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VW erfindet sich neu

Mit der Vorstellung des ID.3 ruft Volkswagen das dritte Kapitel seiner Firmengeschichte aus. Das erste Modell auf der neuen Elektroplattform hat das Potenzial, die "Generation Golf" abzulösen.

Hoffnungsträger und Symbol eines mit viel Pomp zelebrierten „Neubeginns“ bei VW: der neue ID.3 – das erste Auto auf der neuen MEB-Plattform.
Hoffnungsträger und Symbol eines mit viel Pomp zelebrierten „Neubeginns“ bei VW: der neue ID.3 – das erste Auto auf der neuen MEB-Plattform.

Bereits drei Tage vor der Eröffnung der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt lud VW zur großen Weltpremiere des neuen ID.3. Dreieinhalb Jahre hatte man in Wolfsburg auf diesen Tag hingearbeitet, dementsprechend pompös fiel die Präsentation des ersten ausschließlich mit batterieelektrischem Antrieb erhältlichen Modells aus. Der Österreicher Herbert Diess, seines Zeichens CEO des größten Automobilbauers der Welt, sparte nicht mit starken Vergleichen: Der ID.3 symbolisiere den Beginn des "dritten großen Kapitels der Marke VW nach dem Käfer und dem Golf". Die Marke übernehme die Verantwortung dafür, die Elektromobilität als Leitkultur einer neuen Mobilität zu implementieren. Sogar das Markenlogo wurde
passend zum neuen Saubermannimage überarbeitet und zeitgleich zur Präsentation des neuen Hoffnungsträgers an der Konzernzentrale in Wolfsburg ausgetauscht. Weitere 70.000 Logos auf weltweit 10.000 VW-Autohäusern werden innerhalb der nächsten beiden Jahre folgen.

Wenngleich überhöhte Erwartungen nur selten erfüllt werden können, konnte der ID.3 dennoch überzeugen. Als erster VW seit dem Käfer kommt der Stromer mit Heckantrieb. Ebenfalls im Heck sitzt der ausschließlich mit einer Leistung von 204 PS verfügbare Elektromotor. In Sachen Akku haben die zukünftigen ID.3-Fahrer die Auswahl zwischen drei Kapazitäten: Zum Marktstart im Sommer 2020 wird vorerst nur die mittlere Batteriegröße angeboten. Deren Kapazität von 58 kWh reicht für eine WLTP-Reichweite von 420 Kilometern. Später werden Modelle mit je einer kleineren und einer größeren Batterie angeboten: Die
45-kWh-Variante für Kurzstreckenfahrer soll 330 Kilometer weit kommen, mit der Version mit dem 77-kWh-Akku muss man laut VW erst nach 550 Kilometern an die Steckdose. Apropos laden: An einer Schnellladestation mit 100 kW Leistung "tankt" der ID.3 binnen 30 Minuten genug Energie für weitere 290 Kilometer.

Im Vergleich zu früheren Elektroautos ist das Design des ID.3 verhältnismäßig unspektakulär. Mit 4,26 Metern ist er ähnlich lang wie ein VW Golf, wobei der Radstand deutlich länger und die Karosserieüberhänge kürzer sind. Da die Batterien im Unterboden verbaut sind, erinnert die Silhouette des ID.3 an einen Golf Plus - wobei VW mit dem Versprechen vom Innenraum auf Passat-Niveau gefühlt etwas übertrieben hat. Ja, auch mit 1,90 Metern sitzt man vorn wie
hinten gut, 385 Liter Kofferraumvolumen sind allerdings Klassendurchschnitt.

Tatsächlich innovativ sind die Bedienelemente im Innenraum: Mit Ausnahme von Fensterhebern und Warnblinkanlage gibt es keine Knöpfe mehr - stattdessen die "Hallo ID"-Sprachsteuerung. Als Einstiegspreis legt sich VW auf etwa 30.000 Euro fest - abzüglich der E-Auto-Förderungen.
Auf die Batterie gibt es acht Jahre bzw. 160.000 Kilometer Garantie. Laut Volkswagen wird die Produktion im Werk Zwickau übrigens wie auch die Zellfertigung für den Stromspeicher "bilanziell CO2-neutral" ablaufen.

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