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Umbau der Autofestung

Hunderttausende Pendler strömen tagtäglich mit dem Auto nach Luxemburg ein. Jetzt versucht die Stadt entschieden gegenzusteuern.

Früher fünf Fahrbahnen für Autos, heute ein Boulevard für alle.
Früher fünf Fahrbahnen für Autos, heute ein Boulevard für alle.

Platz für eine Straßenbahn, für Radfahrer und für Fußgänger. Mit diesem ambitionierten Programm versucht die Stadt von Luxemburg seit rund einem Jahrzehnt der Vorherrschaft des Individualverkehrs gegenzusteuern. "Von der Autofestung zur mobilen Stadt" heißt der Paradigmenwechsel, der u. a. mit dem ersten Fahrradverleih im Jahr 2007 eingeleitet wurde. Wo es im inneren Stadtbereich bisher vier bis fünf Fahrspuren plus Parkplätze gab, wird teils auf zwei Fahrspuren für Autos zurückgebaut - in einer Stadt, in der 96 Prozent der Haushalte einen Pkw besitzen.

Ein Kernelement dieser Kraftanstrengung für den öffentlichen Verkehr ist die neue Straßenbahn. Wie in vielen europäischen Städten musste die Tram Mitte des 20. Jahrhunderts in Luxemburg der Auto-Euphorie weichen. Dieser Fehler wird jetzt korrigiert. "Schon 1996 gab es ein erstes Projekt. Aber die Zeit war nicht reif. Erst jetzt steht eine politische Mehrheit hinter dem Neubau einer Tram", sagt Paul Hoffmann, Direktor der Verkehrsabteilung.

Das erste Teilstück wurde 2017 eröffnet. Bislang sind sechs der geplanten 16 Kilometer gebaut. Eine technische Raffinesse ist, dass die neue Tram im Stadtzentrum 2,5 km ohne Oberleitung fahren kann. Die Batterie wird an den Haltestellen mit Oberleitung aufgeladen. Auch bei den Bussen setzt Luxemburg auf Plug-in-Hybride und E-Busse.

Die Umbauphase im Straßenraum hat aus der Sicht von Hoffmann auch einen Lerneffekt. "Wir sind mit den Geschäftsleuten in engem Kontakt und helfen teils auch durch finanzielle Mittel, dass sie mit den Einschränkungen zurechtkommen." Durch diese Unterstützung und den Gewöhnungseffekt, so die Hoffnung, könnten die Betroffenen auch die nachhaltigen Einschränkungen im Individualverkehr nach Fertigstellung der Bauarbeiten leichter akzeptieren.

Luxemburg nutzt die Chance, die Salzburg bei der sanierungsbedingten Sperre des Neutors verspielt hat: Hier wurde die Bauphase nicht genutzt, um mit Betroffenen über flankierende Maßnahmen und allenfalls nötige finanzielle Unterstützungen zu reden. Nur so hätte die Sperre nach der Sanierung aufrecht bleiben können.

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