SN.AT / Leben / Mobilität

Konzeptstudie bei Porsche: Mit Vollgas zur Energiewende

Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume im Interview. So sollen die Sportwagen aus Zuffenhausen bis 2030 CO2-neutral werden.

Porsche Mission R.
Porsche Mission R.

Bei der "IAA Mobility" in München präsentierte Porsche den Mission R - eine elektrische Konzeptstudie, die zeigt, wie der Motorsport in Zukunft aussehen könnte. Im Anschluss an die Weltpremiere sprach CEO Oliver Blume mit den "Salzburger Nachrichten" darüber, was Nachhaltigkeit für das Unternehmen Porsche bedeutet.

Der Mission R leistet 1100 PS und soll dank einer Batteriekapazität von 80 kWh und leistungsfähiger Rekuperation Sprintrennen fahren können. Sehen wir hier die Zukunft des Motorsports? Oliver Blume: Es ist ein Teil der Zukunft. Wir präsentieren Studien immer mit hohem Realitätsbezug und innovativen Komponenten. Insofern haben wir natürlich die konkrete Absicht, die Studie in den Rennsport zu überführen.

Also ist die Zukunft elektrisch? Ja und nein. Porsche hat auch im Rennsport einen nachhaltigen Anspruch. Wir starten in der vollelektrischen Formel E und haben auf der IAA mit dem Mission R einen Ausblick auf die Zukunft des elektrifizierten Kundensports gegeben. Gleichzeitig fahren wir im Porsche Mobil 1 Supercup schon in diesem Jahr mit sogenannten reFuels - erneuerbaren Kraftstoffen der zweiten Generation.

Im Bereich der Energieeffizienz, aber auch der Wirtschaftlichkeit sind synthetische Kraftstoffe gegenüber batterieelektrischen Antrieben noch deutlich benachteiligt. Wie wollen Sie diese Technologie nachhaltig machen? Lösungen für den Klimaschutz zu finden ist die bedeutendste Herausforderung unserer Generation. Synthetische Kraftstoffe können dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Wir sehen uns als Pioniere. Zusammen mit internationalen Partnern wie Siemens Energy und ExxonMobil bauen wir eine Pilotanlage in Chile. Hier werden schon im nächsten Jahr eFuels hergestellt. Im kommenden Jahr werden wir sie erstmals im Motorsport einsetzen. Damit schaffen wir es, den Verbrennungsmotor nahezu CO2-neutral zu betreiben. Perspektivisch ist auch ein Einsatz in der Erstbetankung, in der historischen Flotte und den Porsche Experience Centern denkbar.

Wie stellen Sie sich das vor? Porsche ist das Testfeld für eFuels. Wir wollen den Nachweis erbringen, dass eFuels auch im industriellen Maßstab funktionieren. Sie bieten einen großen Vorteil, können einfach gelagert und transportiert werden. Zudem ist die bestehende Tankstellenstruktur problemlos nutzbar. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor müssen nicht nachgerüstet werden. Zudem haben unsere Ingenieure großes Know-how in der Abstimmung von Hochleistungsmotoren. Unsere Tests laufen hervorragend. Sie zeigen: Eine Reduzierung der fossilen CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent mit eFuels ist möglich. Wichtig ist der Preis. Bislang sind die Kosten von eFuels noch zu hoch, rund zehn Dollar pro Liter. Mit zunehmenden Kraftstoffmengen prognostizieren wir aber einen Preis von unter zwei Dollar pro Liter in den kommenden Jahren.

Das heißt, Porsche wird selbst sowohl synthetische Treibstoffe als auch grünen Strom produzieren? Nein. Wir werden kein Kraftstoffhersteller. Aber wir übernehmen Verantwortung für den Klimaschutz. In unserer Strategie haben wir klare Wege skizziert, um bereits 2030 bilanziell CO2-neutral zu sein. Dafür investieren wir in den nächsten zehn Jahren mehr als eine Milliarde Euro allein in die Dekarbonisierung. Unter anderem in regenerative Energien - denn nur mit Strom aus erneuerbaren Quellen hat die Elektromobilität auch Sinn. Wir denken Nachhaltigkeit ganzheitlich. Im Jahr 2030 werden bereits 80 Prozent unserer ausgelieferten Fahrzeuge elektrisch angetrieben sein. eFuels sind dabei für uns eine geeignete Ergänzung zur Elektromobilität. Wir wollen Kunden die Möglichkeit bieten, ihre Verbrenner mit einem grünen Kraftstoff zu betanken.

Gibt es konkrete Produktionsziele? Unsere Pilotanlage im chilenischen Patagonien soll 2022 in der ersten Phase rund 130.000 Liter eFuels erzeugen. In zwei Stufen soll die Kapazität dann bis 2024 auf rund 55 Millionen Liter eFuels und bis 2026 auf rund 550 Millionen Liter eFuels erweitert werden. Wichtig ist dabei, dass die Produktion in Regionen erfolgt, wo nachhaltige regenerative Energien im Überfluss vorhanden sind, so wie dies in Chile der Fall ist.

Zurück zur E-Mobilität. Porsche hat jüngst die Entwicklung eines eigenen Superakkus angekündigt. Wie ist hier der aktuelle Stand? Wir beteiligen uns an den verschiedenen Aktivitäten des Volkswagen-Konzerns. Aber das Spitzensegment bei den Batterien müssen wir als Porsche selbst belegen. Gemeinsam mit unserem Partner Customcells entwickeln wir Hochleistungszellen, die eine andere chemische Zusammensetzung und dadurch eine extrem hohe Energiedichte aufweisen. Unsere Batterien werden zudem eine deutlich effizientere Energieentfaltung möglich machen und sich schneller laden lassen. Entwickeln und produzieren wollen wir in Deutschland. Beginnen werden wir auch hier mit einer Pilotfertigung. Ziel ist es, 2025 die ersten Batterien zu haben. Wir starten mit 100 Megawattstunden im Jahr und könnten in der Folge bis zur Gigafactory skalieren.