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So spart man beim Laden von E-Autos

Die hohen Energiepreise machen auch das Laden von E-Autos teurer. Der Experte vom ElektroMobilitätsClub erklärt, wie man trotzdem sparen kann.

Unabhängig von den Energiepreisen zahlt es sich aus, häufige Kostenfallen beim Laden eines E-Autos zu vermeiden.
Unabhängig von den Energiepreisen zahlt es sich aus, häufige Kostenfallen beim Laden eines E-Autos zu vermeiden.
Trotz der hohen Strompreise sind die Gesamtkosten für E-Autos geringer. Christian Peter, Direktor EMC Austria
Trotz der hohen Strompreise sind die Gesamtkosten für E-Autos geringer. Christian Peter, Direktor EMC Austria

Die dramatisch gestiegenen Energiepreise in Österreich wecken unter Autofahrern immer öfter Zweifel, ob sich der Umstieg auf die Elektromobilität heute und auch in Zukunft noch lohnen kann. Diese und weitere Fragen zu den häufigsten Preisfallen an den Ladesäulen beantwortet der Direktor des ElektroMobilitätsClub Österreich, Christian Peter.

Herr Peter, zahlt es sich angesichts der hohen Energiepreise noch aus, ein Elektroauto zu kaufen? Christian Peter: Grundsätzlich lässt sich diese Frage mit gutem Gewissen mit Ja beantworten. Allerdings kommt es natürlich auf das individuelle Ladeverhalten an, wie groß die Kostendifferenz zwischen Elektro und Verbrenner noch ist.

Neben den Preisen fürs Tanken bzw. Laden geht es ja vorrangig um die Gesamtkosten. Wir haben dazu eine ÖAMTC-Studie aus dem Februar 2021 auf die jetzigen Kosten aktualisiert - also sowohl die Energiepreise angepasst als auch die Kosten für die Anschaffung und den laufenden Betrieb. Damals wurden die Gesamtkosten elektrischer und konventioneller Modelle von VW und Peugeot über fünf Jahre verglichen. Über diesen Zeitraum steht es außer Zweifel, dass man je nach Ladetarif mit einem klassischen Verbrenner deutlich teurer oder auf ähnlichem Niveau aussteigt, wenn man die Anschaffungskosten sowie den Wiederverkaufspreis berücksichtigt.

Und bezogen auf das Laden? Was kosten nach heutigem Stand 100 Kilometer mit einem E-Auto im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug? Wenn wir davon ausgehen, dass man zu 20 Prozent an öffentlichen Ladesäulen und zu 80 Prozent an der eigenen Wallbox laden kann, beträgt die Ersparnis beim aktuell teuersten Haushaltstarif immerhin noch rund 20 Prozent im Vergleich zu einem sparsamen Dieselfahrzeug mit sechs Litern Durchschnittsverbrauch, wenn man einen Dieselpreis von 1,80 Euro pro Liter als Basis nimmt. Hat man die Möglichkeit, den Strom über eine Photovoltaikanlage zu beziehen, beträgt die Ersparnis sogar 70 Prozent.

Können Sie das konkretisieren? Abhängig davon, wo man in Österreich wohnt, variiert der Strompreis ganz gehörig. Laut aktuellen Daten der E-Control reicht die Bandbreite beim Haushaltsstrom von rund 18 bis etwas über 43 Euro pro Kilowattstunde - inklusive aller Abgaben und der Fixkosten. Bei Solarstrom betragen die umgerechneten Kosten für Errichtung der Anlage und die Erhaltung zwischen sechs und acht Cent pro Kilowattstunde.

Wenn man zu Hause keine eigene Lademöglichkeit hat, dann muss man aber mit weitaus höheren Kosten rechnen. Nicht zwangsläufig. Auch hier hängt es maßgeblich davon ab, wie und wo man lädt. Beispielsweise kann man an den Ladesäulen der Wien Energie während der Nacht umgerechnet um zehn Cent pro Kilowattstunde laden - allerdings natürlich nur, wenn das Auto tatsächlich nur so lange an der Ladesäule steht, solange es auch tatsächlich lädt. Sobald die Batterie voll ist, steigen die Kosten aufgrund der zeitbasierten Abrechnung.

Welche Grundregeln sollte man als E-Auto-Fahrer beachten, um die häufigsten Preisfallen zu vermeiden? Wichtig ist zu wissen, ob der Hersteller des Fahrzeugs am Ionity-Konsortium beteiligt ist (BMW, Ford, Hyundai/Kia, Mercedes, VW, Audi, Anm. d. Red.). Ist das nicht der Fall, so kommt man nicht in den Genuss vergünstigter Tarife an den Schnellladesäulen. Und dann ist es mit Abstand die teuerste Möglichkeit, unterwegs zu laden. Ein weiteres Grundprinzip lautet, dass man sein eigenes Auto möglichst gut kennen sollte. In Österreich wird überwiegend immer noch per Zeittarif abgerechnet. Wenn ich nun eine öffentliche Ladesäule nutze, deren Ladegeschwindigkeit nicht zu der meines Autos passt, dann werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu viel bezahlen. Eine gute Übersicht der aktuellen Ladepreise erhält man zudem auf der Webseite ladepreise.at.

Können Sie dafür ein Beispiel nennen? Wenn man an einer 300-kW-Schnellladesäule steht, das Auto aber maximal 42 kW schafft, dann zahlt man mit Sicherheit drauf. Denn man bekommt dann auf die Minute gerechnet ja wesentlich weniger Energie als beispielsweise der Fahrer eines Porsche Taycan, der mit bis zu 270 kW laden kann. Gleiches gilt für eine 11-kW-Ladesäule, die dreiphasig laden kann, mein Auto aber lediglich einphasig, also mit 3,7 kW.

Ist aus Ihrer Sicht eine generelle Umstellung auf eine kWh-basierte Abrechnung absehbar? Die runden Tische der E-Control mit Ladesäulenbetreibern, Behörden und Ministerien dürften endlich Bewegung in das Thema bringen. Ich bin recht hoffnungsvoll, dass wir in Österreich eine Umstellung im Laufe des Jahres 2023 erleben werden. Für ebenso wichtig halte ich allerdings die von der EU-Kommission geplante AFIR-Verordnung. Diese sieht unter anderem vor, dass man in naher Zukunft an Schnellladesäulen in Europa mit Bankomat- oder Kreditkarten zahlen können muss, und dass vor Beginn des Ladevorgangs ersichtlich ist, was die kWh kosten wird.