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Made in China: Chinas Schlüsselrolle bei der Produktion von E-Autos

Die rasante Elektrifizierung bringt China Aufträge in Milliardenhöhe. Immer mehr europäische Hersteller lassen E-Autos in Fernost fertigen.

Als eine der wenigen neuen Marken aus China hat es Xpeng auf den wichtigen Elektroautomarkt Norwegen geschafft.
Als eine der wenigen neuen Marken aus China hat es Xpeng auf den wichtigen Elektroautomarkt Norwegen geschafft.

Seit über 20 Jahren wird der Siegeszug chinesischer Autohersteller nun bereits prophezeit. Nun scheint die automobile Offensive aus Fernost tatsächlich ins Rollen zu kommen - jedoch anders, als man es hierzulande seit jeher befürchtet hat: Denn anstatt den Westen mit konkurrenzlos billiger Massenware für die Straße zu überrollen, nehmen die Autoproduzenten aus dem Reich der Mitte sprichwörtlich den Lieferanteneingang. Während sich Start-ups wie Brilliance oder Landwind meist an den strengen Sicherheitsstandards in der EU die Zähne ausbissen und Retorten-Marken wie Borgward und MG die in sie gesetzten Hoffnungen nur bedingt erfüllen konnten, ist China trotzdem drauf und dran, seinen Vorsprung auf dem globalen Automarkt massiv auszubauen.

BMW und Mini produzieren ihre E-Autos fast zur Gänze in China

Und das liegt nicht nur daran, dass der chinesische Markt mit zuletzt 25,77 Millionen abgesetzten Fahrzeugen im Jahr 2019 längst der wichtigste Markt für die großen Hersteller geworden ist. Vielmehr kommt dem kommunistischen Riesenreich mit seinen unzähligen Zulieferern und Auftragsfertigungen eine Schlüsselrolle bei der Elektrifizierung des Pkw-Markts zu.

Ein aktuelles Beispiel dafür, welche dominante Marktstellung die Chinesen beim Bau aktueller und künftiger Elektroautos spielen, ist der BMW iX3. Während man sich in Österreich darüber freut, dass das E-Antriebsgehäuse für das Elektro-SUV aus dem BMW-Werk in Steyr stammt, wird das restliche Fahrzeug im Joint-Venture-Werk von BMW mit Brilliance Automotive in Shenyang produziert. Ein ähnliches Bild gibt auch die BMW-Tochtermarke Mini ab: Während alle Modelle mit Verbrennungsmotor weiterhin im englischen Oxford montiert werden, wurde der Bau der elektrischen Varianten bei Great Wall Motors mit Sitz in Baoding in Auftrag gegeben. Die Tatsache, dass Mini ab 2030 ausschließlich Elektromodelle verkaufen will, dürfte sich demzufolge nicht allzu positiv auf die Zukunftsaussichten der stolzen Autonation England auswirken.

E-Modell von Darcia kommt aus Wuhan

Auch andere europäische Hersteller haben längst den Weg gen Osten genommen. So stammt das erste E-Modell der Marke Dacia nicht, wie vielleicht vermutet, aus Rumänien, sondern vom Gemeinschaftsunternehmen Renault-Dongfeng in Wuhan. Mit der Positionierung der Daimler-Tochter smart als reine Elektromarke gingen die Stuttgarter im Vorjahr ein 50:50-Joint-Venture mit Geely ein. Die Fertigung zukünftiger Modelle wandert damit zu 100 Prozent nach China, lediglich das Design bleibt in deutschen Händen. Auch Renault, der bisherige Partner beim Bau kompakterer Motoren für Mercedes, wurde bei dieser Gelegenheit von Geely verdrängt.

Stichwort Geely: Wie das Beispiel Volvo zeigt, werden keineswegs nur günstige, wenig prestigereiche Modelle in Fernost zusammengebaut. So stammt immerhin das Flaggschiff der stolzen Schweden, die Limousine S90, vollständig aus den Fabriken des chinesischen Eigentümers. Wenig überraschend ist, dass Gleiches auch für die besonders exklusiv positionierten Modelle der Elektro-Brand Polestar gilt.