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GR Yaris: Selbstversuch mit weltmeisterlichem Gerät

Wer Rallyestar Sébastien Ogier imitieren will, kann im Lungau in die Fahrschule gehen. Auch dort ist aller Anfang schwierig.

Unterwegs im Toyota Gazoo Racing Yaris.
Unterwegs im Toyota Gazoo Racing Yaris.

Alles lauscht dem Instruktor. Vor dem (Er-)Fahrerlebnis steht immer die Theorie. Unterrichtsstunde quasi. Die vermittelt Professor Patrick Winter. Nein, Professor ist der junge Mann nicht, aber er war Rallyeprofi, gewann Staatsmeisterschaftsläufe und ist mit dem Unterrichtsgegenstand vertraut. Der heißt heute "Driften"Das Gerät dazu ist seit Kurzem auch bei den Spezialisten für außergewöhnliche Erlebnisse hinter Lenkrädern, dem Grazer Unternehmen Razoon, verfügbar: der Toyota GR Yaris. Ja, das Arbeitsgerät des siebenfachen Rallyeweltmeisters Sébastien Ogier und seiner Kumpel Elfyn Evans und Kalle Rovanperä. Nun, die fahren die extrascharfe Version für die Rallye-WM (WRC), doch Toyota will auch ganz "normalen" Kunden ein Fahrerlebnis wie im Rallyesport nahebringen.

In 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h

Der GR (Gazoo Racing) Yaris für jedermann/jedefrau kommt mit 1,6-Liter-Turbobenziner als Dreizylinder mit Allradantrieb und 261 PS. Bei 230 km/h wird abgeriegelt, bis dorthin gibt es 360 Newtonmeter, und weil der kleine Flitzer nur 1280 Kilogramm leicht ist, ist er auch in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. So weit die Eckdaten. Ach ja: Listenpreis in Österreich ab 37.890 Euro, in der ausstattungsmäßig aufgemotzten High-Performance-Version 43.090. Auch nicht wenig, aber so nah an ein Wettbewerbsmodell kommt man mit diesem Budget kaum.

Driften in der Praxis lernen

Die Einschulung ist beendet. Die Theorie klingt logisch. Also ans Werk. Im tiefsten Lungau, hinter Thomatal auf knapp 1100 Metern Höhe, dort wo Winter noch richtige Winter sind, hat Razoon-Geschäftsführer Dominik Olbert mit seiner Crew eine Eisbahn gemietet, in der mehrere Module einzeln oder kombiniert zu befahren sind. Minus sechs Grad Celsius und strahlende Sonne, ideal, ein richtiger Lungauer Frühlingstag also. Es geht ums Driften, also vorerst die Versuche dazu. Mit Allradantrieb, ohne "Heckschleuder", aber im Sportmodus ohne ESP. Der Unterschied zum gesicherten Fahren ist eklatant und bei jedem Einlenken spürbar. Dominik ist mein persönlicher Instruktor, unterrichtet über Funk. Ich muss nicht antworten, hätte eh dafür keine Zeit wegen anderwärtiger Beschäftigung: "Leicht anbremsen, einlenken und dann voll aufs Gas." Das wird schwierig, sich zu überwinden, auf dem Gaspedal zu bleiben, wenn die Schneewand näher und näher kommt. Mit Gas geht wirklich alles gut, nur das Eindrehen muss man durch Gegenlenken vermeiden. "Immer ins Kurveninnere schauen!" Ja, eh … Na ja, dann ein wenig Geschwindigkeit rausnehmen.

"Gas, Gas, Gas!"

Nächste Übung Handlingparcours, kurzer Slalom mit sanften Drifts. Man spürt, wie die Hütchen manchmal leiden … Zum Abschluss wird man darstellender Künstler, zieht einen mehr oder weniger formschönen Achter in die Bahn. Dominik höre ich schon wieder am Funk: "Gas, Gas, Gas!" Natürlich ist jeder unserer Gruppe hin und wieder zu forsch, ein Küsschen an der Leitplanke aus Schnee kommt schon mal vor. Wären wir perfekt, hätten wir die (Nach-)Schulung ja gar nicht nötig … Dominik ist ein guter Pädagoge, Verbesserungen empfiehlt er freundlich, lobende Worte stärken das Selbstvertrauen des Fahrschülers. Am Ende wissen wir, Driften macht Spaß. Wenn man sich im gesperrten Gelände befindet.

Die Nachfrage ist gewaltig

Der Renn-Yaris war von Toyota offenbar punktgenau geplant worden. Die Nachfrage ist gewaltig. Wie auch für den "zivilen" Yaris aus dem nun 20 Jahre alten Werk im nordfranzösischen Valenciennes, wo bisher vier Millionen Einheiten das Band verließen. Der Yaris macht in Europa mittlerweile 20 Prozent des Toyota-Absatzes aus und hat in seinem Segment 8,4 Prozent Marktanteil.
Auch in Österreich hilft der sportliche Kleine dem Aufwärtstrend von Toyota. Die Japaner steigerten im rückläufigen Absatz des Pandemiejahres 2020 den Marktanteil von 2,1 auf 2,3 Prozent. Von den 5728 im Vorjahr in Österreich neu zugelassenen Toyota gingen 1589 trotz Modellwechsels auf den Yaris als klare Nummer eins zurück. Und vom GR Yaris wurden bei uns auch schon 120 Stück verkauft. Inklusive der sieben Lungauer "Fahrschulautos".