SN.AT / Leben / Mobilität

Zwischengas, ganz ohne Turbo

Der elektrische Porsche Taycan taugt als Zukunftsskizze für die Sportwagen von morgen.

Die Zukunft hat begonnen, und sie ist leise und emissionsfrei.
Die Zukunft hat begonnen, und sie ist leise und emissionsfrei.

Anfang September präsentierte Porsche seinen ersten rein elektrischen Sportwagen auf der IAA in Frankfurt der Weltöffentlichkeit. Seither ist der Taycan auf Europatour: Von Oslo bis nach Stuttgart, auf 6440 Kilometern durch neun Länder haben Medienvertreter nun erstmals die Gelegenheit, den Starkstromer auf öffentlichen Straßen zu testen. Die österreichische Etappe führte von Dornbirn in Vorarlberg über Traumstraßen wie der Silvretta, dem Arlberg oder dem Fernpass bis nach Innsbruck.

Die Erwartungshaltung war enorm. Schließlich stellen Porsche-Kunden extrem hohe Anforderungen, bei der Fahrdynamik und der Reichweite ebenso wie bei der Verarbeitungsqualität. Zu Preisen von mindestens 156.152 Euro (ab 189.702 Euro für das Topmodell Turbo S) sind diese wohl auch berechtigt. Eines vorweg: Der Taycan enttäuscht diese Erwartungen nicht. Mehr noch - der bis zu 761 PS starke Viertürer hat ohne Zweifel das Potenzial, seinen konventionell angetriebenen Brüdern über kurz oder lang den Rang abzulaufen. Die Kombination aus flüsterleisem, lokal emissionsfreiem Antrieb, atemberaubenden Fahrleistungen (von 0 auf 100 km/h in 2,8 Sekunden beim Turbo S) und einer Vielzahl technischer Detaillösungen macht den Taycan zu einem der spannendsten Fahrzeuge der Gegenwart. Ein Tag hinter dem Steuer reicht kaum aus, um alle Details zur Gänze zu erfahren. Sei es die Reichweite von bis zu 450 Kilometern nach WLTP (beim Turbo), die gewaltige, stufenlose Kraftentfaltung, das stets in Echtzeit optimierte, lastwechselfreie Fahrwerk oder die Möglichkeit, dank des 800-Volt-Bordsystems die Batterien mit bis zu 270 kW binnen
25 Minuten auf bis zu 80 Prozent der Kapazität aufzuladen - der Porsche Taycan ist eine fahrende Aneinanderreihung von Superlativen. Nicht weniger als 21 (!) Fahrassistenzsysteme sorgen wahlweise für komfortables und/oder sportliches Vorankommen. Im Test überrascht vor allem, wie gekonnt die Porsche-Ingenieure die Herausforderung meistern, das Sportwagen-Gefühl in die elektrische Zukunft zu übersetzen. Passend zum gewählten Fahrmodus (Range, Sport, Sport Plus oder Individual) gibt der Taycan einen futuristisch-elektrischen Sound von sich, der stark an die Boliden aus dem Science-Fiction-Film "Tron: Legacy" erinnert. Auch die Art und Weise, wie das Zweiganggetriebe an der Hinterachse beim Gangwechsel Zwischengas gibt, macht binnen kürzester Zeit süchtig. Und tröstet schnell über die technisch nicht nachvollziehbare Entscheidung hinweg, ein E-Auto mit dem Zusatz "Turbo" zu versehen. Zugegeben: Als sündteurer Sportwagen wird der Porsche Taycan bei der Rettung der Welt keine Rolle spielen. Aber er bietet durchaus Lösungen, die den Bau solcher Autos auch in Zukunft rechtfertigen können.

KOMMENTARE (0)