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Dacia Spring Electric im SN-Test: Mobil sein auf Ein-Stern-Niveau

Das günstigste Angebot fordert seinen Preis: Nur beim Antrieb wirkt der Dacia Spring Electric auf Höhe der Zeit. Allgemein ist vom automobilen Fortschritt wenig zu spüren.

Der Dacia Spring erinnert stark an die Entbehrungen der Steinzeit der Elektromobilität.
Der Dacia Spring erinnert stark an die Entbehrungen der Steinzeit der Elektromobilität.
Der Dacia Spring erinnert stark an die Entbehrungen der Steinzeit der Elektromobilität.
Der Dacia Spring erinnert stark an die Entbehrungen der Steinzeit der Elektromobilität.
Der Dacia Spring erinnert stark an die Entbehrungen der Steinzeit der Elektromobilität.
Der Dacia Spring erinnert stark an die Entbehrungen der Steinzeit der Elektromobilität.

Im Mai des Jahres 1990 startete eine illustre Karawane vom Salzburger Residenzplatz aus in Richtung Pinzgau - die Austro Solar mit späterem Ziel Wien. An die drei Dutzend Elektroautos, teilweise tatsächlich mit Solarpaneelen ausgestattet, fuhren durch ein dichtes Spalier. Die Leute wollten Zukunft schauen. Die Fahrzeuge? Klein bis winzig.

Reduktion auf das Wesentliche lautete die Maxime vor drei Jahrzehnten, als in großem Stil auch schon über die Elektromobilität debattiert wurde. Die Teslas oder e-trons, die jetzt, also in der damaligen Zukunft, zu haben sind, waren nicht vorstellbar. Aber die Reduktion auf das Wesentliche blieb ein Thema. Zum Beispiel bei Dacia.

Dacia Spring Electric: Aus der Zeit gefallen

Mit dem von der rumänischen Renault-Tochter Dacia in China gefertigten Spring Electric wollen die Preisbrecher aufzeigen: Wir haben das günstigste Elektroauto auf dem Markt. Allerdings: Nur wer auf mittlerweile gewöhnte Standards und Annehmlichkeiten verzichten will, sollte sich den elektrischen Dacia zulegen.

Die Eckpunkte: schicke Schale mit SUV-Andeutung, 3,73 Meter Länge, 44 PS, eine Tonne Gewicht (inkl. Batterien), mit Förderungen 14.390 Euro Kampf-Einstiegspreis - und ein klobiger Schlüssel mit Bart. Dieser Schlüssel ist wie bei einem Verbrenner zu bedienen. Mit der Drehbewegung erwacht das Auto hörbar. Druck auf das Pedal - nichts rührt sich. Es muss noch ein Startvorgang simuliert werden, dann erscheint ein grünes "OK". Der Sinn erschließt sich nicht.

Dieser Schlüssel spannt den Bogen zur Nostalgie. Aus der Zeit gefallen, so lässt sich viel vom Gebotenem beschreiben: dünne Bleche, starre Lenksäule, keine Höhenverstellung des Sitzes, Ächzen und Knarzen bei jedem Richtungswechsel, schwammiges Fahrgefühl, lautstarker Einarm-Scheibenwischer, keine Parkstellung, nur Handbremse mit wuchtigem Hebel. Der Name Spring, englisch Frühling, könnte auch die deutsche Bedeutung haben. Bodenwellen dringen so gnadenlos durch, dass die Frage im Raum steht: Wann springt er?

Bei zunehmenden Tempo wird es ungemütlich im Dacia Spring

Dacia preist den Spring als Stadtauto an und das sollte wörtlich genommen werden. Bis 50 km/h zieht der kleine Stromer auch im Eco-Modus flott dahin. Die Geräusche und Schütteleien bleiben erträglich. Mit zunehmendem Tempo wird es zunehmend ungemütlich und bei 125 km/h ist laut Datenblatt Schluss. Wir haben die Grenze nicht ausgelotet, denn ein Umstand stimmt nachdenklich. Beim Euro NCAP Crashtest gab es für den Spring einen einzigen Stern. Dabei wären nur vier statt der fünf Sterne schon kein Ruhmesblatt.

Bei der Austro Solar 1990 erreichte der SN-Teilnehmer wegen schwächer werdender Batterie mit größter Mühe im Schritttempo das erste Etappenziel Saalfelden. Von der Reichweite her würde dieser Dacia die Distanz von 70 km natürlich mühelos schaffen. Der WLTP-Wert von 230 km, der ist aber fern. Es bleibt bei einer Annäherung an die 180-km-Marke. Nach wie vor gilt, was Georg Schinwald damals schrieb: Am Steuer eines Elektroautos heißt es umdenken. Das gilt nicht nur für die Energieaufnahme, sondern auch für den Fahrstil.

IM TEST



Dacia Spring Electric

Elektro-Kleinstwagen, 33 kW/44 PS, Einganggetriebe, Reichweite (WLTP): 230 km/305 km Cityzyklus, rund 170 km im Test, Batterie: 27,4 kWh, Ladezeit: Wallbox rund fünf Stunden, Verbrauch (WLTP): 13,9 kWh/100 km, Preis: ab 14.390 Euro.

Was gefällt:
Das pfiffige Äußere und die vier Türen bei 3,73 Metern Länge.

Was weniger gefällt:
Die großen Abstriche in puncto Fahrkomfort und Sicherheit.

Was überrascht:
Dass die 44 PS reichen, um im Stadtgebiet flott zu sein.

Perfekt für:
Leute, die von einem Auto nicht mehr erwarten, als dass es fährt.