Südeuropa einzigartig ist und für die gesamte Region eine wichtige Forschungs- und Entwicklungsstätte darstellt. Wir sehen es als Teil unserer Verantwortung, Spanien zu elektrifizieren. Vor 70 Jahren hat Seat dieses Land mobil gemacht, jetzt machen wir Spanien elektrisch mobil."

Das geplante urbane Kompaktfahrzeug von Seat soll im Jahr 2025, also ein Jahr nach dem prestigeträchtigen Elektro-SUV Tavascan auf den Markt kommen und zwischen 20.000 und 25.000 Euro kosten. Noch in diesem Jahr werden Neuauflagen der Modelle Ibiza und Arona präsentiert.