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Istanbul Airport - Eurasiens neues Zentrum

Der vorerst zum Teil eröffnete Istanbuler Flughafen kostete 10,5 Milliarden Euro. Der Flughafen soll das Drehkreuz zwischen Europa und Asien werden.

Seit Ende Oktober in Teilbetrieb, 2019 fertig für eine Jahreskapazität von 150 Millionen Passagiere (später 200): Istanbuls neuer Stolz
Seit Ende Oktober in Teilbetrieb, 2019 fertig für eine Jahreskapazität von 150 Millionen Passagiere (später 200): Istanbuls neuer Stolz
Seit Ende Oktober in Teilbetrieb, 2019 fertig für eine Jahreskapazität von 150 Millionen Passagiere (später 200): Istanbuls neuer Stolz
Seit Ende Oktober in Teilbetrieb, 2019 fertig für eine Jahreskapazität von 150 Millionen Passagiere (später 200): Istanbuls neuer Stolz
Seit Ende Oktober in Teilbetrieb, 2019 fertig für eine Jahreskapazität von 150 Millionen Passagiere (später 200): Istanbuls neuer Stolz
Seit Ende Oktober in Teilbetrieb, 2019 fertig für eine Jahreskapazität von 150 Millionen Passagiere (später 200): Istanbuls neuer Stolz

Teile des neuen Flughafens in Istanbul sind noch mitten im Bau. Davon bekamen die TV-Zuschauer bei der Eröffnungsfeier jedoch nichts mit. Präsident Recep Tayyip Erdoğan flimmert über die Fernsehbilder, der sich mit seiner Frau Emine in einen Flughafenwagen setzt und sich im Schneckentempo durch das Flughafengebäude bewegt. Dahinter sind Schilder in mehreren Sprachen zu sehen: "Willkommen zuhause", steht darauf. In seiner Eröffnungsrede verkündet Erdoğan dann stolz: "Istanbul ist nicht nur unsere größte Stadt, sondern auch die wertvollste Marke unseres Landes." Man habe dem Flughafen für die "unbezahlbare Stadt" deshalb den Namen Istanbul Airport gegeben.

Der Flughafen erstrahlt in der Form einer Tulpe

Der neue Mega-Flughafen am Schwarzen Meer ist ein Prestigeprojekt Erdoğans und ein Symbol für seine neue, starke Türkei. Sicher nicht zufällig haben die Architekten dem Tower des neuen Flughafens die Form einer Tulpe gegeben - ein beliebtes Symbol aus dem Osmanischen Reich. Nachts leuchtet der Turm in Weiß und Rot - den Farben der türkischen Flagge.

Der Istanbul Airport soll in Zukunft der größte Flughafen der Welt werden

Richtig in Betrieb geht der neue Istanbul Airport aber erst Ende Dezember - in einer ersten Phase mit einer Kapazität von 90 Millionen Passagieren pro Jahr. Er soll später weiter ausgebaut werden und nach Angaben der Betreibergesellschaft IGA in zehn Jahren eine Kapazität von 200 Millionen Reisenden im Jahr haben. Das würde ihn nach jetzigem Stand zum größten Flughafen der Welt machen. Diesen Spitzenplatz hält zurzeit der Airport in Atlanta in den USA mit einem Passagieraufkommen im vergangenen Jahr von knapp 104 Millionen. Erdoğan sagt, der neue Airport sei eine "Ehre unseres Landes und ein Projekt, an dem sich die Welt ein Beispiel nehmen kann". Aber das Projekt ist umstritten. Umweltaktivisten kritisieren "verheerende" Auswirkungen auf die Natur, die türkische Führung ließ einen Streik von Arbeitern niederschlagen und viele von ihnen verhaften.

