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Tipps für ein langes Autoleben

Ein gebrauchtes Auto länger zu nutzen ist im Zweifelsfall nachhaltiger als ein Neuwagen. Stetig steigende Lieferzeiten verlängern die Pkw-Nutzungsdauer spürbar.

So bald wie möglich ein Elektroauto kaufen oder den Gebrauchten doch noch ein paar Jahre länger fahren? Angesichts der massiv steigenden Energiepreise stellen sich Autofahrer immer häufiger diese Frage. Auch der ökologische Fußabdruck spielt beim Autokauf mittlerweile eine wichtige Rolle. Abhängig von Größe, Gewicht, Leistung und Ausstattung müssen batterieelektrische Neuwagen schließlich bis zu 60.000 Kilometer lokal emissionsfrei gefahren werden, bis der bei der Akku-Produktion angefallene CO2-Rucksack kompensiert ist. So gesehen haben der globale Halbleitermangel, fehlende Rohstoffe für Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus sowie das Warten auf Kabelbäume aus Osteuropa vielleicht sogar einen positiven Aspekt: Die Entscheidung, den gebrauchten Diesel oder Benziner doch ein wenig länger zu fahren als ursprünglich geplant, wird angesichts der stetig steigenden Lieferzeiten für Neufahrzeuge zumindest für den Moment aufgeschoben. Wer heute einen Kaufvertrag unterschreibt, muss sich je nach Modell teilweise bis zum Jahr 2024 gedulden, bis das neue Auto ausgeliefert werden kann.

Mittelfristig könnte das dazu führen, dass immer mehr alte Fahrzeuge auf Österreichs Straßen unterwegs sind. Laut Statistik Austria sind bereits heute mehr als zwei Fünftel (42,5 Prozent) des heimischen Pkw-Bestands vor 2012 zugelassen wurden. 2,18 Millionen Autos sind damit älter als zehn Jahre. Bleibt die Frage: Was kann man als Fahrzeughalter tun, um die Nutzungsdauer möglichst zu verlängern?

Service-Intervalle einhalten

Wer ein langes, sorgenfreies Autoleben möchte, sollte die vom Hersteller im Serviceplan festgelegten Intervalle penibel beachten. Neben dem obligatorischen Ölwechsel samt Austausch der Filter, der in der Regel kilometer- oder zeitabhängig definiert ist, fallen darunter auch andere Wartungsarbeiten wie der Tausch von Betriebsflüssigkeiten oder dem Zahnriemen.

Ab Laufleistungen von über 100.000 Kilometern ist es zudem ratsam, den Gelenkfetten und Achsantriebsölen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine professionelle Motorreinigung hat vor allem bei Direkteinspritzern Sinn, um mögliche Verkokungen zu entfernen.

Reparaturen keinesfalls aufschieben

Rechtzeitig darauf schauen, dass man's hat, wenn man's braucht - dieser alte Werbeclaim einer Versicherung gilt auch für Autoreparaturen. Diese über längere Zeit aufzuschieben rechnet sich nur in den seltensten Fällen. Ganz im Gegenteil: Im schlimmsten Fall entstehen durch verschleppte Defekte größere Schäden, was einen teuren Reparaturstau zur Folge haben kann. Als Faustregel gilt: Zumindest ein Mal im Jahr sollte ein Fahrzeug auf der Hebebühne von einem Profi begutachtet werden. Im Normalfall bietet sich dafür der saisonale Termin zum Reifenwechsel an.

Darüber hinaus kann es sich finanziell durchaus lohnen, zusammenhängende Arbeiten gegebenenfalls vorab erledigen zu lassen, um sich zusätzliche Folgetermine und damit weitere Kosten durch Mechaniker-Arbeitsstunden zu ersparen. So sollten Leuchtmittel stets paarweise erneuert werden. Steht der Wechsel des Zahnriemens an, so bietet sich der präventive Tausch von Wasserpumpe und Spannrolle an.

Wer bei Ersatzteilen spart, zahlt drauf

Zugegeben: Original-Ersatzteile vom Markenhersteller erscheinen auf den ersten Blick nicht selten grenzwertig teuer. Dennoch sollte man es sich sehr gut überlegen, ob man stattdessen auf preiswertere Nachbauteile zurückgreift, die meist aus Fernost geliefert werden. Deren Lebensdauer ist in der Regel spürbar kürzer als jene von Originalteilen. Wer bei Ersatzteilen dennoch sparen möchte, der findet in geprüften Gebrauchtteilen möglicherweise eine preiswerte Alternative. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um sicherheitsrelevante Bauteile.

Blechschäden ausbessern lassen

Während die einen beim kleinsten Kratzer sofort den Lackierer des Vertrauens kontaktieren, zucken die anderen bei Blechschäden nur mit der Schulter. Fakt ist: Im Gegensatz zu süditalienischen Kleinwagen, deren Nahkampfspuren stolz über Jahre hinweg wie Trophäen kultiviert werden, gelten Fahrzeuge mit Lack- oder Blechschäden in unseren Breitengraden als absolutes No-Go. Und zwar zu Recht. Denn spätestens bei Kontakt mit Feuchtigkeit oder gar Streusalz werden aus vermeintlichen Kleinigkeiten allzu schnell beträchtliche Rostnester. Tiefe Kratzer oder Schäden an der Schutzschicht des Unterbodens sollten deshalb unverzüglich ausgebessert werden, um Folgekosten zu vermeiden.

Den Motor hegen und pflegen

Der Klassiker unter den Auto-Irrtümern ist auch im Jahr 2022 noch aktuell: Das Warmlaufenlassen im Stand ist nicht nur eine Umweltsünde ersten Ranges und deshalb auch zu Recht gesetzlich verboten. Vom drohenden Strafrahmen von bis zu 5000 Euro einmal abgesehen ist diese vermeintlich schonende Praxis auch für den Motor das reinste Gift. Schließlich ist der Verschleiß aller beweglichen Teile im Leerlauf am höchsten. Ähnliches gilt aber auch für hohe Drehzahlen bei kaltem Motor: Vor allem bei modernen Downsizing-Aggregaten mit wenig Hubraum steigt dabei parallel zum Verschleiß auch der Treibstoffverbrauch exponentiell an.

Richtig parken spart Geld

Der optimale Stellplatz für ein Auto ist gut belüftet, trocken und frostsicher. Im Zweifel kann demnach ein geschütztes Plätzchen unter freiem Himmel sogar besser sein als eine hermetisch verschlossene und schlecht belüftete Garage.

Neben zu hoher Feuchtigkeit und Frost ist UV-Licht der größte Feind gebrauchter Autos. Steht ein Fahrzeug das ganze Jahr hindurch in der prallen Sonne, werden die Spuren nicht nur am Lack deutlich sichtbar. Auch Kunststoff-Anbauteile sowie das Armaturenbrett bleichen mit der Zeit sichtbar aus.

Stichwort Parken: Wer das Auto für längere Zeit abstellt, sollte neben dem erhöhten Reifendruck auch an ein Ladegerät mit Batteriewächter denken.