SN.AT / Leben / Mobilität

Teilelektrisch angetriebene Fahrrad-Rikschas gegen Salzburgs Verkehrsproblem

In seiner Masterarbeit konzipierte ein FH-Absolvent emissionsfreie Verkehrslinien auf Radwegen. Die teilelektrischen Fahrrad-Rikschas für bis zu sechs Fahrgäste könnten bestehende Obus-Linien in der Stadt Salzburg ergänzen und zur Lösung der Verkehrprobleme beitragen.

Auf Routen über die Sohlstufe Lehen im Norden Salzburgs könnten Fahrrad-Öffis viel Zeit sparen.
Auf Routen über die Sohlstufe Lehen im Norden Salzburgs könnten Fahrrad-Öffis viel Zeit sparen.

An kreativen Ideen zur Lösung der Verkehrsprobleme der Stadt Salzburg hat es noch nie gemangelt - nur umgesetzt wurden die wenigsten. Mit seiner Master-Thesis "Lückenschluss im öffentlichen Verkehr - Linienbetrieb auf Fahrradwegen in der Stadt Salzburg" bringt der 27-jährige Simon Zachhuber nun allerdings ein völlig neues Konzept auf den Tisch, das die Topografie der Stadt Salzburg optimal ausnutzt. Geht es nach dem Absolventen des Studiums Design- und Produktmanagement an der Fachhochschule Salzburg, könnten teilelektrisch angetriebene Fahrrad-Rikschas schon bald über Fahrrad- und Fußgängerbrücken rollen.

Herr Zachhuber, wie kamen Sie auf die Idee, Fahrrad-Öffis für Salzburgs Radwege zu designen? Simon Zachhuber: Die Aufgabenstellung unserer Professoren war: Sucht euch ein Thema, das euch persönlich so richtig stört. Da ich während meines Studiums täglich von Kuchl nach Salzburg gependelt bin, sind mir im Bereich Mobilität einige Dinge aufgefallen, die ich für verbesserungswürdig halte. Als überzeugter Radfahrer hätte ich eigentlich zwei Räder gebraucht: eines in Kuchl und eines in der Stadt. Denn das Bike in der S-Bahn mitzunehmen, ist einfach nicht attraktiv. Mein erster Ansatz war deshalb, die Bahnwaggons neu zu konzipieren. Durch ein Gespräch mit dem Fahrradbeauftragten der Stadt Salzburg, Peter Weiss, wurde mein Blick allerdings auf eine andere Problemstelle gelenkt.

Auf welche? Die Überlastung durch den motorisierten Individualverkehr ist in Salzburg offensichtlich. Da der Obus überwiegend dieselbe Infrastruktur nutzt, entstehen auch bei den öffentlichen Verkehrsmitteln massive Verspätungen durch den alltäglichen Stau. Dadurch wird erst recht gefördert, dass die Menschen mit dem eigenen Auto fahren. Das wird auch weiterhin so bleiben - außer der öffentliche Verkehr wird deutlich schneller, besser, komfortabler und günstiger.

Und wie kann Ihre Idee dabei helfen? Mir ist aufgefallen, dass der öffentliche Verkehr großteils nur über drei Brücken die Salzach überquert, die noch dazu alle drei sehr zentrumsnah sind: die Staatsbrücke, die Lehener Brücke und die Karolinenbrücke. Im Süden und im Norden der Stadt müssen die Busse, aber auch der normale Autoverkehr, dadurch teils massive Umwege fahren. Als Radfahrer hingegen hat man ungleich mehr Möglichkeiten, auf direktem Wege das Ziel zu erreichen.