Verzögerung der Inbetriebnahme des Flughafens

Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines fliegt zunächst lediglich fünf Ziele vom neuen Airport aus an: drei im Inland und zusätzlich Nordzypern und Aserbaidschan. Ende Dezember zieht die Airline vom Atatürk-Flughafen um. 45 Stunden soll der "Big Bang" dauern, wie Fatih Karaman, Kommunikationschef bei Turkish Airlines, den Umzug nennt. Der Atatürk-Flughafen soll geschlossen und teilweise in einen Park umgewandelt werden. Warum sich die vollständige Inbetriebnahme nun doch verzögert? Man habe beschlossen, zwei Monate noch als Testphase zu nutzen, sagte IGA-Geschäftsführer Kadri Samsunlu. IGA hat das Recht, den Flughafen 25 Jahre lang zu betreiben. Der Terminal, der schon in Betrieb geht, ist lichtdurchflutet, die Decke ist von hohen Säulen getragen. Viel Glas wurde verbaut, Pflanzen wurden aufgestellt. Drumherum wird noch geklopft, gehämmert und gesägt. Auch das riesige Flughafengelände, das so groß ist wie etwa 11.000 Fußballfelder, sieht noch nicht ganz fertig aus: Bauschuttlaster schaffen Geröll zur Seite.
Eine Landebahn ist bereits fertig und Samsunlu zuversichtlich. Der neue Airport in Istanbul solle einmal "der größte und der beste" weltweit werden, sagt er. Vor allem wolle die Türkei im Frachtgeschäft wachsen. Am neuen Airport habe man dafür vier Mal mehr Kapazitäten als am alten. Der neue Flughafen werde "wichtigstes Drehkreuz zwischen Asien und Europa". Auch Erdoğan spricht vom "wichtigsten Transitzentrum" in der Region.

Istanbul will Konkurrent Dubai ausstechen

Istanbul will nicht nur europäischen Hubs Konkurrenz machen, sondern als globales Drehkreuz vor allem dem Standort Dubai. Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sagt, Istanbul habe mit seiner Lage zwischen Europa und Asien einen klaren geografischen Vorteil zu Dubai. Außerdem sei die Nähe Istanbuls zu den europäischen Metropolen günstig. Die Entwicklung des Airports in Dubai allerdings ginge Hand in Hand mit dem Wachstum der Fluggesellschaft Emirates - ein Vorteil für Dubai. Emirates habe in kurzer Zeit eine "Riesenkapazität" aufgebaut. Turkish Airlines dagegen habe sich in den letzten zehn Jahren zwar gut entwickelt, sei aber unter anderem durch die Währungskrise in der Türkei in einer "schwierigen Situation".

Bauarbeiter streikten im September

Der neue Airport in Istanbul wurde in einer Rekordzeit von etwas mehr als vier Jahren aus dem Boden gestampft - im Gegensatz zur Dauerbaustelle in Berlin, wo der neue Hauptstadtairport BER noch immer nicht im Betrieb ist. Doch das Tempo in Istanbul hat offenbar seinen Preis. Nach Angaben der Bauarbeitergewerkschaft Dev-Yapi-Is sind seit Beginn der Arbeiten mindestens 37 Menschen auf der Baustelle ums Leben gekommen.
30 Todesfälle habe es gegeben, gibt IGA-Chef Samsunlu zu. Vorwürfe der Arbeiter, dass die Unfälle unter anderem wegen Sicherheitsmängeln passierten, wies er jedoch zurück: "Sie müssen eben aufpassen, was sie tun." Die Arbeiter dagegen kritisieren Produktionsdruck, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechte Unterkünfte und streikten deshalb im September. Die Polizei nahm Arbeiter fest und erstickte damit den Protest im Keim. Samsunlu dagegen erklärte, die Streikenden hätten nicht friedlich protestiert. Noch immer sitzen laut Human Rights Watch 30 Bauarbeiter in Untersuchungshaft, darunter der Gewerkschaftschef Özgür Karabulut, der selbst auf der Flughafenbaustelle schuftete.
Umweltaktivisten kritisieren, dass Wald gerodet werden musste. IGA-Chef Samsunlu nennt das Projekt dagegen einen "grünen Flughafen", unter anderem weil er energieeffizient gebaut worden sei. Stolz ist er auch auf die internationalen Unternehmen, die am neuen Airport operieren. So werde Heinemann den Duty-free-Bereich (u. a. wie in Salzburg) für 25 Jahre betreiben und auch DHL sei am Flughafen angesiedelt.

Mit der erweiterten Kapazität des neuen Airports plant Turkish Airlines, ab dem nächsten Sommerflugplan Ende März die Verbindungen nach Salzburg auf zehn Mal pro Woche aufzustocken - das ergäbe bei einem Airbus A319 rund 1400 Plätze pro Woche und Strecke.

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