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smart #1: Neugeburt einer Marke

Mit dem Premierenmodell #1 erfindet sich smart völlig neu. Österreich-Markenchefin Sarah Lamboj erklärt im SN-Gespräch die Strategie dahinter.

Kompakt-SUV mit runden Formen statt pfiffigen Großstadt-Zweisitzers: Der neue smart #1 erinnert an den Mini Countryman.
Kompakt-SUV mit runden Formen statt pfiffigen Großstadt-Zweisitzers: Der neue smart #1 erinnert an den Mini Countryman.
Sarah Lamboj, CEO smart Österreich: „Ob der nächste smart größer oder kleiner als der #1 wird, ist noch nicht fix entschieden.“
Sarah Lamboj, CEO smart Österreich: „Ob der nächste smart größer oder kleiner als der #1 wird, ist noch nicht fix entschieden.“

Aus der Microcar-Marke smart, die einer Idee des Swatch-Gründers Nicolas Hayek entsprang, wurde mit der Übernahme durch Geely ein chinesischer SUV-Hersteller. Mit dem #1 kann das erste Modell seit Kurzem in Österreich bestellt werden.

Eine wichtige Frage gleich vorweg: Wie spricht man den smart #1 korrekt aus? Sarah Lamboj: Das ist eine häufige Frage. Die korrekte Aussprache lautet "Hashtag One".

Es kommt eher selten vor, dass nicht nur ein neues Modell vorgestellt wird, sondern quasi eine ganze Marke neu durchstartet. Wie läuft es bisher? Wir haben uns ein komplettes Jahr auf den Bestellstart vorbereitet, der nun Ende Februar über die Bühne gegangen ist. Dementsprechend groß war die Freude darüber, dass die Reaktionen auf das Fahrzeug durchwegs positiv waren. Wir merken, dass wir mit dem #1 eine sehr große Zielgruppe ansprechen.

Die Marke smart hatte in der Vergangenheit eine sehr klar umrissene Markenidentität - eben mit kleinen, sparsamen Autos. Sehen Sie die Abkehr von diesem Weg als Vor- oder Nachteil? smart war früher eher ein Nischenprodukt, das sehr auf den städtischen Bereich fokussiert war. Ich sage einmal so: smart erweitert aktuell sein Produktportfolio, was uns die Möglichkeit gibt, mit einem Fünfsitzer, optional mit Allrad und einer elektrischen Reichweite von über 400 Kilometern, völlig neue Kundensegmente zu erobern. Damit kann man ganz unterschiedliche Bedürfnisse abdecken. Wir sehen das auch als Chance, mit unserer Klientel mitzuwachsen. Insofern ist die Marke sicherlich erwachsener und größer geworden.

Provokant formuliert könnte man auch fragen: Hat die Welt unbedingt auf ein weiteres SUV gewartet? Zum einen werden wir in den kommenden Jahren weitere Modelle auf den Markt bringen. Und da werden wir uns auch nicht auf ein Segment festlegen. Wir halten uns wirklich alle Türen offen - ob der nächste smart nun kleiner oder größer wird, ist aktuell noch nicht entschieden. Das ist ja gerade das Spannende dabei: Wir wissen aktuell noch nicht, in welche Richtung sich der Kundenwunsch in Zukunft entwickeln wird. Ich denke schon, dass man die Marke auch beim #1 auf den ersten Blick erkennt. Das Auto wurde so kompakt wie möglich gestaltet, um in der Stadt optimal einsetzbar zu sein. Auch im Innenraum erkennt man viele bekannte Merkmale.

Welche konkreten Ziele hat man sich für den #1 gesetzt? Die hohen Erwartungen wurden bis dato durchaus erfüllt, das Interesse, das wir bemerken, ist enorm. Das werden auch die Vorbestellungen zeigen. Wir sind erst Anfang März gestartet, ab dem zweiten Quartal haben wir auch die Möglichkeit, in ganz Österreich Testfahrten anzubieten. Der Markteintritt ist jedoch erst im Herbst, dann werden wir mehr sagen können.

Sie führen in Österreich das sogenannte Online-Direktvertriebsmodell ein. Andererseits wurde kürzlich ein Händlernetz mit je einer Niederlassung pro Bundesland vorgestellt. Wie passen diese beiden Konzepte zusammen? Für uns sind bei diesem Omni-Channel-Ansatz beide Seiten wichtig. Das heißt, wir wollen natürlich die Vorteile der Digitalisierung nutzen und interessierten Kunden die Möglichkeit geben, das Fahrzeug binnen 15 Minuten online zu bestellen. Wir wissen aber natürlich auch, dass das nicht für jeden der richtige Weg ist. Die persönliche Beratung und Testfahrten spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. Wir setzen deshalb auf ein qualitatives Händlernetz. Aber egal ob offline oder online, wer einen Kundenaccount bei uns anlegt, profitiert davon, dass die Daten effizient miteinander verknüpft sind und die Beratung optimal abläuft.

In Salzburg ist mit Pappas am Flughafen ein bewährter Händlerbetrieb für smart zuständig, der eine sehr enge Verbindung zu Mercedes-Benz mitbringt. Ist es mittelfristig geplant, sich als Marke mehr zu emanzipieren? Wir haben bewusst auf das bewährte Mercedes-Händlernetz gesetzt, weil es hier sehr gute Erfahrungswerte gibt. Wir sind zwar unternehmensseitig nun losgelöst, aber gerade beim Händler sehen wir die positiven Synergieeffekte, vor allem was die professionelle Beratung angeht.

Wenn ich aktuell noch ein "altes" zweisitziges smart-Modell fahre - ist da die neu aufgestellte Marke der richtige Ansprechpartner in Bezug auf Gewährleistung und Service? Diese Bereiche sind tatsächlich strikt getrennt. Die bisherigen smart-Produkte sind nach wie vor bei Mercedes angesiedelt. Die Marke ist erst ab dem #1 verantwortlich für alle Produkte und Prozesse, jedoch nicht für das bestehende Produktangebot.

Wie stellt sich smart hinsichtlich der Ladeinfrastruktur auf? Wir haben beim öffentlichen Laden die Digital Charging Solutions als Partner. Falls Kunden eine Wallbox brauchen, arbeiten wir mit dem Anbieter ABB zusammen. Die App, um alle wichtigen Daten zur Mobilität zu überblicken, kommt aber von uns selbst. Wir schnüren also ein leicht zugängliches Gesamtpaket.

Früher waren das Alleinstellungsmerkmal von smart ohne Zweifel die kompakten Ausmaße. Was macht die Marke heute aus? In seinem Segment ist der #1 auch jetzt noch äußerst kompakt. Darüber hinaus erfüllt das Auto vor allem im Interieur einen Premiumanspruch. Wir sehen das als sehr gutes, abgerundetes Angebot.