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Die Zug-Suchmaschine für Fernreisen mit der Bahn

Internationale Zugreisen zu buchen ist oftmals teuer und kompliziert. Ein junger Unternehmer und Schienen-Enthusiast aus Wien möchte das nun ändern.

Bahnreisen-Experte Elias Bohun (l.) und sein Vater Matthias möchten die Alternative Zug einer größeren Zielgruppe schmackhaft machen.
Bahnreisen-Experte Elias Bohun (l.) und sein Vater Matthias möchten die Alternative Zug einer größeren Zielgruppe schmackhaft machen.

Als Teenager gründete Elias Bohun mit Unterstützung seines Vaters ein Reisebüro, das sich auf die Planung weltweiter Zug-Fernreisen spezialisiert hat. Wenngleich die Pandemie und der Ukraine-Krieg Zugreisen in Richtung Osten unmöglich machen, arbeitet der heute 22-jährige Jungunternehmer seit mittlerweile fast zwei Jahren am nächsten Coup: Mit der smarten Online-Reiseplattform "Traivelling" will der Wiener das Planen und Buchen internationaler Zugreisen revolutionieren.

Herr Bohun, wie kam Ihnen die Idee zu "Traivelling"? Elias Bohun: Ich war nach der Matura mit meiner damaligen Freundin vier Monate lang in Vietnam unterwegs. Dorthin gekommen sind wir per Zug, das hat insgesamt 16 Tage lang gedauert. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass das sehr mühsam werden könnte. Im Nachhinein war die Zugreise aber das Highlight des gesamten Trips. Wieder zu Hause habe ich mich daraufhin auf die professionelle Planung solcher Langstrecken-Zugreisen spezialisiert. Die Nachfrage war von Beginn an extrem hoch, wir haben vom Fleck weg Tausende Anfragen bekommen. Durch die Beschäftigung mit den Wünschen haben wir schnell ein Gefühl dafür bekommen, wonach die Menschen suchen. Im zweiten Schritt haben wir dann begonnen, uns mit der Automatisierung der Anfragen zu beschäftigen.

Sie haben nun eineinhalb Jahre in die Entwicklung der Buchungsplattform investiert, die Ende dieses Sommers online gehen soll. Worin wird das Alleinstellungsmerkmal der Website bestehen? Die Seite ist als Buchungsplattform geplant, über die man möglichst einfach die sinnvollsten Bahnverbindungen innerhalb Europas finden kann. Existierende Bahn-Routenplaner suchen meist nur nach der schnellsten Verbindung, andere Kriterien können nicht ausgewählt werden. Oder sie zeigen unglaublich viele Ergebnisse an, von denen die meisten für die Kunden nicht wirklich sinnvoll sind. Der von uns programmierte Algorithmus wird es möglich machen, beispielsweise Nachtzüge zu präferieren, möglichst lange im selben Zug zu fahren oder möglichst selten, mit ausreichenden Zeitreserven und wenn, dann in besonders attraktiven Städten umzusteigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man die eigene Reiseplanung direkt auf der Seite auch gleich bearbeiten, also an dieindividuellen Bedürfnisse wird anpassen können.

Wer bei Reisen quer durch Europa auf das Flugzeug verzichten möchte, der stößt häufig auf Apps wie Trainline oder Omio. Was möchten Sie besser machen als diese Angebote? Die existierenden Apps und Websites funktionieren in der Praxis einfach nicht gut genug, um Menschen dazu zu motivieren, mit dem Zug beispielsweise von Wien nach Barcelona zu fahren. Sehr häufig beinhalten die vorgeschlagenen Verbindungen Fallstricke wie beispielsweise Umstiege mit viel zu wenig Zeit oder sie machen Unmengen an separaten Buchungen notwendig.

„Der Weg kann nur dann zum Ziel werden, wenn man die notwendigen Aufenthalte so sinnvoll wie möglich nutzen kann.“
Elias Bohun, Gründer Traivelling.com

Der Algorithmus kann nur so gut sein wie die hinterlegten Daten. Wie kommen Sie an tagesaktuelle Informationen? Wir haben mit den ÖBB und den meisten anderen Anbietern in Europa direkte Verträge, die es uns erlauben, auf alle aktuellen Daten zuzugreifen.

Das heißt, aktuelle Änderungen werden sofort übernommen? Grundsätzlich ja. Wo auch unser Algorithmus an seine Grenzen stößt, das sind kurzfristige Verspätungen. Speziell bei sehr weiten Verbindungen kann das manchmal so kompliziert werden, dass es im Zweifelsfall die bessere Lösung darstellt, uns direkt zu kontaktieren.

Welchen Rat können Sie für die individuelle Buchung von Zugreisen quer durch Europa geben? Man sollte nicht nur auf die gängigen Seiten vertrauen, sondern die Strecke auch bei Interrail checken. Vor allem bei sehr teuren Tickets lässt sich dabei teilweise viel Geld sparen. Allerdings muss man bei Interrail stets auf die korrekte Reservierung achten - und hier fängt es an, richtig kompliziert zu werden.

Was sind die häufigsten Fehler? Oft wird viel zu wenig Zeit zum Umsteigen eingeplant. Es ist manchmal sehr verlockend, Züge zu buchen, bei denen man nur wenige Minuten zum Umsteigen hat. Ich verstehe schon, dass man möglichst schnell ans Ziel kommen möchte. Doch wenn man aufgrund einer Verspätung den Anschluss verpasst, ist die Frustration programmiert. Im Zweifelsfall ist es deshalb klüger, etwas mehr Zeit einzuplanen. Der Weg kann nur dann zum Ziel werden, wenn man die notwendigen Aufenthalte so sinnvoll wie möglich nutzen kann.