Haben Sie konkrete Vorstellungen, wo solche Linien Sinn haben würden? Grundsätzlich muss ich sagen: Ich bin kein Verkehrsspezialist, sondern Produktdesigner. Eine aktuelle Verkehrsstromanalyse sollte in jedem Fall die Basis bilden. In Salzburg ist es allerdings offensichtlich, dass die neue Sohlstufe Lehen und der Traklsteg im Norden sowie der Wilhelm-Kaufmann-Steg im Süden verhältnismäßig breite, gut ausgebaute Salzach-Querungen bieten, die man nutzen könnte. Auch an anderen Stellen könnte eine fahrradbasierte Linie durchaus etwas bringen - etwa auf dem Gelände des Landeskrankenhauses, das man ansonsten umfahren muss. Oder eventuell auch in der Altstadt. An anderen Stellen macht es naturgemäß gar keinen Sinn, beispielsweise im Bereich der Brücken-Unterführungen entlang der Salzach. Hier wäre es zu gefährlich, weil die Wege für die Radfahrer zu schmal sind.

Stichwort schmal: Wie sehen die Designs Ihrer Fahrrad-Rikschas im Detail aus? Bei der Bezeichnung Fahrrad-Rikscha hat man gleich die Assoziation eines indischen Rikscha-Fahrers, der sich schier zu Tode strampelt, weil hinten zwei dicke europäische Touristen sitzen. In meinem Konzept handelt es sich um eine Art Lastenrad, das grundsätzlich mit Körperkraft angetrieben wird. Das bildet ja die Grundvoraussetzung dafür, dass man die Fahrradwege benutzen darf. Unterstützt wird der Fahrer dabei aber von einem E-Motor, der bei einem Fahrzeug, das keine hohen Geschwindigkeiten erreichen muss, durchaus Sinn hat. Der Antrieb wäre emissions- und lärmfrei, das Aufladen der Akkus könnte teilweise über Rekuperation beim Bremsen geschehen.

Wie groß und wie schwer wäre das Fahrzeug? Wenn man davon ausgeht, dass sechs Passagiere und ein Fahrer Platz finden sollen, würde das Gewicht voll besetzt zwischen sieben- und achthundert Kilogramm betragen. Natürlich wäre auch eine Variante mit vier Sitzplätzen möglich. Um auf den Fahrradwegen möglichst wenig Platz zu verbrauchen, ist das Fahrzeug in meinem Konzept nur 1,35 Meter breit und sehr offen gestaltet. So entstehen keine Sichtblockaden.

Sieht Ihre Idee einen ganzjährigen Betrieb vor? Natürlich - wenn man davon ausgeht, dass die betreffenden Strecken im Winter gestreut und geräumt sind. Schließlich fällt im Winter der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad viel schwerer. Die Wege sind in dieser Jahreszeit umso freier, das stellt eine gute Gelegenheit dar, dem Stau zu entfliehen. Natürlich kann der Schutz vor Regen und Wind noch verbessert werden. Das war ehrlich gesagt in meinem Entwurf nicht die oberste Priorität.

Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass Ihre Idee verwirklicht wird? Ich sehe aktuell bei den Salzburger Mobilitätsdienstleistern keine Motivation zur Innovation. Als erfolgversprechende Variante erscheint mir deshalb, wenn ein privates Start-up das Projekt starten und die dafür zweifellos vorhandenen Fördergelder lukrieren würde. Eine gute Abstimmung mit der Stadt Salzburg und der Salzburg AG wäre natürlich notwendig. Wenngleich ein recht hohes Startkapital notwendig ist, wäre ein Pilot-Betrieb auf einer Linie mit rund neun Fahrzeugen durchaus machbar. Andererseits bieten auch Städte wie beispielsweise Linz ähnliche Voraussetzungen.

Gab es bereits Feedback auf Ihre Idee? Aus dem Salzburger Magistrat und dem Mobility Lab der Stadt gab es positive Rückmeldungen. Auch bei den Salzburger Verkehrstagen, wo ich das Projekt für einen Preis eingereicht habe, ist es gut angekommen. Inwieweit diese Reaktionen untermauern, dass meine Ideen sinnvoll sind, ist eine andere Frage. Aber zumindest wurde dort anerkannt, dass jemand einmal etwas weiter gedacht und viel Zeit in eine Idee investiert hat. Meiner Meinung nach sollte gerade im Verkehrsbereich mehr Mut zur Innovation und zu neuen Ideen gezeigt werden.











KOMMENTARE (0)