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NoVA-Erhöhung unökologisch?

Der Fuhrparkverband kritisiert die geplante Erhöhung der NoVA scharf. Laut Kalkulation müsste jedes Firmenfahrzeug nur 59 Kilometer jährlich einsparen.

„Wenn Unternehmen oder Mitarbeiter einen definierten Anteil einsparen, werden sie steuerlich belohnt.“ Henning Heise
„Wenn Unternehmen oder Mitarbeiter einen definierten Anteil einsparen, werden sie steuerlich belohnt.“ Henning Heise
Henning Heise - Obmann FVA (Fuhrparkverband Austria)
Henning Heise - Obmann FVA (Fuhrparkverband Austria)

Die Kritik an der von der Regierung beschlossenen Erhöhung der Normverbrauchsabgabe (NoVA) reißt nicht ab. Besonders mit der am 1. Juli 2021 in Kraft tretenden Einführung für Klein-Lkw der Klasse N1 gehen Branchenvertreter hart ins Gericht. "Die Ausdehnung der NoVA auf leichte Nutzfahrzeuge bremst den Markt, belastet die betroffene Wirtschaft und bringt der Umwelt nichts, weil alte - und damit schadstoffausstoßreichere - Fahrzeuge länger auf der Straße bleiben", so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure. Vielmehr brauche es Maßnahmen, die die Automobilindustrie durch technologieoffene Forschung und Entwicklung stärkten, so Kerle, denn sowohl Wirtschafts- als auch Klimakrise könnten nur dann gelöst werden, wenn man gemeinsam an einem Strang ziehe.

Ein weiterer Effekt der geplanten Steuererhöhung: Gewerbetreibende, Zusteller- und Handelsbetriebe nutzen aktuell die Gelegenheit, sich noch vor Juli mit neuen Fahrzeugen einzudecken - und damit Mehrkosten in fünfstelliger Höhe pro Fahrzeug zu entgehen. Und damit läuft auch ein Gutteil des von der Regierung einkalkulierten CO2-Einsparungspotenzials ins Leere.

'NoVA ist zur Senkung der CO2-Emissionen ungeeignet'

Mit einer besonders eindringlichen Modellkalkulation ging diese Woche der Fuhrparkverband Austria (FVA) an die Öffentlichkeit. Laut der Rechnung von FVA-Obmann Henning Heise ist die NoVA neu alles andere als ein großer Wurf.

"Die Laufleistung von Firmenfahrzeugen liegt im Schnitt bei 35.000 Kilometern pro Jahr. Das heißt: Diese Fahrzeuge legen in Österreich zusammen jährlich 37.141.685.000 Kilometer zurück", so Heise. Laut Umweltbundesamt stoßen Pkw 249,2 beziehungsweise leichte Nutzfahrzeuge 296,5 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Multipliziert man die niedrigeren 249 Gramm der Pkw mit der Jahreslaufleistung aller gewerblich genutzten Fahrzeuge, ergibt das einen CO2-Ausstoß von 9.248.280 Tonnen pro Jahr. Dividiert man nun die prognostizierten 140.000 Tonnen durch die 249 Gramm und verteilt sie auf die Zeit bis 2030, dann entspricht das 62.472.111 Kilometern pro Jahr. "Jedes Firmenfahrzeug müsste jährlich also nur 59 Kilometer weniger fahren, um die gleiche CO2-Einsparung zu erreichen, wie die Regierung der NoVA zuschreibt", so der FVA-Obmann. Das zeige zwei Dinge auf: "Erstens: Die NoVA ist zur Senkung der CO2-Emissionen ungeeignet. Und zweitens: Die geringfügige Reduktion der Emissionen wird auf dem Rücken Tausender Unternehmer teuer erkauft."

Beim Fuhrparkverband Austria sieht man die Dekarbonisierung des Verkehrs trotz aller Kritik an der NoVA neu für absolut notwendig. Heise: "Viele Firmen gehen den Weg in Richtung CO2-Neutralität. Deshalb sind wir der Meinung, dass der stärkste Hebel im Verkehrsbereich nicht in höheren Steuern liegt, sondern die Maßnahmen praxisnäher und mit motivierendem Charakter zu gestalten sind."

Mitarbeitermotivationsprogramme sollen CO2-Emissionen senken

Parallel zum Aufschub der NoVA fordert der FVA eine Förderung von Ausbildungen und Schulungen zu den Themen Mobility & Travel Management. Henning Heise: "Je mehr Dienstreisen und beruflich veranlasste Wege per Rail & Drive absolviert werden, desto stärker sinken die Fahrzeuglaufleistungen. Das von Bundesministerin Gewessler initiierte 1-2-3-Ticket ist ein perfekter Ansatz. Den Unternehmen muss aber stärker vermittelt werden, dass sie so Spritverbrauch, Kosten und CO2-Emissionen senken und gleichzeitig die Effizienz und Sicherheit der Mitarbeiter erhöhen können." Auch Dienstfahrräder und Lastenräder haben ihre Vorteile, auch wenn sie nicht für alle Branchen und Betriebe den Verzicht auf ein leichtes Nutzfahrzeug ermöglichen. "Die Dekarbonisierung erfordert von den Unternehmen Kreativität und Flexibilität. Jeder Geschäftsführer sollte sich ernsthaft mit möglichen Alternativen beschäftigen und sie im Alltag vor einem kategorischen Ausschluss testen. Das gilt für Rail & Drive, die E-Mobilität sowie Job- und Lastenräder gleichermaßen."

Der Fuhrparkverband empfiehlt die Einführung von Mitarbeitermotivationsprogrammen - und die sollten von der Politik gefördert werden. Beispielsweise wäre ein CO2-Einsparungsbonus sinnvoll, der über einen klar dokumentierten Vorher-nachher-Vergleich in einem definierten Zeitraum den CO2-Fußabdruck der Firma und des einzelnen Mitarbeiters ausweist. Henning Heise: "Das würde einerseits die Emissionen transparent machen und andererseits ein Spielfeld für Motivationsmaßnahmen öffnen. Wenn Unternehmen oder Mitarbeiter einen definierten Anteil einsparen, werden sie steuerlich belohnt."