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E-Auto - aber mit grünem Strom

Ein entscheidender Faktor, der gern vergessen wird. In der E-Mobilität sehen viele die Zukunft. Das kann sie aber nur sein, wenn der Strom nachhaltig ist.

Das E-Auto birgt großes Potenzial in sich, das Erreichen der Weltklimaziele zu unterstützen – doch nur, wenn es mit Strom aus erneuerbaren Quellen betankt wird.
Das E-Auto birgt großes Potenzial in sich, das Erreichen der Weltklimaziele zu unterstützen – doch nur, wenn es mit Strom aus erneuerbaren Quellen betankt wird.

Ein Auto, das durch fossilen Brennstoff betrieben wird, dabei graue Rauchschwaden hinterlässt und die Luft und die Atmosphäre mit Kohlenstoffdioxid belastet, ist nicht mehr zeitgemäß. Da sind sich Experten einig. Elektrobetriebene Motoren sind bereits eine gute Alternative, an deren Weiterentwicklung Hersteller wie auch Forscher intensiv tüfteln. Zwölf Prozent aller Neuzulassungen sind bereits vollelektrische Fahrzeuge. Es klingt ja auch fast zu gut, um wahr zu sein: Ganz ohne Abgase lässt sich bequem von A nach B kommen, das schlechte Gewissen darf eine Pause machen.

Sauberen Strom laden

Doch so einfach ist es nicht, warnt Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der TU Wien. "Viele vergessen, dass Strom keineswegs immer auf nachhaltige Weise produziert wird", erklärt der Wissenschafter, "wenn er etwa aus einem Kohlekraftwerk stammt, dann haben wir sehr wohl ein hohes Maß an CO2, das die Atmosphäre belastet. Wenn das E-Auto damit geladen wird, ist der Vorteil für die Umwelt dahin." Wirklich sauber und grün sei die Energie nur dann, wenn sie aus Wasser-, Wind- oder Solarkraft erzeugt werde. "Dabei fällt gar kein CO2 an."

Weltweit ist noch großer Nachholbedarf in Sachen dieser grünen Energie zu verzeichnen. Auf einer Weltkarte, die mit Farben anzeigt, wie es um die Nachhaltigkeit des produzierten Stroms steht, leuchten auffällig viele Länder gelb, orange und dunkelrot auf. Die größten "Strom-Klimaverbrecher": Australien, Indien, Polen, Estland, dicht gefolgt von Bosnien und Herzegowina, Lettland, der Dominikanischen Republik, Taiwan und Teilen der USA. Kohlekraftwerke sind in diesen Ländern die Hauptquelle für Strom. Große Teile der Welt allerdings, so beispielsweise China und Saudi-Arabien, sind auf dieser Weltkarte nicht gelistet - es fehlen die Informationen. Auch die meisten anderen Länder haben nach der Weltkarte viel aufzuholen, wenn es darum geht, die Weltklimaziele zu erreichen. Nur wenige Länder scheinen in einem frischen Grün auf: Schweden, Frankreich, Island und Kanada. Während beispielsweise Polen nur zu 13 Prozent CO2-armen Strom herstellt, sind es in Island - das sich voll und ganz mit eigener Wasserkraft versorgt - sage und schreibe 100 Prozent.

Weltkarte für Nachhaltigkeit

Österreich ist nach der Karte im gelben, also mittleren Feld. 79 Prozent des Stroms, der hier produziert wird, ist CO2-arm, stammt also primär aus Wasser-, aber auch aus Wind- und zu einem kleinen Anteil aus Solarenergie. Diese Zahl ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, sagt Geringer. "Wir wären vergleichsweise gut, was die Erzeugung betrifft, doch wir decken nur 75 bis 80 Prozent unseres Stromverbrauchs selbst", erklärt er, "der Rest wird zugekauft, und zwar aus den - was nachhaltige Stromerzeugung anbelangt - deutlich hinter uns liegenden Ländern Tschechien und Deutschland."

Grundsätzlich sieht Geringer im E-Auto eine ideale Alternative zu mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos. Die Reichweite liege bei neuen Elektrofahrzeugen derzeit bei bis zu 400 Kilometern, 250 bis 350 seien mittlerweile der Normwert. Damit eigne es sich für Alltagsstrecken. Noch gibt es allerdings zu wenige Ladestationen, bemängelt Geringer. "E-Autos benötigen Hochleistungssteckdosen mit einer Leistung ab 50 Kilowatt. Ein normales Haus hat drei bis elf." Und: Es brauche mehr grüne Energie, viel mehr, sagt Geringer: "In die Infrastrukturen, um Wind-, Wasser- und Solarenergie zu nutzen, werden wir die nächsten Jahre und Jahrzehnte weltweit dringend investieren müssen."